05-11-2003, 16:20
Mal kurz durchsehen:
Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, wer Origenes von Alexandria so genau war. Ich zweifle aber mal ganz einfach seine Autorität an, als ein Beispiel zu dienen was damals zum Christentum gehörte. Jede Religion verwässert manchmal, es waren damals sehr viele Irrlehren im Umlauf, Alexandria ist weit weg.
Generell gilt aber: Die (körperliche) Wiedergeburt passt überhaupt nicht ins Christentum! Es gibt ja Leute die behaupten, dass Reinkarnationslehre einmal in der Bibel stand - ich kann nur sagen: Dann würde sich die Bibel ganz schön selbst widersprechen. Du sagst, die Wiedergeburt hatte ihren Platz im frühen Christentum. Ich schließe nicht aus, dass einige (mehr oder weniger gläubige) Christen daran geglaubt haben. Die gibts heute auch, aber mit Christentum hat das halt nichts zu tun.
Wirklich? Ich bin leider zu faul, um nachzulesen, also schätze ich mal, was gemeint ist.
- Jesus sagt im Johannes-Evangelium, dass niemand, der nicht von neuem geboren ist, in das Reich Gottes eingehen kann. Als ihn Nikodemus nicht versteht, erklärt er sich aber: Man muss aus Wasser und Geist geboren werden, anstatt als Fleisch. Das heißt, du musst dich taufen lassen und erhältst den heiligen Geist, dann bist du ein wiedergeborener Christ.
- An einer Stelle heißt es, dass Elia als Johannes der Täufer wiedergekommen ist. Ja, aber Elia war nicht gestorben, sondern zu Gott entrückt, also ist das keine Wiedergeburt!
- Wenn es darüber hinaus überzeugendere Argumente gibt, bitte sie vorzubringen!
Natürlich wollte Jesus verstanden werden, aber deshalb wird er doch keine völlig falsche Lehre verbreitet haben? Er selbst sagte doch, dass nur "wenige" den Weg in Gottes Reich finden werden, und die anderen auf dem Weg ins Verderben seien. Daraus lernen wir:
1) Es war ihm durchaus bewusst, dass er nur relativ wenige Gläubige haben würde. Das akzeptierte er.
2) Wer nicht den sofortigen Weg zu Gott findet, wird verderben. Als Christ denke ich nicht einmal daran, dass das eine bewusste Lüge gewesen sein könnte, um den Leuten Angst zu machen. Das ist aber die einzige Alternative dazu, dass er es ehrlich meinte!
Tut mir leid, aber jetzt mal ganz ehrlich: Kennst du die Lehre Jesu? "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" war wohl ein Gebot, aber:
1) Kam es nicht von Jesus, sondern aus dem alten Testament
2) War es nicht einmal das höchste, denn das höchste Gebot lautete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Vgl. Mt 22,36ff
3) Besteht die Lehre Jesu und des Christentums in einer Umkehr zu Gott und dem Glauben an Christus. Vgl. Joh 3,16:
"Denn so hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe."
Und darum gehts im Christentum: Ewiges Leben mit und bei Gott und Christus. Wie willst du das mit Wiedergeburt in Einklang bringen?
Na jetzt wirds esoterisch.
Wessen Lehre "Liebe dich selbst, sowie deinen nächsten Gedanken"? Buddhas?
Du gehst also von einer geistigen Welt mit geistigen Lehrern aus. Und du meinst, Jesus wäre so einer?
Hm... doch nicht! Also sagst du, dass Jesus die geistigen Lehrer ("diese") in der geistigen Welt unterrichtet und für diese - logisch - nicht in materieller Gestalt erscheint. Was hat das jetzt mit menschlichen Wesen in der materiellen Welt zu tun?
