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Was ist Religion? Was ist Religiosität?
#24
(27-06-2009, 15:11)Sonne schrieb:
(05-06-2009, 14:07)Saldo schrieb: Jetzt habe ich wieder den Eindruck, Du verwechselst das Forum, in dem Du gerade bist. Mag ja sein, dass es Foren gibt, in denen verlangt wird, man solle Thesen über das Numinose aufstellen - aber hier hat keiner auch nur im Traum daran gedacht. Insofern bringt uns das hier doch gar nicht weiter.
Diese anderen Foren SIND die religionsphänomenologischen Zugänge! Es gibt auch R.-phän.logen, die meinen KEINE Aussagen über das Transzendente machen zu können. Dabei ergibt sich das Problem, das etwas aus der wissenschaftlichen Untersuchung ausgeklammert wird. Das ist das was heute nicht mehr tragbar ist für uns. Für die Theologen aber sehr wohl.


Mein post, auf das Du Dich beziehst - und das, auf das ich mich damals bezogen hatte - liegen zulange zurück, ich weiß den Kontext jetzt da nicht mehr sehr genau.

Mcih interessiert aber nicht, was "heute" tragbar ist oder nicht - ich kann Dir da nie folgen. Das erinnert mich immer an Denk- und Forschungsverbot.

Ein für allemal:
Ich suche meinen Weg, suche nach einer Methode, die die Bezeichnung "Wissenschaft" verdient - aber ich fühle mich nicht abhängig von denen, die solche Untersuchungen behindern wollen, weil sie den Weg der Wissenschaft verlassen haben.
Und das haben sie in dem Moment, wo sie neue Wege grundsätzlich ablehnen, weil es die und die Kategorien gebe, an die man sich zu halten habe.

Das sage ich jetzt mehr allgemein, nicht bezogen auf die konkreten User hier, die ich ja alle nicht wirklich kenne.
Aber mir fällt auf, dass immer wieder darauf verwiesen ist, was gerade "in" ist und man sich daran gefälligst zu halten habe.

Da kann ich nur den Kopf schütteln. Wissenschaft ist per definitionem dazu verpflichtet, die alten Kategorien immer wieder neu zu hinterfragen und gegebenenfalls neue zu suchen.


(27-06-2009, 15:14)Sonne schrieb:
(05-06-2009, 14:07)Saldo schrieb: Meine Fragestellung allerdings war: Wie weit und in welcher Art ist Religiosität eine anthropologische Komponente, ein Teil des Menschen. Und nicht: Wie wirkt eine konkrete Religion auf den Menschen ein.

Beide Fragestellungen sind legitim, aber mir ging es hier ausschließlich darum, wie diese anthropologische Komponente erfasst und beschrieben werden kann - und zwar weltweit.

Das ist aber eine evolutionsbiologische bzw. eine Frage der kulturübergreifenden Psychologie, vielleicht auch eine der neurocognitive science oder Neuropsychologie, aber keine phänomenologische.


Habe ich denn behauptet, rein phänomenologisch vorgehen zu wollen?
Dass man heute interdisziplinär forscht, ist doch nun wirklich ein Gewinn.

Ich erlaube mir noch immer, in der Sammelphase zu sein. In welche Disziplinen das dann am Ende gehört, sieht man dann. Möglicherweise entdeckt man Disziplinen, die noch gar nicht definiert sind.


(27-06-2009, 15:23)Sonne schrieb: Bezüglich des "religiösen Grundbedürfnisses" bzw. der anthropologischen Komponente "Religiösität" möchte ich noch anmerken, dass, solange keine (Arbeits)definition zu "religiös" bzw. "Religiösität" erstellt wird, darüber KEINE Aussage gemacht werden kann. Eine allgemeingültige Def. gibt es ja nicht.
Man kann "religiös" auch so definieren, dass "religiöse Grundbedürfnisse" auch unter bestimmten Umständen beispielsweise das Phänomen Fußball miteinbeziehen.
Zu Religiösität als anthrop. Komp. hab ich grade schon was gesagt.
Grüße
Sonne


Genau, Sonne.
Auf so etwas will ich auch hinaus.

Wenn man von vornherein definiert, was man untersucht, kommt man auf keine wirklich neuen Erkenntnisse. Man findet nur das, was man schon definiert hat.

