21-09-2008, 12:47
(20-09-2008, 15:37)wojciech schrieb: Was mich noch interessiert sind dies Skulpturen von Engeln und Dämonen die fast an jeder Kirche zu finden sind,
woher kommt denn das und was soll es bezwecken?
Z.B. eine Dachrinne mit Wasser speienden Löwen o.Ä.
Hallo Wojciech,
der Löwe ist in der Ikonografie ein vieldeutiges Wesen.
In der profanen Kunst (und in der Heraldik) ist er ein Macht- und Herrschaftssymbol, ein Sinnbild für Kraft und Tapferkeit.
Als Attribut ist er für folgende Personen gebräuchlich: Adrianuns, Agapitus, Chrysantus und Daria, Daniel, Euphemia, Hieronymus, Januarius, Markus, Martina, Samson, Thekla und Vitus.
Einem Löwen den Dorn aus der Pranke ziehend: Hieronymus.
Löwen, die ein Grab ausscharren: Paulus Eremita und Maria Ägyptica.
Darüber hinaus entzieht sich die ikonografische Deutung des Löwen häufig der präzisen Zuordnung. Als Wasserspeier am Kirchenäußeren ist er (wie Drachen, Fratzen, u. dgl.) ein Dämonensymbol. Die Dämonen haben dort dienende Funktion und werden so in ihrer Macht neutralisiert. Löwen als Träger von Säulen (Kirchenportal von San Zeno in Verona), Löwenköpfe auf Kirchentüren (Türklopfer, Türzieher) habe vergleichbare Bedeutung. Dort sind sie Wächter des Tores, gleichzeitig aber Gegenbild der Kirche, der Ort, den Raubtiere nicht betreten.
In der Bildformel des "Psalm-Christus" (Ps 91,13) ist der Löwe der Antichrist (dazu: Basilisk = Tod, Aspis = Sünde, Drache = Teufel).
Positiv besetzt ist der Löwe als Evangelistensymbol (Markus), als Wächter des Thrones (Salomo) und als Löwe von Juda (Jakobssegen Gen. 49,9), der (in der Offb. 5,5) zum Christussymbol wird. Natürlich auch als Attribut von Heiligen.
Engeldarstellungen in der christlichen Kunst sind ein weites Feld. Von der ältesten bekannten Darstellung in der Priscillakatakombe, ein Mann in Tunika und Pallium (Mantel), ohne Flügel, ohne Bart, in seiner Bedeutung umstritten, dann bärtige Engel, z.B. auf einem Sarkophag in San Sebastiano, Rom, später durch die Epochen der Kunst männlich, weiblich oder androgyn gezeichnet (in verschiedensten Bedeutungen und Funktionen), immer dienend oder im Auftrag wirkend, bis zu lieblichen Putti im Barock und Rokoko, Kirchenräume überladend, manchmal mit durchaus erotischer Ausstrahlung, den Betrachter erfreuend.
Es ist kaum möglich, das Thema hier umfassend zu behandeln. Engeldarstellungen in Bildern und Skulpturen können von tiefer ikonografischer Bedeutung und Aussage, aber auch ohne eine solche, als schmückendes Beiwerk in Kirchenräumen (Rokoko) gedacht sein
MfG E.
MfG B.

