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zweck und notwendigkeit der kreuzigung
#21
Hallo Petronius,
du sprichst davon, den Kreuzestod Jesu nicht nachvollziehen zu können und gibst dann eine Logik vor, die ein paar Fetzen Christentum offenbaren, für die es gerade soviel Vertreter gibt, wie es für jede noch so skurrile Glaubensrichtung Vertreter gibt.

Also entweder musst du dich damit zufrieden geben, was jeder Einzelne hier antwortet und dann meinetwegen statistisch mitteln. Ich kann nur das referieren, was ich in unseren Gesprächen in der evangelischen Kirche gelernt habe, und was mir plausibel erscheint.

Das eigentliche Opfergeschehen (nach Prof. Sigrid Brand) ist das der Verkündigung gewidmete Leben des Jesus von Nazareth. Die Botschaft hatte ich in meinem vorigen Beitrag skizziert.
Wenn ein solches Leben in tödlichen Konflikt mit den Machtstrukturen einer Gesellschaft gerät, dann sind Gruppenhass und grausame Hinrichtung die Folgen. Und dieser Jesus von Nazareth wusste dies, weil er die Legende des leidenden Gottesknechtes aus Jesaja bestens kannte und sich selbst darin wiederfand.
Da Opfergeschehen umfasst also die Hinrichtung, ist aber nicht das Opfer. Jesus ist Opfer nur im Sinne eines ‚victim’ (Näheres im Forum). Opfern ist eigentlich ein Akt der Menschen. Die einzige Person, die zur Erbringung des Opfers (nicht des victim!) im Falle Jesu in der Lage war, ist Gott selbst. Gott hat damit natürlich auch die ultimative Konsequenz in Kauf genommen. Aber ER ist nicht der Böse, der Jesus zum victim gemacht hat, sondern das waren die Menschen.

Vielleicht lassen sich deine Fragen auf diesem Hintergrund deutlicher beantworten:

Warum vergibt Gott nicht einfach allen Menschen und macht sie gut, wenn ER doch allmächtig ist?
Falsche Blickrichtung: der Mensch ist in dieser Welt an seine Bedürfnisse gefesselt (Presbyter schreibt: geworden). Die gesamte Logik des Daseins ist angefüllt mit Konflikten, die schuldig machen (siehe meinen vorher gehenden Beitrag).

(06-06-2009, 09:21)petronius schrieb: ich lese das so:
1) die menschen sind seit dem sündenfall "verloren", also zur postmortalen verdammnis verurteilt
Den ersten Teilsatz sehe ich genauso. Die „postmortale Verdammnis“ ist eine Spekulation, über die wir nichts wissen können. Meine Deutung habe ich in meinem vorhergehenden Beitrag aus gesellschaftlicher Sicht erläutert.

(06-06-2009, 09:21)petronius schrieb: 2) gott kann dem menschen diese verdammnis ersparen, indem er ihm verzeiht
Nein, das würde nicht funktionieren. Wir merken dies sogar bei den „gesellschaftlichen Prozessen“ hier im Forum: Nicht der Moderator macht den Frieden, sondern schafft bestenfalls die Voraussetzungen. Also:
Nicht Gott, sondern die Menschen sind auf „Verzeihung“, Täter-Opfer-Ausgleich, Versöhnung, also Vergebung angewiesen. Gott, so unser Glaube, bestätigt dies nur.

(06-06-2009, 09:21)petronius schrieb: 3) das macht gott (obwohl er doch alle menschen so sehr liebt) aus gründen deer selbstachtung nicht einfach so
Es ist tatsächlich die Liebe Gottes, den Menschen unmissverständlich klar zu machen, dass sie sich gefälligst um Beilegung ihrer Konflikte kümmern müssen, anderenfalls zerfleischen sie sich gegenseitig.

(06-06-2009, 09:21)petronius schrieb: 4) voraussetzung für dieses verzeihen ist erstens, daß gottes sohn am kreuz zu tode gefoltert wurde, und zweitens,
5) daß sich der mensch, dem verziehen werden soll, zu gottes sohn bekennt
Hm, hier kommt es darauf an, die Metaphern zu verstehen. Das fällt sichtlich schwer.
Zu 4): Das Opfer ist nicht der Kreuzestod, sondern das ganze Leben Jesu, das „Verkündigung“ ist für einen Glauben, der die Menschen in die Gesellschaftsmitte holt (s. voriger Beitrag). Ich vermute, dass Menschen, die in der Mitte der Gesellschaft leben, diese neue Verkündigung gar nicht recht verstehen. Wenn du dir das Randleben unseres Users „Thatsjustme“ ansiehst und die Art, wie begeistert er „in der Gemeindemitte“ (oder in deren Herzen) angekommen ist, dann erst wirst du es begreifen, was Jesu Botschaft sagen will.
Und damit ist zugleich Nr. 5) hinreichend erläutert. Bekennen heißt ja, diese Botschaft annehmen.
(06-06-2009, 09:21)petronius schrieb: wenn man sich mal auf die sache mit verlorenheit, verdammnis und verzeihung bzw. gnade einlässt (…)warum muß blut fließen?
“MUSS“ überhaupt nicht. Jesus ist mit allen Konsequenzen in das irdische Leben eingetreten, also auch mit dem Risiko, getötet zu werden. Dass dies Erinnerungen an die biblischen Schlachtopfer hervor ruft, ist sicher nicht zufällig. Aber dort ist das Tier victim und das Opfer die Gesamthandlung, der Ritus.

Das „einfach so Verzeihen“ würde der Gesellschaft (der Gläubigen) in keiner Weise nutzen. Das hatte ich oben bereits erläutert.
(06-06-2009, 09:21)petronius schrieb: es müßte doch auch genügen, sich einfach zu gott zu bekennen. warum reicht das nicht? warum muß dazu das bekenntnis zu einem zu tode gefolterten erfolgen?
Warum ausgerechnet das Bekenntnis zum Christus. Weil dieser Christus einen neuen Bund zwischen Gott und den Menschen aufgerichtet hat, in dem sich alle Menschen „in die Mitte genommen“ fühlen können.
(06-06-2009, 18:53)petronius schrieb: alles recht und schön, aber keine antwort auf meine fragen und damit eigentlich off topic
Nein, wie sich zeigt – vielleicht ergänzungsbedürftig, zugegeben.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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