Mein Weg - den ich gedanklich durchgehe - geht zunächst von dem aus, was die einzelnen Individuen selber als "religiös" empfinden.

- Wann nehmen sie sich selber als religiös wahr?
- Was genau sind die Merkmale, mit denen diese Selbstwahrnehmung
möglichst treffend beschrieben werden?

Ich bin wahrscheinlich Basisdemokrat in dieser Hinsicht.
Mich interessieren nicht primär die Theorien einzelner Wissenschaftler, die gar nicht "aus dem Volk" abgeleitet sind, sondern eher präskriptiven Charakter haben oder wieder von anderen Theoretikern stammen..

Ich bin der Meinung, dass man so Geschichte nicht schreiben kann.

Auch in der Literaturwissenschaft, Bereich Literaturgeschichte, geht man so vor: man charakterisiert eine ganze Epoche, in dem man einen einzigen Dichtungstheoretiker zitiert, der irgendwann irgendwo an seinem Schreibtisch ein paar Sätze hingeschrieben hat.
Was aber wirklich diese Epoche bewegt hat, was die einzelnen Dichter wirklich geschrieben haben, wird außenvor gelassen.

Diese Methode lehne ich zunehmend ab.

Mir entgegen kommen - wie schon geschildert - die Methoden der Generativen Grammatik, der Semiotik und des Strukturalismus. Denn hier wird nichts außenvor gelassen, hier wird sämtliches zugängliche Material erfasst und später dann die Struktur dieses Materials herauszufinden gesucht.

Ebenfalls mir entgegen kommt wahrscheinlich die Forschungsrichtung "Mentalitätsgeschichte".
http://de.wikipedia.org/wiki/Mentalit%C3%A4tsgeschichte

Allerdings ist der Begriff dieser Disziplin für mich neu, ich habe ihn vor einigen Wochen im Internet entdeckt. Ich werde das weiter verfolgen.

Jedenfalls hat mich in diesem Sinne auch zunehmend genervt, was man in den offiziellen Forschungen über die beiden Weltkriege und die Zeit dazwischen zu hören bekommt.

Bestimmte Dinge werden schlechterdings verschwiegen. Mir ist das aufgefallen, als ich einen Roman aus dem Jahr 1937 las.


Damit solche und ähnliche Sachen nicht durch die Lappen gehen, wäre für mich der erste methodische Schritt eben - wie schon gesagt - der, möglichst komplett zu sammeln:

- Wann nehmen Menschen sich selber als religiös wahr?
- Was genau sind die Merkmale, mit denen diese Selbstwahrnehmung
möglichst treffend beschrieben werden?

Und dieses quer durch alle Religionen oder religionsähnlichen Gebilde.

Ein weiterer methodischer Punkt dabei wäre - wie auch schon mal gesagt, glaube ich -, aus diesen Merkmalen anthropologische Bedürfnisse abzuleiten, die ihnen zugrundeliegen. Also die - in dem Fall stillschweigende - Frage zu rekonstruieren, auf die die - ebenfalls stillschweigende - Antwort "Religiosität" gegeben wurde.


Ja, und jetzt kommt das Phänomen Fußball.
Es könnte nämlich sein, dass in der Tiefenstruktur - im Gegensatz zur Oberflächenstruktur - beide Phänomene Gemeinsamkeiten haben.

Das heißt, es könnte ein Ergebnis dabei rum kommen, dass die Antwort "Religiosität" und die Antwort "Fußballbegeisterung" mehrere Merkmalskomplexe gemeinsam haben.

Deckungsgleich aber werden sie nicht sein - meine ich mit bloßem Auge zu sehen -, weil Religiosität auch das Merkmalsbündel "Sehnsucht nach Transzendenz" enthält, das der Fußballbegeisterung nicht innewohnt.

Obwohl - sooo sicher bin ich jetzt plötzlich doch nicht mehr. Der Rauschcharakter - der ja durchaus transzendenten Charakters ist - könnte vielleicht doch ein Merkmal der Tiefenstruktur beider Phänomene sein. Also das Bedürfnis, die Grenzen des Ich in einer übergeordneten Größe - Masse, alle Gläubigen - aufzulösen, das Ich also zu transzendieren.
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Was ist Religion? Was ist Religiosität? - von Saldo - 04-06-2009, 16:20
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