Ach so - Jesus hat die geistigen Lehrer in der geistigen Welt unterrichtet und diese geben uns jetzt das weiter - so nach Art von "stille Post"? Aber Jesus hat uns doch schon alles Wichtige in seinem Wort - der Bibel - gegeben, da brauchen wir doch keine stille Post von geistigen Lehrern mehr, oder? Außerdem vertraue ich denen nicht, weil ich sie nicht kenne!
Sorry, ich kenne diese Werke nicht. Aber wenn wirklich Jesus den Anstoß gegeben haben sollte, muss die stille Post gewaltig versagt haben - sonst würden sie ja nicht die Reinkarnation lehren, die - wie gesagt - Jesu Lehren fundamental widerspricht!
Die Bibel dagegen verkündete, und verkündet immer noch, dass Gott der Sünden der bekehrten Christen nicht mehr gedenkt (siehe zB Jeremia 31,34), wir uns also gar nicht mehr unbedingt anständig benehmen >müssen<. Allerdings erhalten wir im Gegenzug dafür den Heiligen Geist, der ohne Zwang dafür sorgt, dass wir uns anständig benehmen. Das ist Christentum!
Klar. Aber nicht wegen der Chancen, denn die hast du als Christ immer! Sondern einfach weil es eine komplett andere Lehre ist, und es kann ja nur einer recht haben!
Reinkarnationslehre steht also tatsächlich im Widerspruch zum Christentum. In diesem Punkt hatte die Kirche also wohl - Entschuldigung! - Recht.
Übrigens: Dass man zum Beichten einen Pfarrer braucht, lässt sich aus der Bibel nicht halten! Aus ihr geht nicht einmal hervor, dass eine Gemeinde überhaupt einen Pfarrer braucht, aber das ist eine andere Geschichte.
Du beschreibst hier einige seltsame Lehren der katholischen Kirche, die ich gar nicht näher kommentieren möchte. Ich denke, dass die Kirche wohl manchmal Opfer der "Unfehlbarkeit" ihrer Päpste ist. Ein Papst erklärt etwas und das ist dann für immer die Wahrheit.
Aber das hier nicht alles Gold ist was glänzt wissen wir ja alle, und Martin Luther wusste schon, warum er zum Reformator wurde. Mit Wiedergeburt hat die ganze Geschichte allerdings wenig zu tun.
Für das Fegefeuer bin ich nicht zuständig, das kommt nur in der katholischen Einheitsübersetzung der Bibel vor, die hat ein paar Bücher mehr. Vielleicht weiß Gerhard was darüber? Ich weiß nur, dass es so etwas laut meiner Bibel nicht gibt, weil der Mensch allein aus Glauben gerechtfertigt wird, nicht aus Werken. Wenn man bedenkt, dass wir Christen einmal Miterben des Reiches Gottes werden sollen (ja, auch das ist Christentum!), wäre es ja auch etwas seltsam, wenn er uns zuvor noch ins Fegefeuer steckt, oder?
Tja. Es heißt zwar "Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, aber ob das so gemeint war...
Spaß beiseite: Was hat das Ganze mit Reinkarnation zu tun? Null und nix! Du versuchst hier einfach mal, das Christentum gewissermaßen zu infiltrieren und langsam in Buddhismus mit esoterischen Einsprengseln umzuwandeln, oder? Oder glaubst du diese Verschwörungstheorien, die du uns da auftischst?
Doch. Aber was für eins! Wenn du wüsstest, was einen gläubigen Christen im ewigen Leben noch so alles erwartet, dann wärst du auch gar nicht mehr heiß darauf, noch mehr so lauwarme Leben auf der Erde zu verbringen! Weißt du eigentlich, dass Gott angekündigt hat, am Ende der Zeiten einen neuen Himmel und eine neue Erde zu schaffen? Und dort werden wir ohne Sünde leben! Und du willst lieber wiedergeboren werden und noch ein paarmal auf die Welt kommen? Da möchte ich nicht mit dir tauschen!
