21-04-2008, 10:09
Lieber Wolfgang,
irgendwo hat`ich`s mal erwähnt: Ich habe zwei Jahre lang an und in einer Zeitung mitgearbeitet: "Kuckucksnest -Projekt Yishmael". Gründer der Zeitung war Horts Lummert, Mitglied der reformierten jüdischen Gemeinde in Bln-Kreuzberg.
Oberstes Prinzip im Dialog war die absolute Meinungsfreiheit - und wir "Hauptschreiberlein" waren (und sind) absolut überzeugte Demokraten. In Folge unserer Überzeugung und dem völligen Fehlen von Zensur - haben wir sogar wortwörtlich die verhetzenden und bösartigen Angriffe der Neo-Nazis gegen uns abgedruckt - und dazu Stellung genommen. Den Demokraten, die das "Projekt Yishmael" gelesen haben, hat das einen enormen Einblick in die Denkungsart, in die latent vorhandenen Ängste und ebenso in das vorhandene Angriffs- und Zerstörungspotential der Neo-Nazi`s gebracht - und Horst Lummert hat sich aufgrund seiner Unbedingtheit zum demokratischen Dialog von einem griesgrämigen STA eine Anzeige wegen des Verdachtes der "Beihilfe zur Volksverhetzung" eingefangen.... Das muss man sich mal `reinziehen: Ein bedingungsloser Demokrat, ein jüdischer Mitbürger, der selsbt von Neo-Nazis sowohl offen, als auch versteckt bedroht wird - erhält noch in einem "demokratischen Rechtsstaat" eine Strafanzeige wegen des Verdachtes der Beihilfe zur Volksverhetzung....
Die Mitarbeit im Projekt Yishmael hat für mich gezeigt: Demokratie leben wollen verträgt sich nicht mit Zensur. Als Demokrat muss man selbst die absurdesten Ansichten und Meinungen aushalten - und man muss zur Verteidigung der Demokratie sich mit eben demokratischen Mitteln dagegen auch zur Wehr setzen. Zernsur ist jedoch kein demokratisches, sondern absolutistisches Mittel - und somit ungeeignet.
Moin Fritz,
die Grenze zwischen Argumentieren und Provozieren - kann erstens fliessend sein und zweitens ggf auch nur "im Auge des Betrachters" liegen. Das Aufgreifen eines tatsächlichen gesellschaftsbedrohenden Umstandes alleine ist noch lange keine Provokation - weil andere Kreise diesen Umstand zur politischen Hetze nutzen. Ich denke, hier müsste man doch ein bischen genauer differenzieren.
Zurück zum ALG II:
Die Idee - war ja nicht schlecht: Zusammenfassung der Strukturen aus dem Sozialhilfebereich und dem Arbeitslosenhilfebereich. Was jedoch bei der Abfassung und Umsetzung dieser Idee nicht berücksichtigt wurde, war die Verankerung der ehemaligen §§ 27 -30 BSHG im jetzigen ALG-II-Gesetz. Ebesno wurde die Anpassung an die tatsächlichen Lebensverhältnisse (Stichwort " Warenkorb nach SGB II") nicht vorgenommen. Innebetrieblich, also im entstandenen Job-Center wurde den "Klienten" nun eine "Kundennummer" zugeteilt; vom Selbstverständnis einer Arbeitsagentur, eines Job-Centers, Dienstleister am Bürger zu sein, wurde viel geredet - gemacht hinsichtlich eines Bewusstseinswandels wurde nahezu nichts.Und zwar weder bei den "Arbeitsvermittlern", noch bei den "Kunden".
Nun ist es zwar richtig, das normalerweise (noch) kein ALG-II-Empfänger verhungern muss..... aber wie lange noch? "Tütennudelmahlzeit" kostet 0,69 € - kochen kostet aber Strom oder Gas; und das steigt ständig.... Altenativ: Brot für 0,59 € plus Wurst für 0,59 € und Käse für 0,99 € - macht genauso satt, ist aber schon ein bischen teurer... Ob das nun zur Sicherung und zum Erhalt der eigenen Gesundheit so unbedingt beiträgt, Tütensuppennudeln, Billigbrot, Billigwurst und Billigkäse 30 Tage im Monat zu sich zu nehmen.... wage ich mal zu bezweifeln. Gemüse musste dünsten/kochen - zu teuer, da muss dann halt mal `ne Dose Prinzessbohnen von Plus uder Erbsen & Möhren vom Aldi herhalten - die kann man auch ohne kochen essen.... Gut, es geht einem immernoch besser als den Menschen in Haiti (gestern Bericht im Weltspiegel): Die backen "Kekse" - aus Lehm, mit Margarine und Salz verfeinert..... weil, was anderes können die sich nicht leisten..... Wie lange dauert das noch, bis unsere ALG-Empfänger auch Lehm zum backen nehmen müssen, weil das Mehl so schweineteuer geworden ist....
irgendwo hat`ich`s mal erwähnt: Ich habe zwei Jahre lang an und in einer Zeitung mitgearbeitet: "Kuckucksnest -Projekt Yishmael". Gründer der Zeitung war Horts Lummert, Mitglied der reformierten jüdischen Gemeinde in Bln-Kreuzberg.
