(16-02-2009, 22:16)miriam schrieb: ... Gott als die Wechselwirkung der nur durch ihre Wirkung wahrnehmbaren Teilchen zu definieren..ist das dein Gedanken...Der Begriff "Gott" ist etwas völlig anderes als der Begriff "Wechselwirkung".
Für mich steht Gott wenn dann dahinter und darin zugleich..also handelnd und formend und für dich?
Ich gehe einfach mal von der Anwendung der Begriffe aus:
"Gott" wird immer dann z. B. als Autorität verwendet, wenn es etwas zu beurteilen gibt (Ethik), oder wenn man sich um Vertrauen in die Welt, Deutung oder um Sinnsetzung der Welt bemüht. Der Begriff wird also immer dann angewendet, wenn es um "wahr", "gut", "richtig", "förderlich", "lieb" usw. oder um die Gegenpole dieser Urteile geht.
"Wechselwirkung" gehört zu den messbaren Tatsachen, etwas das wir (im weitesten Sinne) feststellen können. Ob und was wir mit Tatsachen und Feststellungen derselben anfangen, ist keine Frage des Wissens sondern der Welt des Glaubens.
miriam schrieb:Und Zufall..der Würfel ist doch eigentlich auch kein Zufall..Du hast weitgehend Recht, wenn es um klassische Physik (also ohne Quanteneffekte) geht. "Weitgehend" deshalb, weil inzwischen thermodynamische Prozesse bekannt sind, die genau wie quantenphysikalische Vorgänge zu "echten" Verteilungen führen. Im klassischen Fall beruht der Zufall auf Unkenntnis, in den zuletzt genannten Fällen ist die Kenntnis ausreichend, aber die Vorgänge sind prinzipiell "verteilt" (mit echten Zufallskomponenten, bei denen eine exakte Prognose im Einzelfall prinzipiell nicht möglich ist.)
Zufall ist ein menschlicher Begriff...wenn die Wirkungen zu zahlreich und zu wenig messbar sind nennen wir es Zufall und berechnen die Wahrscheinlichkeit...
die im Grunde auch nur den Naturgesetzen gehorcht...
wenn auch subtilsten Kraftwirkungen...Wechselwirkungen..?
miriam schrieb:Vielleicht ist das dann auch der Moment wo Menschen meinen Macht über die Dinge zu haben...wenn sie meinen mit intensivem Daran-Denken die Lottozahlen beeinflussen zu können...und wer weiß, nach deinen Gedanken über die Wechselwirkungen, kann ein Gedanken dann eben doch Berge versetzen...nicht nur der Glaube.Ich bin sehr skeptisch, dass es solche Geist- und Fernwirkungen überhaupt geben kann. Denn in allen Fällen müssten bekannte Erhaltungssätze (z. B. Energie, Impuls, Drehimpuls und Entropiewachstum) fortgelten. Bei vielen Geist- oder Fernwirkungen ist dies nicht gewährleistet. Als Physiker halte ich daher dafür, dass es sich allenfalls um Suggestionen, wenn nicht Täuschungen handelt.
miriam schrieb:Versuchst du ... eigentlich so in der Art Gottesbeweise zu führen...oder hast du es versucht...Nein, nicht mehr, seit mir klar ist, wie der Gottesbegriff verwendet wird. Man kann sich aber auch leicht klar machen, dass die Existenz Gottes weder beweisbar noch widerlegbar ist:
Weil ich da immer noch dran bin, nur eben auf einer übertragenen Ebene, nicht so einfach linear, sondern als Parallele zum Denken...
Die so genannten "ontologischen Gottesbeweise" - also solche, die die Seinsweisen möglicher "höherer Entitäten" studieren -, haben ein wesentliches, philosophisches Problem: Sie müssen von bestimmten Voraussetzungen und Konventionen ausgehen, die von vorneherein die "höhere Entität" nicht ausschließen. Sie können also nicht geführt werden, wenn man mit der gegenteiligen Annahme beginnt und logisch nachweist, dass diese Annahme falsch ist. (Sie ist auch nicht richtig).
Bleiben also "empirische Gottesbeweise": Dazu kann man nur sagen, dass es kein Gottesexperiment gibt, welches immer und überall ein für alle Beobachter eindeutiges Ergebnis hätte. Schon um ein solches Experiment zu beschreiben, wären mehr Informationen erforderlich, als unsere Welt liefern kann. Letzteres folgt aus den Annahmen einer "höheren Entität" als die "Entität Welt". Dieselbe Tatsache verhindert zugleich auch, dass man Gottes Existenz widerlegen kann.
Das Nachdenken über Gegenstände des Glaubens (also Gott, Ethik, Tradition, Urteilsvermögen, Sinn usw.) kann also höchstens jene Konventionen zutage fördern, denen wir glaubend folgen - mehr nicht.
(16-02-2009, 23:46)miriam schrieb: Man könnte doch zum Beispiel auch so sagen:Darin steckt viel Allgemeines - Zustimmung! Aber "alles ist Zeit", erscheint mir persönlich etwas zu kurz gegriffen. Richtig ist, Wechselwirkung macht eine Welt erst veränderbar, lebendig und erlebbar. Richtig ist auch, dies ist mit dem Ablauf von Zeit eng verbunden. "Alles ist Zeit" verkennt jedoch, das wir Raum, Materie und Strahlung brauchen, damit es Gegenstände gibt, die Wechselwirkungen aufweisen können.
Alles ist Zeit, denn Wechselwirkung geht nur mit Faktor Zeit und Gott ist das Jetzt, also ich mein so Ewigkeit andersrum gedacht nicht gedehnt sondern als Punkt?
Andere Frage: Hat dies mit Gott (oder besser: mit unserem Glauben) überhaupt zu tun :icon_question:
Persönlich halte ich nicht viel davon, Gott auf Begriffe wie "Zeitlauf", "Punkt", "Jetzt", "Ewigkeit" zu beschränken. Hinter all diesen menschlichen Begriffen stehen einschränkende, sprachliche Konventionen und Denkschablonen, die unser Denken unnötig einschränken (2. Mose 20, 4+5). Ist das Dasein nicht dermaßen vielfältig, dass wir gut daran tun, Gott nicht in Bilder, Begriffe oder Sprechweisen zu zwängen :icon_question:
Ich mache hier nur den "advokatus diaboli" und lasse dies alles als offene Fragen stehen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard