08-07-2008, 04:00
Zitat:WojcechMan sucht sich heraus was einem am Besten in den Kram passt und diejenigen, die nicht daran glauben werden bedroht und oft genug sogar umgebracht. - Das ist bis heute so.
Al-Bukhary , DER Ahadith Schreiber, wurde z.B. im Jahre 198 nach Hidjrah geboren, alle Anderen waren noch jünger.
Da ist das Gleiche geschehen wie auch im Christentum, 7 Generationen nach dem Überbringer werden Märchen gedichtet und angebliche Aussprüche des jeweiligen Propheten erfunden und zusammengereimt dass einem Hören und Sehen vergeht, und wers nicht glaubt muss daran glauben.
Entschuldige mal - da unterliegt man einer beliebten Illusion, wenn man annimmt, ohne ueberlieferte Zusatz-Ueberlieferungen haetten alle inzwischen sich sozusagen Maerchen angeschafft und es sei dann auf einmal einem Menschen nach 2500 - 1500 oder sonst wieviel Jahren moeglich, ganz "schlicht" einfach wieder "einzumuenden in die Ur-Version des schlichten Glaubens" und diese "Maerchen" abzutun.
Al-Bukhari lebte durchaus noch naeher dran an den Ereignissen und der ganzen Kultur von damals als wir, und er schrieb keine Zusatz-Suren, sondern ist ein Sammler und Vergleicher von Ueberlieferungen, der ausserordentlich sorgfaeltig vorging. Soo sorgfaeltig war hier weit und breit niemand von uns und auch anderswo treffe ich selten so jemanden, und das war und ist dessen Ruhm.
Der nackte ueberlieferte Text ist nicht der Urzustand, den die ersten Gefaehrten der Religions-Stifter erlebten, und ohne die Ueberlieferer, da haetten wir weder eine ungefaehre Uebersetzung der Hl.Thorah noch eine des NT, der Hl.Bibel aus dem damaligen Griechisch noch eine des Hl.Qur'an. Jene Beitexte erlaeutern Sachbegriffe, Dialekt-Ausdruecke, feste Floskeln, Rede-Formeln etc
- ohne das wuessten wir ueberhaupt nix, es gaebe auch keine Abschriften mehr, keine Sprachkunde und keine Text-Geschichte, die uns Hintergruende klar macht.
Die AHadith (Mehrzahl von Hadith) sind zehntausende und bilden eine Art Beet-Abgrenzung, einen "Zaun" um die Sunna, und diese einen um die Suren des Hl.Textes des Islam. Das gibt es parallel im Judentum und im Christentum, im Buddhismus auch und bestimmt ueberall, wo einem Volk eine Lehre lieb ist.
Die Sunna enthaelt gesammelte Berichte und Bezeugungen der Generation, die mit Mohammed Kontakt hatte und ihn und seine Gefaehrten schilderte, wie sie das, was Mohammed erlebte, in die Tat umsetzten, diskutierten, wie sie ihn selbst schilderten, wie er sich verhielt, nachdem er diese oder jene Sura schon empfangen hatte und wie vorher - wie es der Gemeinschaft damals eben zuerst erging.
Die Sunna unterscheidet sich bereits in einigem davon, was parallel dazu die Shiiten aus der Schule Alis, des Schwiegersohns zu schildern wichtig fanden.
Es ging generell heftig zu damals. Die Menschen waren wie immer aus Mensch gemacht - andere gibt es halt nicht, also war schon ab Mohammeds Tod ein Eifern da, wer ihn besser verstanden habe und also den "Kern" der neuen Lehre sicherer wisse - Alis Anhaenger waren z.B.von Anfang an aufgeschlossen, auch Nicht-Jemeniten mit allen Graden der Religions-Fuehrung zu betrauen - da war das bei den Sunniten noch nicht denkbar, soweit ich weiss. Alis Anhaenger plaedierten andererseits auf dem damalig verbreiteten Grundsatz, dass der Kalif (Nachfolger) unbedingt ein Blutsverwandter sein muesse - da waren wiederum die Sunniten der Ansicht, dass es der in der Lehre Gelehrteste (wenn auch ein geborener Jemenit) sein muesse. Um diese Frage fuehrte man gegen einander schlimme Fehden. Das tat man damals aber weltweit und um zig andere Fragen genauso erbittert.
