Presbyter schrieb:Oh es ist hier in der Tat von Ideologie zu sprechen, denn es handelt sich hier nicht um eine natürliche Übersetzungsvielfalt, wie sie z.B. entsteht wenn mehrere Translatoren ein und die selbe Textstelle bearbeiten, sondern um bewusste Manipulation (Handanlegung) an den eigentlichen Literalsinn....Wenn Übersetzung immer Interpretation und damit Sinnkonstruktion eines Textverstehenden ist,
Eine Übersetzung ist dort zu verwerfen wo sie das nicht leistet und anstatt der Intention und Aussage des Autors, die eigene Intention und Aussage widergibt.
dann ist sie immer auch "Handanlegung". Deine Unterscheidungen greifen nicht, Presbyter, sie sind hohle Worthülsen.
Da jeder Übersetzer immer von seinen Denkmustern und dem in seiner Zeit gängigen Sprachgebrauch ausgeht, lösen sich deine Unterscheidungen in Wind auf.
Es ist böswillig,
den ÜbersetzerInnen zu unterstellen, sie wollten ihre sich von der Bibel unterscheidenden Intentionen einbringen.
Sie wollen den Textsinn für ihre Zeit in ihrer Sprach darlegen.
Das muss man ihnen zunächts zugestehen, auch wenn man vieles anders sehen kann.
Presbyter schrieb:Bischof Huber, bei Leibe kein Traditionalist, kritisierte es so: [i]„Dass eine Übersetzung immer auch Interpretation enthält, wird hier umgedreht: Die Interpretation wird als Übersetzung ausgegeben.Auch das ist ein Unsinns-Satz
vom sonst sinnvoll redenden Bischof.
Wenn Übersetzung immer Interpretation ist (so die Textwissenschaft heute), dann wird natürlich immer auch diese "Interpretation als Übersetzung ausgegeben", ist doch wohl logisch, eine Tautologie.
Presbyter schrieb:Die „Übersetzung“ wimmelt von derartigen Eintragungen und Ergänzungen. Statt „das er unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig“ (EÜ) heißt es „wie sie es unseren Vorfahren zugesagt hatte, Sara und Abraham und ihren Nachkommen für alle Zeit“ (Lk 1,55). Die Hinzufügung von „Sara“ ist gut gemeint, steht aber nicht im Text.Das ist doch reine Ansichtssache.
Wenn eine Übersetzerin weiß, dass damals unter "unseren Vätern" die ganze Familie subsumiert wird, das heute aber niemand sieht, sondern die bevorzugte Stellung des Mannes dadurch noch auf Gott zurückführt, dann wird es Zeit, etwas dagegen zu tun und die Frauen, die Gott mindestens so wichtig waren wie die Männer endlich sprachlich erscheinen zu lassen. Es geht um den Geist Gottes, den man beim Übersetzen transparent machen will, nicht die Normen der damaligen Zeit.
Die Bibel ist nicht für ein Museum zu übersetzen, sondern zum Hausgebrauch in unserem Alltag.
Presbyter schrieb:Genauso qualifiziert sind die meisten Kritiker auch, wobei die Mehrheit der Professoren für die biblische Exegese dieses Projekt mir reichlich Kritik bedient haben.Die meisten Exegese-Professoren
haben sich gar nicht gemeldet, weil es sinnlos ist, den immer gleichen Feminismus-Antipoden etwas entgegensetzen zu wollen.
Die haben damals Frau Sölle nicht kapiert und kapieren heute auch nichts, bzw. wollen von ihrer Ideologie nicht abweichen.
Presbyter schrieb:Es geht hier nicht um Verdammung durch zentrale Lehrautroität Mandingo, sondern darum, dass diese Projekt schlichtweg eine unseriöse und nicht ernstnehmbare Übersetzung ist.Genau hier lässt du die Katze aus dem Sack, Presbyter.
Leute deiner Denkweise nehmen andere Ansätze einfach nicht ernst.
Was nicht in ihre Schemata passt, wird eben nicht ernst genommen, basta.
Aber ein völlig dösiges ideologisches Unfehlbarkeitsdogma,
das ist natürlich ernst zu nehmen, obwohl es die Altkatholiken vertrieben und bei allen klar Denkenden nur Lachkrämpfe verursachen kann.
Ernst nehmen ist eben auch eine sehr eigene Sache.
Presbyter schrieb:Dabei wird man aber weder dem Text gerecht, noch ist es seriös verfälschte Texte als gerecht zu stilisieren und damit eine sprachliche Gerechtigkeit zu suggerieren, von der wir spätestens seit Pseudo-Dionysius Aeropagita (de divinis nominibus) wissen, dass es sie nicht gibt.Und gerade weil wir wissen, dass es sie nicht letztgültig geben kann,
ist ein solcher Versuch besonders wichtig und ernst zu nehmen.
"Verfälschung" wird auch den Kanon-Erstellern der frühen Kirche vorgeworfen, dabei haben alle, die an der Übersetzung beteiligt waren, ihre Bekenntnisse zu dem zu übersetzenden Text abgeliefert, wie es immer schon war.
Gerecht kann es sehr wohl sein, Texte, die aus der Ideologie ihrer Entstehungszeit uns irritierende Aussagen transportiert haben, die gesellschaftlich bestimmten Bilder und Sinngehalte von heute entgegenzusetzen. Die ÜbersetzerInnnen haben das bewusst auch zum Vergleich mit den übrigen Übersetzungen getan, nicht als Ersatz für diese.
Man sollte wenigstens so fair sein und ihnen denselben ernst zu nehmenden Willen zugestehen, der Bibel gerecht werden zu wollen, wie man es bei anderen Übersetzern tut.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)