18-06-2009, 15:30
Hallo Saldo -
eine schwierige Frage. Es hängt wohl davon ab, ob tatsächlich alles irgendwie
Wahrgenommene, alles 'im System Mensch' darum auch intersubjektiv erfassbar
ist - und zwar mit allen Implikationen, die sich beim Einzelnen dabei entwickeln.
Worum es mir ging mit der 'primären, glaubenslosen Religion' deckt sich nicht zu
100% mit dem was Wittgenstein meinte, denke ich. Der Ausdruck stammt von ihm -
des Wortes religio ausgegangen, das nicht [wie bei Laktanz] von religare
['zurückbinden'], sondern [wie bei Cicero] von relegere ['nochmals lesen']
abzuleiten ist - Religion wäre danach nicht primär [Versuch einer] Antwort,
sondern zuerst mal Frage, Suche - die noch nicht mal formuliert sein muss.
Eine Religion [mit ihren Antworten] kommt immer erst nachher...
Hier - wo der Schnitt nicht zwischen 'Religiosität' und 'Religion' gemacht wird,
sondern zwischen 'Religion an sich' und 'einer [Glaubens]Religion', treffen wir
uns dann wieder. :wink:
eine schwierige Frage. Es hängt wohl davon ab, ob tatsächlich alles irgendwie
Wahrgenommene, alles 'im System Mensch' darum auch intersubjektiv erfassbar
ist - und zwar mit allen Implikationen, die sich beim Einzelnen dabei entwickeln.
Worum es mir ging mit der 'primären, glaubenslosen Religion' deckt sich nicht zu
100% mit dem was Wittgenstein meinte, denke ich. Der Ausdruck stammt von ihm -
Zitat: Es kann nicht oft genug wiederholt werden, daß nicht jede Form von Religion notwendigerweise mit religiösen Aussagen verbunden ist. Daß wir kein Kriterium haben, um zwischen wahren und falschen religiösen Aussagen unterscheiden zu können, trifft zu.- aber mein Zugang war ein anderer; ich bin von der ursprünglichen Bedeutung
Wenn eine Aussage sich überprüfen läßt, wissen wir schon, daß sie keine religiöse Aussage ist. Es trifft aber nicht zu, daß religiöse Aussagen völlig willkürlich sind, weil sie auf je vorfindliche, bestimmte religiöse Bedürfnisse antworten müssen. Diese hängen eng zusammen mit der Lebensform und Lebensgeschichte des jeweiligen Menschen und sind darum verschieden von Kultur zu Kultur, von Epoche zu Epoche, ja selbst zwischen Angehörigen ein und derselben Kulturepoche.
Man muß zwischen zwei grundlegend verschiedenen Arten von Religion unterscheiden. Man könnte die primäre Form die ´Glaubenslose Religion´ nennen. Wer auf die glaubenslose Art religiös ist, ist entweder zu religiösen Aussagen noch gar nicht vorgestoßen, oder er hat sie schon wieder abgeworfen. Die glaubenslose Religion kann als solche nur aufrechterhalten werden, wenn die Vernunft das wie mit Gewalt zum Wort Hindrängende gar nicht zum Wort kommen läßt.
Die Handlungen (alle vorprädikativen Reaktionen) des menschlichen Geistes sind das Material, aus welchem die Sprache gefertigt ist. Wenn aber die vorprädikative zum Wort hindrängende Religion zum Wort gelassen wird, dann konstituieren sich religiöse Aussagen, bildet sich ein religiöser Glaube. Ihres prädikativen Überbaues wegen hat die Glaubensreligion die Eigenschaft, viel zu reden und viel von sich reden zu machen. Die glaubenslose Religion hingegen ist sprachlos und wirkt ganz im Stillen, weswegen sie in der Regel als Religion weder erkannt noch anerkannt wird. Legitimitätsprobleme hat nur die Glaubensreligion, und je weniger sie grammatisch aufgeklärt ist, desto virulenter sind diese Probleme.
des Wortes religio ausgegangen, das nicht [wie bei Laktanz] von religare
['zurückbinden'], sondern [wie bei Cicero] von relegere ['nochmals lesen']
abzuleiten ist - Religion wäre danach nicht primär [Versuch einer] Antwort,
sondern zuerst mal Frage, Suche - die noch nicht mal formuliert sein muss.
Eine Religion [mit ihren Antworten] kommt immer erst nachher...
Hier - wo der Schnitt nicht zwischen 'Religiosität' und 'Religion' gemacht wird,
sondern zwischen 'Religion an sich' und 'einer [Glaubens]Religion', treffen wir
uns dann wieder. :wink:
() qilin