Oberstes Prinzip im Dialog war die absolute Meinungsfreiheit - und wir "Hauptschreiberlein" waren (und sind) absolut überzeugte Demokraten. In Folge unserer Überzeugung und dem völligen Fehlen von Zensur - haben wir sogar wortwörtlich die verhetzenden und bösartigen Angriffe der Neo-Nazis gegen uns abgedruckt - und dazu Stellung genommen. Den Demokraten, die das "Projekt Yishmael" gelesen haben, hat das einen enormen Einblick in die Denkungsart, in die latent vorhandenen Ängste und ebenso in das vorhandene Angriffs- und Zerstörungspotential der Neo-Nazi`s gebracht - und Horst Lummert hat sich aufgrund seiner Unbedingtheit zum demokratischen Dialog von einem griesgrämigen STA eine Anzeige wegen des Verdachtes der "Beihilfe zur Volksverhetzung" eingefangen.... Das muss man sich mal `reinziehen: Ein bedingungsloser Demokrat, ein jüdischer Mitbürger, der selsbt von Neo-Nazis sowohl offen, als auch versteckt bedroht wird - erhält noch in einem "demokratischen Rechtsstaat" eine Strafanzeige wegen des Verdachtes der Beihilfe zur Volksverhetzung....
Die Mitarbeit im Projekt Yishmael hat für mich gezeigt: Demokratie leben wollen verträgt sich nicht mit Zensur. Als Demokrat muss man selbst die absurdesten Ansichten und Meinungen aushalten - und man muss zur Verteidigung der Demokratie sich mit eben demokratischen Mitteln dagegen auch zur Wehr setzen. Zernsur ist jedoch kein demokratisches, sondern absolutistisches Mittel - und somit ungeeignet.
Moin Fritz,
die Grenze zwischen Argumentieren und Provozieren - kann erstens fliessend sein und zweitens ggf auch nur "im Auge des Betrachters" liegen. Das Aufgreifen eines tatsächlichen gesellschaftsbedrohenden Umstandes alleine ist noch lange keine Provokation - weil andere Kreise diesen Umstand zur politischen Hetze nutzen. Ich denke, hier müsste man doch ein bischen genauer differenzieren.
Zurück zum ALG II:
Die Idee - war ja nicht schlecht: Zusammenfassung der Strukturen aus dem Sozialhilfebereich und dem Arbeitslosenhilfebereich. Was jedoch bei der Abfassung und Umsetzung dieser Idee nicht berücksichtigt wurde, war die Verankerung der ehemaligen §§ 27 -30 BSHG im jetzigen ALG-II-Gesetz. Ebesno wurde die Anpassung an die tatsächlichen Lebensverhältnisse (Stichwort " Warenkorb nach SGB II") nicht vorgenommen. Innebetrieblich, also im entstandenen Job-Center wurde den "Klienten" nun eine "Kundennummer" zugeteilt; vom Selbstverständnis einer Arbeitsagentur, eines Job-Centers, Dienstleister am Bürger zu sein, wurde viel geredet - gemacht hinsichtlich eines Bewusstseinswandels wurde nahezu nichts.Und zwar weder bei den "Arbeitsvermittlern", noch bei den "Kunden".
Nun ist es zwar richtig, das normalerweise (noch) kein ALG-II-Empfänger verhungern muss..... aber wie lange noch? "Tütennudelmahlzeit" kostet 0,69 € - kochen kostet aber Strom oder Gas; und das steigt ständig.... Altenativ: Brot für 0,59 € plus Wurst für 0,59 € und Käse für 0,99 € - macht genauso satt, ist aber schon ein bischen teurer... Ob das nun zur Sicherung und zum Erhalt der eigenen Gesundheit so unbedingt beiträgt, Tütensuppennudeln, Billigbrot, Billigwurst und Billigkäse 30 Tage im Monat zu sich zu nehmen.... wage ich mal zu bezweifeln. Gemüse musste dünsten/kochen - zu teuer, da muss dann halt mal `ne Dose Prinzessbohnen von Plus uder Erbsen & Möhren vom Aldi herhalten - die kann man auch ohne kochen essen.... Gut, es geht einem immernoch besser als den Menschen in Haiti (gestern Bericht im Weltspiegel): Die backen "Kekse" - aus Lehm, mit Margarine und Salz verfeinert..... weil, was anderes können die sich nicht leisten..... Wie lange dauert das noch, bis unsere ALG-Empfänger auch Lehm zum backen nehmen müssen, weil das Mehl so schweineteuer geworden ist....