Trotzdem wurde zuerstmal der Hl.Text umgeben von den Bezeugungen derer, die Mohammed und seine Gefaehrten noch direkt erlebten.
Der aeussere "Garten"-Bereich um diesen herum enthaelt "Kraut und Unkraut", da wurde gesammelt bis etwa 200 Jahre nach dem Beginn des Islam, aus der zuerst islamisch gewordenen Welt, und nun fast alles, was man dachte, glaubte, praktizierte und kraft welcher Autoritaeten - immer wieder werden die Tredenten-Ketten auch bis auf mindestens einen der Gefaehrten Mohammeds oder ihn selbst aufgefuehrt - dafuer erhebt es keinen Anspruch auf Autoritaet jedes enthaltenen Satzes.
Inmitten des Ganzen zeichnete sich immerhin doch die bereits islamische Um-Praegung der beteiligten Voelker ab, die dennoch nicht eben vom Himmel gefallen waren, sondern wie die Aegypter und Babylonier schon aus uralten Kulturen her zu Lernen gelernt hatten, teils auch schon mal lange Zeit juedisch oder zumindest noachitisch-abrahamitisch waren, teils auch schon jahrhundertelang Christen, in Nordafrika roemische und sonst national-staatliche Ost-Kirche oder nestorianisch - teils danach - wegen Eroberung ihrer Welt gezwungenermassen - Arianer waren, oder Perser oder sabaeische Sterndiener - oder - oder. Das fliesst natuerlich ganz zueinander unterschiedlich dennoch mit in die AHadith ein und war diesen Zeitgenossen auch bekannt.
Daher aber sammelte man in den AHadith Nachrichten 2.Grades - genauso wie der Talmud ja auch gross wurde und sogar ueber 400 Jahre sammelte : weil sich zur Zeit Harun al Raschids (*763-§786-809^ Abbassiden-Kalif der groessten weltlichen Pracht zu Bagdad, siehe "1001-Nacht"-Verhaeltnisse) die ganze Welt aenderte - hier im Norden zugleich, uebrigens (durch das Reich Karl d.Gr.)
- aber es sollte fuer Spaetere noch soviel wie moeglich fixiert werden, wie weit der Islam als Lehre sich bis dahin eingewurzelt hatte, dass es gemeinsam dieser war - anstatt einer anderen Lehre. Sie war da schon Heimat.
Nun waren doch schon bald die Seldschuken am Horizont, ganz fremde eingewanderte Kulturen, welche "nur das Hl.Buch" akzeptiert hatten, aber betreffs vorderorientalischer uralt-heiliger Sitten Elefanten im Porzellan-Laden glichen (zunaechst einmal machten die Mekka zu und zerstoerten die Andachten an verehrten Graebern, also auch alles, was Mohammed in Medina an Ehrung erbracht wurde, denn darueber stehe doch nichts im Qur'an, sie wussten weder von Sunna und Ahadith noch von Ali und dessen Traditionen der Shiiten - und die Welt des Islam teilte sich bald auf zwischen Bagdad und Kairo - und weil diese so wueteten, um "zu den Urspruengen der reinen Lehre zurueck" neu zu starten, zog doch das die Kreuzritter in das Hl.Land. Sie schlossen ja auch Jerusalem fuer die Juden und Christen und zwangen den Ost-Kirchen genauso wie den orts-einheimischen Muslimen ihre Version des "puren Koran-Textes" auf.
