03-06-2009, 16:21
(03-06-2009, 09:09)petronius schrieb: was hat es den menschen konkret gebracht, daß jesus sich kreuzigen ließ?Zunächst einmal wird damit "der Staat" oder, wie es in biblischer Sprache heißt: "die Welt" als satanisch, hinterhältig und vor allem dumm entlarvt. "Die Welt" verurteilte den Gesandten einer Macht, die über allem irdischen Getöse steht und vollendet, was Menschen nicht zu vollenden gestattet ist. Das Prinzip der Menschmacht wird durch die Verkündigung und Erneuerung des Glaubens gebrochen - etwas, das Kaiser Konstantin durch die Wahl des Christentums aller historischen Wahrscheinlichkeit nach restaurieren wollte - und es scheint ihm gelungen zu sein!
Was bringt der Gesellschaft dies? Das ist gar nicht so wenig, denn Sklavenhaltung wurde zögerlich zwar aber letztlich abgeschafft. Krankenfürsorge, Bildungswesen, eine Reihe von Gesetzen zur sozialen Fürsorge, die Ideale der französischen Revolution und letztlich die Menschenwürde.
In unseren Tagen wird etwas institutionalisiert, was praktisch 2000 Jahre als Idee existierte, nur in einer sehr verkümmerten Form: Man nennt es heute 'Mediation' und 'Täter-Opfer-Ausgleich'. Für mich sind diese beiden jene Sündenvergebung, besser Aufarbeitung von seelischen Verletzungen, die sich zwischen Menschen ereignen, von denen Jesus gepredigt hat.
Den 'strafenden Richtergott' halte ich für ein Bild, auf das einzudreschen ich mich weigere. Dieses Bild gehört zu den Gottesbildern, die nicht aus sich heraus einer Glaubenswahrheit entsprechen. Ohne alle anderen Gottesbilder ist solch eine Ikone ein Nichts, ungültig, bestenfalls eine Lüge.
(03-06-2009, 09:09)petronius schrieb: was soll es sein, das erst dadurch möglich oder gar erreicht wurde?Dies gehört zu den Fragen, die man im Nachhinein nicht beantworten kann. Man kann nur aus der Erfahrung des Imperium Romanum und des Feudalismus heraus argumentieren: Letztlich wirkte die christliche Lehre als Ideen-Lieferant zu beider Auflösung.
Dass ein durchgängiger Paganismus nicht genauso gewirkt hätte, kann man nicht wirklich belegen. Atheismus gab es in der Antike so gut wie nicht, weil für die geistigen, die unsichtbaren Dinge grundsätzlich die Götter (oder der Eine) zuständig waren.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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