17-05-2009, 00:25
(16-05-2009, 16:26)religionnewbie schrieb: Mt 6, 25- 34. Wer sagt das wem?Na, vordergründig spricht dies Jesus zu seinen Anhängern. Möglicherweise handelt es sich um Auslegungen, die auch von frühen Gemeindepredigern stammen, die in Jesu Sinne die Schriften auslegten.
Zitat:Wo hat das in der obigen Erzählung seinen Platz?Genau genommen sind das Teile der so genannten „Bergpredigt“, die alle möglichen Auslegungen des Alten Testamentes im Sinne Jesu enthält. Aus diesen Auslegungen geht hervor, wie Jesus seine Akzente gesetzt sehen wollte. Eine typische Wendung ist: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist, …. Ich aber sage euch …“.
Der Schlüssel zu der zitierten Stelle liegt in den Versen 24 und 33. Weil man nicht zwei Herren dienen kann, Gott bzw. dem Geld, soll man zu allererst nach dem Reich der Gerechtigkeit trachten. Sich um morgen zu sorgen hat viel mit dem Horten von Geldvermögen zu tun. Deshalb empfiehlt Jesus mit vielerlei Bildern dieses Sorgen um Geld (um das Morgen) auf ein sinnvolles Maß zu begrenzen. Jesus wird sehr deutlich an dieser Stelle: Die Lilie auf dem Feld (der Mensch ohne Besitz) ist genauso viel wert wie jener reich gekleidete Salomo (der Reiche, der Vermögende schlechthin). Die Sprachbilder Jesu sind außerordentlich facettenreich und einfach auch schön zu lesen!
Zitat:Was werden die Kolonialherren den Eingeborenen aus der Bibel erzählt haben?Ich bin der Ansicht, dass „die Kolonialherren“ nichts aus der Bibel erzählt haben, sondern dass sie sich auf ihre Schießprügel, ihre Reiterei und ihre Degen verlassen haben. Vielleicht haben sie zunächst auch nur gehandelt. In einigen Fällen wurden die Weißen als Erlösergestalten gefeiert.
Das Wichtigste: Die Kolonialherren sahen die nichtchristlichen Stämme als tierisch und nicht als menschlich an. Es war sogar teilweise so, dass die ersten Konvertiten plötzlich Rechte erhielten und in der Armee der Kolonisten Positionen erringen konnten. Ich glaube nicht, dass man in dieser Gemengelage viel mit der Bibel unterm Arm anfangen konnte. Bibelkenntnisse wurden auch kaum selektiv übertragen. Was auch und wer?
Man darf vermuten, dass es mitreisende Priester und später Missionare waren, die versuchten, die Eingeborenen zu christianisieren. Das hat bis heute zu einer Mischkultur aus Christentum und Voodoo geführt.
Vielleicht wurde in dieser Zeit zu viel auf die himmlische Hierarchie Wert gelegt, also der Christus als Weltenherrscher und dann die himmlischen Heerscharen immer in Analogie zu den damaligen Herrschaftsstrukturen: König – Armee – Fußvolk. Und der Vers 33 war dann nur noch das Tüpfelchen auf dem i, der da eine Solidarisierung mit dem System zu verlangen scheint: anspruchslos auf das jenseitige Gottesreich zu warten. Die tatsächlich von Jesus verlangte Solidarisierung, um einer irdischen Gerechtigkeit willen, wurde damals jedenfalls nicht erkannt.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

