(16-05-2009, 16:26)religionnewbie schrieb: Aufgabe: Mit den Spaniern kam auch das Christentum nach Amerika. Einige Priester nahmen ihren biblischen Auftrag sehr ernst und errichteten vorbildliche kleine Staaten. Später setzten die weltlichen Herren ihren Ausbeutungsdrang gegen jedes andere Interesse durch, vertrieben und töteten manchen Geistlichen oder ersetzten ihn durch gefügigere. (Kennst du aktuelle Parallelen?)
Mit den Spaniern kam das Christentum nach Amerika. Stimmt!
Es war aber wahrlich kein Segen, der über die Menschen dort kam. Jene Priester, die für die Eingeborenen eintraten, gab es, sie waren aber eher die Ausnahmen.
Wenn mit der Frage nach "aktuellen Parallelen" "historische Beispiele" gemeint sind, biete ich Dir zwei an:
Bartolomé de Las Casas (1484 – 1566) war Dominikaner und von seinem Orden nach Amerika gesandt worden. 1520 bekam er vom spanischen König (Karl I.) die Erlaubnis, mit einigen Mitbrüdern in Venezuela für die Einheimischen ein Mustergemeinwesen zu errichten. Dieses funktionierte vorbildlich, allerdings nur für zwei Jahre. Die Sklavenhalter der Umgebung der Gemeinschaft bereiteten dem "Experiment" ein jähes und gewaltsames Ende.
Las Casas, der sich auch nach Scheitern seiner Idee weiter für die Indios einsetzte, wurde 1544 Bischof von Chiapas. Als er in dieser Funktion seinen bischöflichen Einfluss zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Indios auszuüben versuchte, wurde er 1547 von seinem Amt abberufen und musste nach Spanien zurückkehren.
Auch in Spanien trat er gegen die Unterdrückung der amerikanischen Urbevölkerung auf. Seine Berichte sind eine der wesentlichen Quellen über die an den Indios begangenen Verbrechen.
Bartolomé de las Casas: Bericht von der Verwüstung der westindischen Länder. Insel-Verlag, Frankfurt 1966, ISBN 3-458-32253-1 (Nachdruck 1990, herausgegeben von Hans Magnus Enzensberger)
Weitere Literatur zum Genozid in Spanisch-Amerika:
David Stannard, American Holocaust: The Conquest of the New World, New York 1993
Arthur Grenke, Völkermord, Weltgeschichte des Genozids, S. 176-188, ISBN 3-7766-2245-8
Als zweites Beispiel könnte der Jesuitenstaat, der in Paraguay zwischen 1609 und 1767 bestanden hat, dienen. Über diesen hat der österreichische Dramatiker Fritz Hochwälder ein Schauspiel verfasst.
"Das heilige Experiment" von Hochwälder (in Reclam erhältlich) ist ein Lehrstück über die Erfüllung des christlichen Liebesgebots und sein Scheitern an Gehorsamkeit, König und Papst.
MfG E.
MfG B.