Zitat:Reinkarnationslehre, Christentum und Kirchengeschichte
Das im frühen Christentum die Reinkarnationslehre noch ihren Platz hatte, wird zB in Texten von Origenes von Alexandria (185-254) deutlich. Er schrieb zum Beispiel in "De principiis" folgene Worte:
..., so hat man die Ursache in einem Leben zu suchen, das dem jetzigen Leben voranging. Jeder von uns eilt der Vollkommenheit durch eine Aufeinanderfolge von Lebensläufen zu. Wir sind gebunden, stets neue und stets bessere Lebensläufe zu führen, sei es auf Erden, sei es in anderen Welten. Unsere Hingabe an Gott, die uns von allem Übel reinigt, bedeutet das Ende unserer Wiedergeburt.
Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, wer Origenes von Alexandria so genau war. Ich zweifle aber mal ganz einfach seine Autorität an, als ein Beispiel zu dienen was damals zum Christentum gehörte. Jede Religion verwässert manchmal, es waren damals sehr viele Irrlehren im Umlauf, Alexandria ist weit weg.
Generell gilt aber: Die (körperliche) Wiedergeburt passt überhaupt nicht ins Christentum! Es gibt ja Leute die behaupten, dass Reinkarnationslehre einmal in der Bibel stand - ich kann nur sagen: Dann würde sich die Bibel ganz schön selbst widersprechen. Du sagst, die Wiedergeburt hatte ihren Platz im frühen Christentum. Ich schließe nicht aus, dass einige (mehr oder weniger gläubige) Christen daran geglaubt haben. Die gibts heute auch, aber mit Christentum hat das halt nichts zu tun.
Zitat:Auch in der heutigen Fassung der Bibel sind noch Stellen vorhanden, die dies zeigen. Mehr dazu können Sie bei Kurt Eggenstein lesen.
Wirklich? Ich bin leider zu faul, um nachzulesen, also schätze ich mal, was gemeint ist.
- Jesus sagt im Johannes-Evangelium, dass niemand, der nicht von neuem geboren ist, in das Reich Gottes eingehen kann. Als ihn Nikodemus nicht versteht, erklärt er sich aber: Man muss aus Wasser und Geist geboren werden, anstatt als Fleisch. Das heißt, du musst dich taufen lassen und erhältst den heiligen Geist, dann bist du ein wiedergeborener Christ.
- An einer Stelle heißt es, dass Elia als Johannes der Täufer wiedergekommen ist. Ja, aber Elia war nicht gestorben, sondern zu Gott entrückt, also ist das keine Wiedergeburt!
- Wenn es darüber hinaus überzeugendere Argumente gibt, bitte sie vorzubringen!
Zitat:Natürlich hatte Jesus nicht bei jeder Gelegenheit die Lehre der Wiedergeburt verkündet, zu primitiv war die breite Masse der Bevölkerung. ZB Menschentötungen durch Steinigung waren normal etc..
Es ergibt keinen Sinn solchen Menschen, denen die Basis der Liebe und der Ehrfurcht vor dem Leben anderer Lebewesen fehlt, große Lehren zu präsentieren. Denn solche Lehren sind immer auch kopflastig, und wer es nicht schafft diese dann ins Herz zu integrieren fällt um wie ein entwurzelter Baum.
Natürlich wollte Jesus verstanden werden, aber deshalb wird er doch keine völlig falsche Lehre verbreitet haben? Er selbst sagte doch, dass nur "wenige" den Weg in Gottes Reich finden werden, und die anderen auf dem Weg ins Verderben seien. Daraus lernen wir:
1) Es war ihm durchaus bewusst, dass er nur relativ wenige Gläubige haben würde. Das akzeptierte er.
2) Wer nicht den sofortigen Weg zu Gott findet, wird verderben. Als Christ denke ich nicht einmal daran, dass das eine bewusste Lüge gewesen sein könnte, um den Leuten Angst zu machen. Das ist aber die einzige Alternative dazu, dass er es ehrlich meinte!
