15-07-2009, 12:39
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15-07-2009, 12:39 von DureeTotale.)
(15-07-2009, 02:34)Saldo schrieb:(14-07-2009, 22:56)Byron schrieb: Aber es ist doch witzlos, wenn jemand, der die Bibel in jedem Punkt verklärt und rechtfertigt, dann sagen kann: "Tja, dass kann ich aber, denn alles, was über ein Zitat hinausgeht, ist Interpretation".
Aber da Interpretation in diesem Zusammenhang ein ziemlich weiter Begriff zu sein scheint, kann er das wohl wirklich...
In der Literaturwissenschaft wird dieses Problem auch heiß diskutiert.
Einig sind sich die Literaturwissenschaftlicher darin:
jeder Leser liest einen Roman anders...
Das sind nun allerdings wirklich Äpfel mit Birnen vergleichen. Wenn nämlich die Bibel allseits lediglich als ein altertümlicher "Roman" gälte, dann gäbe es darum kaum so viel Aufgregung.
Die biblischen Schriften werden aber, völlig anders als irgend ein "Roman", als immerdar und für alle Zeiten unwandelbar gültiges, in seiner unendlichen Weisheit und Umfassenheit unüberbietbares "Wort" des einzigen und unwandelbaren Gottes an die Menschen feilgeboten, in denen jener diesen klar und unmissverständlich "die Wahrheit" kundtut, z.B. was sie zu glauben, zu denken und zu tun hätten usw. Und die beschreibenden Darstellungen darin werden als wahrheitsgetreue Berichte historischer Tatsachen deklariert, in welchen angeblich geschildert wird, wie wunderbar dieser einzige Gott mit den Menschen umgeht usw.
(15-07-2009, 02:34)Saldo schrieb: Die Textwissenschaft und die Bibelwissenschaft kann eine Menge rausfinden - aber sie kann dem Leser nicht abnehmen, selber eine Entscheidung zu treffen. Wenn Unsicherheiten entstehen, sollte man die - oft nicht einheitliche - Fachlektüre zu Hand nehmen. Und dann die eigene Wahl treffen.
Informationen müssen um so klarer, unzweideutiger und unmissverständlicher übermittelt werden, je wichtiger diese und es dem Urheber/Verfasser ist, dass der Empfänger dieser Informationen eben genau diese Informationen klar, unzweideutig und unmissverständlich aus dem Übermittelten heraus-"interpretiert".
Beim angeblichen "Wort Gottes", der Bibel, handelt es sich nun aber ganz offensichtlich um eine schwer-, miss- oder gar nicht mehr verständliche Antike Schriftensammlung, welche so beschaffen ist, dass das, was ich da als "Interpretation" herauslese, davon abängt, was ich von aktuellen "historischen" bzw. "textwissenschaftlichen" Kenntnissen, Vermutunen und Überlegungen gerade weiß bzw. wissen will und welche "Entscheidung" ich dann jeweils treffe, wie ich welchen Text verstanden haben möchte - was ich dann als "Wort Gottes" deklariere...
Darum wird die angebliche "Autorität", welche den biblischen Schriften immer beigelegt wird, durch deren offenkundige Beschaffenheit und vor allem den von krasser Willkürlichkeit und Beliebigkeit geprägten Umgang mit ihnen vollständig konterkarriert und dermaßen ad absurdum geführt, dass man letztlich in jeder Diskussion um deren Aussagen auf Feststellungen, in der Bibel stünde aber dieses und jenes geschrieben, nicht nur mit voller Berechtigung, sondern sogar notwendig antworten muss: "Na und - das hat doch keinerlei Bedeutung!"