10-03-2008, 21:13
Lea schrieb:Das Paradoxon hab ich noch nicht ganz verstanden, welches die Zeit und Nicht-in-der-Zeit beschreibt - mir tun sich dabei keine Widersprüche auf. Ich kann mir Zeit und Unendlichkeit miteinander/oder nebeneinander durchaus vorstellen. Demnach, Gott in der Zeit und Gott in der Unendlichkeit (Ewigkeit). Aber auch in der Zeit kann doch ein Stück Ewigkeit wirken, wie es die Mytiker beschreiben und erlebten.
Wenn man mystisch-theologisch an das Problem herangeht, kann man zu anderen Ergebnissen kommen, als wenn man das philosophisch-logisch tut. Ein Einwand, der separat zu behandeln ist, könnte sein, Gott verschließe sich jeder logischen Betrachtung.
Nochmals zu Gott als den Schöpfer der Zeit:
Entweder, die Zeit existiert schon ewig (d. h. es verging immer schon Zeit), oder die Zeit begann mit der Entstehung des Universums (was meines Wissens Stand der modernen Physik ist). Die Zeit kann auch vor dem Entstehen des Universums angefangen haben, das spielt für das Argument keine Rolle.
Definition: Als erstes wird (der jüdische, christliche, muslimische) Gott als ein Wesen definiert, das die Eigenschaft hat, der Schöpfer von allem außer sich selbst zu sein. Wenn wir sagen, dass Gott die Ursache dafür ist, dass überhaupt etwas existiert (wie es die Theologen tun), dann muss Gott auch der Schöpfer der Zeit sein, d.h. ohne Gott gibt es auch keine Zeit.
1. Fall: Wenn die Zeit schon ewig läuft, dann war Gott nicht der Schöpfer der Zeit. Das bedeutet, dass ein Gott, der alles geschaffen hat, nicht existiert.
2. Fall: Wenn wir sagen, dass etwas geschaffen wurde oder dass ein Ereignis verursacht wurde, dann setzen wir das Vergehen von Zeit voraus. Ereignis A kann Ereignis B dann und nur dann verursachen, wenn folgende vier Bedingungen gegeben sind:
1. Ereignis A liegt zeitlich vor dem Ereignis B.
2. Ereignis A muss in einem räumlichen Kontinuum mit B stattgefunden haben.
3. Ereignis A muss das Potenzial haben, B hervorzubringen
4. Ereignis A muss Energie auf das Ereignis B übertragen haben
Ist eine dieser vier Bedingungen (Zeit, Raum, Potentialität, Energieübertragung) nicht gegeben, so kann man nicht von verursachen reden. Jede der Voraussetzungen muss erfüllt sein. Das gilt auch, wenn wir davon reden, dass Gott das Universum geschaffen (= verursacht) hat.
Damit Gott den Beginn der Zeit verursacht haben kann, muss also bereits die Existenz von Zeit vorausgesetzt werden! Es musste also bereits Zeit vergehen, damit Gott die Zeit schaffen konnte. Das aber ist absurd - woher sollte die Zeit kommen, die bereits vergeht, bevor sie geschaffen wurde? Es ist also unmöglich, dass etwas den Beginn der Zeit verursacht haben kann.
Anders gesagt, die Zeit wurde nicht geschaffen.
Grüße v. Epicharm