Zitat:Und so läßt sich auch der Hauptteil seiner damaligen Lehre zusammenfassen in einem einzigen Satz:
Liebe dich selbst, sowie deinen Nächsten
Tut mir leid, aber jetzt mal ganz ehrlich: Kennst du die Lehre Jesu? "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" war wohl ein Gebot, aber:
1) Kam es nicht von Jesus, sondern aus dem alten Testament
2) War es nicht einmal das höchste, denn das höchste Gebot lautete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Vgl. Mt 22,36ff
3) Besteht die Lehre Jesu und des Christentums in einer Umkehr zu Gott und dem Glauben an Christus. Vgl. Joh 3,16:
"Denn so hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe."
Und darum gehts im Christentum: Ewiges Leben mit und bei Gott und Christus. Wie willst du das mit Wiedergeburt in Einklang bringen?
Zitat:Für jeden Lehrer ist es ganz normal erst mal zu schauen: In welcher Klasse sind meine Schüler eigentlich? Und er wird den Erstkläßlern anderes unterrichten als den Abiturienten. - So auch Jesus. Für die Erstkläßler mußte er noch materiell erscheinen, damit sie ihn sehen, anfassen konnten. Diesen Menschen mußte er erstmal beweisen, daß es überhaupt ein Leben nach dem Tode gibt.
Na jetzt wirds esoterisch.

Zitat:Wer seine Lehre "Liebe dich selbst, sowie deinen nächsten Gedanken" praktiziert...
Wessen Lehre "Liebe dich selbst, sowie deinen nächsten Gedanken"? Buddhas?
Zitat:...erhält automatisch durch die damit verbundenen Änderungen innerhalb der eigenen Aura und dem Chakrensystem immer mehr Zugang zur geistigen Welt, zu ausersinnlichen Wahrnehmungen und zu geistigen Lehrern.
Du gehst also von einer geistigen Welt mit geistigen Lehrern aus. Und du meinst, Jesus wäre so einer?
Zitat: Für diese braucht Jesus nicht mehr in materiell sichtbarer Gestalt zu erscheinen.
Hm... doch nicht! Also sagst du, dass Jesus die geistigen Lehrer ("diese") in der geistigen Welt unterrichtet und für diese - logisch - nicht in materieller Gestalt erscheint. Was hat das jetzt mit menschlichen Wesen in der materiellen Welt zu tun?

Zitat:Es genügen Durchgaben aus dem "Jenseits".
Ach so - Jesus hat die geistigen Lehrer in der geistigen Welt unterrichtet und diese geben uns jetzt das weiter - so nach Art von "stille Post"? Aber Jesus hat uns doch schon alles Wichtige in seinem Wort - der Bibel - gegeben, da brauchen wir doch keine stille Post von geistigen Lehrern mehr, oder? Außerdem vertraue ich denen nicht, weil ich sie nicht kenne!

Zitat:Und derer gab es in den letzten Jahrhunderten genug. Große Werke, wie beispielsweise die Neuoffenbarung (durch Jakob Lorber) und viele weitere gechannelte Werke unter Beteiligung von Jesus-Sananda etc.. haben diesen Planeten erreicht. Alle diese Werke lehren die Reinkarnation...
Sorry, ich kenne diese Werke nicht. Aber wenn wirklich Jesus den Anstoß gegeben haben sollte, muss die stille Post gewaltig versagt haben - sonst würden sie ja nicht die Reinkarnation lehren, die - wie gesagt - Jesu Lehren fundamental widerspricht!
Zitat:Die Kirche verkündete, daß ihr euch besser anständig benehmen solltet, denn sonst...
Die Bibel dagegen verkündete, und verkündet immer noch, dass Gott der Sünden der bekehrten Christen nicht mehr gedenkt (siehe zB Jeremia 31,34), wir uns also gar nicht mehr unbedingt anständig benehmen >müssen<. Allerdings erhalten wir im Gegenzug dafür den Heiligen Geist, der ohne Zwang dafür sorgt, dass wir uns anständig benehmen. Das ist Christentum!
