10-07-2008, 17:05
Keiner schrieb:"Wer Götter selbständig erforscht, der erforscht nur seine eigenen religiösen Phantasien. Wer Götter durch das Studium "heiliger Schriften" erforscht, der erforscht nur die religiösen Phantasien anderer." Keiner
Jau.
Er erforscht aber auch das metaphysische oder spirituelle Grundbedürnis des Menschen. Genauwowenig wie die Phantasie abschaffbar ist, ist dieses Grundbedürfnis abschaffbar. Darum trägt das Ergründen der vielen religiösen Phantasien auch zu einer Anthropologie bei.
"Gott" kann man natürlich nicht beschreiben, aber man kann das Bedürfnis nach einem Gott oder einer Religion beschreiben. Die Art der Phantasien sagt etwas über den Menschen aus, über seine Utopie.
Ich finde, dass Ludwig Feuerbach (Materialist) in seinem Buch "Das Wesen des Christentums" in vieler Hinsicht Recht hat: Er zeigt auf, dass die Eigenschaften, die auf einen Gott pröjiziert werden, im Eigentlichen Eigenschaften des Menschen sind.
Darum ist es auch nicht nur unmöglich, sondern auch töricht, solche Phantasien als pure Märchen, die einem Erwachsenen nicht mehr anstünden, ausrotten zu wollen.
Es ist Ernst Bloch, der jüdische Marxist, der aufgezeigt hat, von welch entscheidender Bedeutung die Mythen sind.
Ich hab es vielleicht schon mal zitiert hier irgendwo im Forum, aber egal:
"Die wirkliche Genesis ist nicht am Anfang, sondern am Ende, und sie beginnt erst anzufangen, wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heißt sich an der Wurzel fassen."
Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung, suhrkamp taschenbuch 1979 (hier zitiert aus dem Zitat Blochs auf dem Buchdeckel)