Das Entsetzen der Alt-Einheimischen war so stark, dass ein Teil der Muslime die Kreuzritter sogar erfreut unterstuetzte, soweit es um die gemeinsamen Hl.Staetten ging: die Verehrung der grossen Heiligen der Lehre wieder zu ermoeglichen, was man im Vorderen Orient "schon immer" als grund-anstaendige Sitte der Eltern-Ehrung durch Besuchen und Gruessen ihrer Grabstaetten tat, ein Weg, der immer unter Schutz stand.
Diese ersten Seldschuken blieben dann ja auch nicht so harsch, ein Phaenomen, das sich auch immer wieder einstellt, wenn eine Lehre die 3.Generation uebersteht. Es wurde wieder moeglich, die Hadsch nach Mekka durchzufuehren und in Medina Mohammed zu gruessen, auch einiges mehr - danach warf man, soweit wieder einig - gemeinsam die Kreuzritter wieder raus aus dem Hl.Land.
Also die Welt der AHadith kennt all dieses noch nicht, was noch kam. Es war schon als Sammlung abgeschlossen und gesichtet und wurde unter den zur Erweiterung des Lernens redigiert und sollte abschirmen, was drumherum noch alles angeboten wurde, zu erlernen. Ich meine, man sollte das mal daraufhin ansehen: es ist so viel zu lesen, zu unterhalten, fuer jede Art Gemuet ist doch etwas dabei, sodass es einfach nicht noetig scheinen wuerde, aus fremden Quellen zu "trinken" und am Ende von G0TT weg zu driften. Es ist ja als Texte-Sammlung viel mehr als der Talmud, den zu lernen auch schon rund 30 Jahre noetig sind.
Kaum einer - meine ich - beherrscht es, alle Hadithe im Leben zu kennen. Einige seiner Autoritaeten sind eben bekannter durch ihre oefters zitierte gewissenhafte Sammlung. Man sollte dabei auch beachten, dass das dann eine Juristen-Fachliteratur darstellt, aus ihrer eignen Sicht.
Ein Punkt, der Tradierung benoetigt, ist z.B.die Sprache. Das Arabisch der Suren ist schon sofort zu uebersetzen noetig geworden, sowie man sich ausbreitete bis zum Euphrat (Babylonien-Irak) und Persien - die alle musste man doch erstmal dies Arabisch lehren, mit moeglichst korrekter Grammatik - und dennoch ist es nicht dasselbe, als wenn man in eine Mundart einer Sprache hineingeboren wird.
Beispiel: Wenn man beilaeufig sagt: "Kann ich Dein Fahrrad nehmen?" und zeigt das kaputte eigene vor, dann glaubt doch der freundschaftliche Bekannte, dass der andere sich das nur ganz kurz leihen moechte. Ein spitzfindiger Typ wuerde "beweisen", es sei das Wort "nehmen" gefallen, und daher duerfte der das Fahrrad bereits als uebergeben betrachten und auf immer behalten. Kennt man aber die Situation und den ueblichen Sprachgebrauch, wird man das erfolgreich bestreiten duerfen, denn unter Freunden wuerden 20 unausgewaehlte Strassen-Passanten alle sagen: das war die Frage: "Leihst Du mir fuer jetzt und nur diesmal kurz dein Fahrrad".
Oder was wuerdest Du vermuten, wenn ein Besuch kommt und man fragt: "Was darf ich Ihnen anbieten?" - was passiert, wenn der sagt: "Deine Computer-Anlage moecht ich mitnehmen." - ?
Zur Schulung auch solchen Sprach-Hintergrund-Gefuehls sind diese "Zaeune"-Texte um die Lehren da. Das unterscheidet Tradierte Religionen von Buch-Theoretikern. Gererell besehn sind die dann auch viel friedlicher und mit dem Leben vieler vereinbarer als die "pur-den-Text-Bekenner".
mfG WiT

