05-11-2008, 13:48
(05-11-2008, 09:57)azad schrieb: Hallo Kater Carlo,
erstmal willkommen im Forum!
Deine Argumentation scheint mir auf das hinauszulaufen, was in der Diskussion um die Trinitätslehre häufig begegnet: Steht so nicht in der Bibel, ist eine spätere Erfindung, um die es viel Streit gegeben hat, sie ist für uns ein Klotz am Bein.
Ich habe jetzt noch zweimal zusätzlich das post von Carlo gelesen und kann beim besten Willen nicht erkennen, dass da auch nur im Ansatz seine Argumentation auf das hinausläuft, was Du behauptest.
Zitat:Ich finde aber nicht, daß nur das theologisch legitim ist, was in der Bibel explizit in einer ganz bestimmten Weise erwähnt ist und somit eine quasi gesetzliche Grundlage zu haben scheint.
Abgesehen davon, dass das Carlo auch nicht behauptet hat, scheinen da Unterschiede in der Konfession zu liegen.
Zitat:Das wäre ein argumentum e silentio, ein aus dem Schweigen gewonnenes Argument. Das ist selten eine starke Grundlage. Und in diesem Fall halte ich das zudem für eine ziemlich biblizistische Herangehensweise: Alles, was gilt, ist der reine Wortlaut.
Huch? Wo liest Du das denn jetzt raus. Es ist doch nirgends davon die Rede, "was gilt". Wer soll denn das bestimmen.
Keiner wird leugnen, dass man auch außerhalb der Bibel Wahrheiten finden kann. Ob aber die Trinität eine ist, wird wohl schwerlich allgemeingültig beantwortet werden. Und wenn untersucht wird, ob das, was wir biblisch überliefert bekommen haben, eine Trinität begründet oder nicht, dann ist das legitim. Das ist keine "biblizistische" Herangehensweise, sondern eine textkritische.
Zitat:Wenn wir uns das zu eigen machen würden, müßten wir konsequenterweise eingestehen, daß die Kirche, für die allein die Schrift bzw. Schrift und Tradition verbindliches Glaubenszeugnis sind, zu modernen ethischen Fragen - bis auf wenige Ausnahmen wie z.B. die Abtreibung, mit der sich die katholische Enzyklika Casti connubii befaßt - eigentlich gar nichts zu sagen hat.
Diese Logik erschließt sich mir nicht. Von Verbindlichkeit war überhaupt nirgends die Rede. Was haben ethische Fragen mit der Frage der Trinität zu tun?
Zitat:Dann müssen wir aber auch akzeptieren, daß nicht alle Begriffe, mit denen heute theologisch hantiert wird, explizit in der Bibel vorkommen, sondern ebenfalls aus ihr abgeleitet werden können.
Wir müssen überhaupt nichts akzeptieren. Es ist das Recht des forschenden Menschen, zu untersuchen, was nachträglich von der Kirche aus gewissen Gründen als Teil der Lehre formuliert wurde, und auch warum.
Zitat:Wobei ich ja weiter oben schon beschrieben hatte, daß neue Erkenntnisse nicht einfach aus der Bibel als einer Art Gesetzbuch gewonnen werden,
Was denn für ein Gesetzbuch? Wenn die Trinität in der Bibel nicht vorkommt, kommt sie eben darin nicht vor.
Zitat:sondern daß wir es mit einem interaktiven Kontinuum zu tun haben, in dem Gott, die Gläubigen und die Bibel gleichermaßen eine Rolle spielen.
Das ist aber doch ein ganz anderes Thema.
Wenn Gläübige durch kirchliche Vorschriften genötigt werden, dies und jenes zu glauben, dann besteht ja doch gar keine Wahlmöglichkeit.
Ich begreife nicht, wogegen Du ankämpfst.
Zitat:Solche Lehren werden normalerweise nicht entwickelt, indem sich jemand mit der Bibel zurückzieht und allein irgendetwas ausbrütet.
Die Untersuchung, ob die Triniät in der Bibel enthalten ist, wird keinesweigs im Rückzug "ausgebrütet". Sie ist eine legitime Frage, und sie darf gestellt und untersucht werden. Und es ist das Recht eines jeden Menschen, kirchliche Entscheidungen nicht mitzutragen.
Zitat:Und jetzt zu Deiner Frage: Wozu das Ganze und warum?
Ganz fair ist die Frage nicht, denn sie setzt einen Rechtfertigungszwang.
Es ist nicht fair, kirchliche Entscheidungen zu hinterfragen, weil die Kirche sich dann rechtfertigen müsse??????