Zitat:Und da kamen die Vertreter der Reinkarnationslehre daher und sagten: "Ihr habt danach noch eine Chance und danach noch eine. Und dann immer noch weitere Chancen. Also macht euch keine Sorgen. Macht es so gut, wie ihr könnt. Seid nicht vor Furcht so gelähmt, daß ihr euch überhaupt nicht mehr rühren könnt. Versprecht euch selbst es besser zu machen, und geht eurer Wege."
Natürlich konnte das die frühe Kirche nicht billigen.
Klar. Aber nicht wegen der Chancen, denn die hast du als Christ immer! Sondern einfach weil es eine komplett andere Lehre ist, und es kann ja nur einer recht haben!
Zitat:Also tat sie zwei Dinge: Erst erklärte sie die Reinkarnationslehre zur Ketzerei und führte dann das Sakrament der Beichte ein. Die Beichte konnte dem Kirchgänger geben, was die Reinkarnationslehre versprach, nämlich eine weitere Chance.
Reinkarnationslehre steht also tatsächlich im Widerspruch zum Christentum. In diesem Punkt hatte die Kirche also wohl - Entschuldigung! - Recht.
Übrigens: Dass man zum Beichten einen Pfarrer braucht, lässt sich aus der Bibel nicht halten! Aus ihr geht nicht einmal hervor, dass eine Gemeinde überhaupt einen Pfarrer braucht, aber das ist eine andere Geschichte.
Zitat:Der Mensch wurde also von Gott für seine Sünden bestraft,
es sei denn er beichtete sie. Nach der Beichte konnte er sicher sein, daß Gott ihm vergeben hatte.
Ja. Allerdings gab es da einen Haken. Diese Absolution konnte nicht direkt von Gott kommen. Sie mußte den Weg über die Kirche nehmen, deren Priester die fällige Buße auferlegten. Im allgemeinen wurden vom Sünder Gebete verlangt. Das waren für die Menschen wichtige Gründe, ihre Kirchenmitgliedschaft aufrechtzuerhalten.
Die Kirche merkte, daß die Beichte eine große Zugnummer war, und so erklärte sie es bald zur Sünde, wenn man nicht zur Beichte ging. Jedermann hatte wenigstens einmal im Jahr zu beichten. Tat er es nicht, lieferte das Gott einen weiteren Grund, zornig zu sein.
Die Kirche stellte immer mehr Regeln auf - viele davon völlig willkürlich und aus einer Laune heraus -, und eine jede hatte die geballte Kraft von Gottes ewiger Verdammnis als Rückendeckung, es sei denn natürlich, das Vergehen wurde gebeichtet. Dann wurde dem Sünder von Gott vergeben, und er entkam der Verdammnis.
Doch nun gab es ein weiteres Problem. Die Leute kamen zum Schluß, daß sie nun alles tun konnten, solange sie es nur beichteten. Die Kirche geriet in ein weiteres Dilemma. Die Furcht war aus den Herzen der Menschen gewichen. Die Zahl der Kirchgänger und Kirchenmitglieder schrumpfte. Die Leute kamen einmal im Jahr zur Beichte, sagten ihre Bußgebete auf, wurden von ihren Sünden losgesprochen und wandten sich wieder dem leben zu. Also mußte ein Weg gefunden werden, die Angst wieder in ihre herzen zu bringen.
Du beschreibst hier einige seltsame Lehren der katholischen Kirche, die ich gar nicht näher kommentieren möchte. Ich denke, dass die Kirche wohl manchmal Opfer der "Unfehlbarkeit" ihrer Päpste ist. Ein Papst erklärt etwas und das ist dann für immer die Wahrheit.
Aber das hier nicht alles Gold ist was glänzt wissen wir ja alle, und Martin Luther wusste schon, warum er zum Reformator wurde. Mit Wiedergeburt hat die ganze Geschichte allerdings wenig zu tun.
