25-06-2009, 15:04
(25-06-2009, 14:19)petronius schrieb: das ändert ja nichts daran, daß alles beliebig interpretiert werden kann - wenn man es nicht wörtlich nimmt
Moin,
und was passiert, wenn man etwas wörtlich nimmt, obwohl es niemals wortwörtlich gemeint war?
Schon mal darüber nachgedacht?
Zitat:und was ist die "mündliche Thora" - wenn nicht beliebige auslegung, so wie mans halt grad braucht (sorry: wie es der grade herrschenden oder persönlich vorgezogenen theologie entspricht)? ist sie denn irgendwo festgehalten?
im wesentlichen im Talmud. Aber auch dieser ist ja in weiten Teilen im Diskussionsstil geschrieben.
Zitat:Bezüglich des Judentums drehst Du deren Aussagen zuerst um und ignorierst die religiösen Fundamente, um dann zu sagen: Siehst Du, so schlimm ist das
Zitat:was ich z.b. gesagt habe, ist, daß der pentateuch ja wohl kaum dasselbe sagen wie die bergpredigt oder daß es kaum sein kann, die hinrichtungsforderungen in der thora bedeuteten, daß es unter juden keine hinrichtungen gegeben habe
doch, genau das war der Fall. Es gab über längere Zeiten unter jüdischem Recht keine verhängten Todesstrafen. Weil diesen gestzen der Todesstrafen das Gesetz des Schutzes jedes menschlichen Lebens entgegen stand. Was zumindets für eine wesentliche Zeit zu der Interpretation führte, dass eine Todesstrafe zwar möglich wäre, man diese aber aus Ehrfurcht nicht verhängen sollte.
Eine sehr jüdsiche Denkweise.
Zitat:da würde mich doch mal interessieren, wo ich beschrieben haben soll, "was nach meiner Meinung jüdische Lehre sein soll"
Damit meine ich Dein wiederholtes wörtliches Verständnis
Zitat:darüber, daß "aug um aug, zahn um zahn" damals einen fortschritt bedeutete, indem es ausufernde rache und sich steigernde gegenrache ersetzt durch gerechten ausgleich bzw. schadensersatz, haben wir schon mehrfach gesprochen (stell mich also bitte nicht als dummkopf hin). eine aufforderung zur feindesliebe wird trotzdem nicht draus
kannst aber gerne mal versuchen, das hinein zu interpretieren. da wär ich doch mal neugierig
Das Talionsgesetz ist in der Tat die von Dir beschriebene Einschränkung. Es stellt das Maximum der Entschädigung klar. Damit aber ist -wie Du ja inzwischen weißt- die mündliche Thora und eben auch die anderen Thorastellen verbunden.
So gibt es im jüdischen Glauben die Vorschriften, in festen Zeitabständen jeden -insbesondere seinen Feinden- alles zu verzeihen (eben nicht nur die allseits bekannten finanziellen Schulerlasse)
Daneben gibt es auch konkrete Forderungen der Feindesliebe:
So z.B. die Achtung vor dessen Eigentum:
"Wenn du dem Rind oder Esel deines Feindes begegnest, die sich verirrt haben, so sollst du sie ihm wieder zuführen." (2.Mose 23, 4; vgl. Spr 25,21f)
Generell glaubt das Judentum ja an die gleiche Abstammung aller Menschen und damit ist das Leben eines jeden Menschen das höchste Gut.
Um Dir jetzt noch die weiteren Stellen aus Tanach und Talmud heraus zu suchen (die bei 2. Mose hatte ich gerade zufällig zur Hand), fehlt mir schlicht die Zeit. Ich bin mir aber sicher, dass Du das bei wirklichem Interesse sicher ergooglen kannst.
Tschüss
Jörg