Zitat:Und so erfand man das Fegefeuer.
Fegefeuer ?
Fegefeuer. Man beschrieb es als einen höllenähnlichen Ort, an dem man sich jedoch nicht ewig aufhielt. Diese neue Lehre besagte, daß Gott den Menschen für seine Sünden leiden ließ, auch wenn er sie gebeichtet hatte.
Für das Fegefeuer bin ich nicht zuständig, das kommt nur in der katholischen Einheitsübersetzung der Bibel vor, die hat ein paar Bücher mehr. Vielleicht weiß Gerhard was darüber? Ich weiß nur, dass es so etwas laut meiner Bibel nicht gibt, weil der Mensch allein aus Glauben gerechtfertigt wird, nicht aus Werken. Wenn man bedenkt, dass wir Christen einmal Miterben des Reiches Gottes werden sollen (ja, auch das ist Christentum!), wäre es ja auch etwas seltsam, wenn er uns zuvor noch ins Fegefeuer steckt, oder?
Zitat:Dieser Lehre zufolge verhängte Gott ein gewisses Maß an Leiden über jede unvollkommene Seele, je nach Anzahl und Art der von ihr begangenen Sünden, wobei es da die Todsünden und die läßlichen Sünden gab. Todsünden, waren sie nicht vor dem Tod gebeichtet worden, schickten die Seele schnurstracks in die Hölle.
Die Zahl der Kirchgänger schoß wieder in die Höhe. Auch die Einnahmen aus der Kollekte und vor allem aus dem Ablaßhandel waren hoch - denn die Lehre vom Fegefeuer beinhaltete auch die Möglichkeit, sich vom Leiden freizukaufen.
Wie bitte?
Gemäß der Kirchenlehre konnte man einen besonderen Ablaß erhalten - doch auch hier wieder nicht direkt von Gott, sondern von einem Amtsträger der Kirche. Diese besonderen Ablässe befreiten einen - zumindest teilweise - vom Leiden im Fegefeuer, das man sich durch seine Sünden verdient hatte.
So etwas wie die vorzeitige Entlassung wegen guter Führung?
Ja. Aber diese Vergünstigungen wurden natürlich nur wenigen zuteil. Im allgemeinen jenen, die der Kirche eine sehr beträchtliche Spende zukommen ließen. Für eine wirklich große Summe konnte man den vollen Ablaß erhalten. Er bedeutete: Null Zeit im Fegefeuer. Eine Fahrkarte geradewegs in den Himmel.
Diese besondere Gunst Gottes war jedoch noch wenigeren vorbehalten. Den Königshäusern vielleicht. Und den Superreichen. Die Menge an Geld, Edelsteinen und Land, die die Kirche im Austausch für den vollen Ablaß erhielt, war enorm. Doch diese Exklusivität führte bei den Massen zu großer Frustration und Verärgerung.
Der arme Bauer konnte nicht auf einen Ablaß vom Bischof hoffen - und so verlor das Fußvolk allmählich sein Vertrauen in das System, und die Zahl der Kirchgänger schrumpfte aufs neue.
Und was ließen sie sich jetzt einfallen?
Sie führten die Novenenkerzen ein. Die Leute konnten in die Kirche kommen, eine Novenenkerze für die "armen Seelen im Fegefeuer" anzünden und durch das Beten einer Novene (einer Anzahl von Gebeten in einer bestimmten Reihenfolge, was einige Zeit in Anspruch nahm) die Strafe der lieben Verstorbenen um Jahre verkürzen und sie früher aus dem Fegefeuer freibekommen, als Gott es ursprünglich vorgesehen hatte.
Für sich selbst konnten sie zwar nichts tun, aber doch wenigstens um Gnade für die Verstorbenen beten. Natürlich war es hilfreich, wenn ein oder zwei Münzen für jede entzündete Kerze in den Schlitz geworfen wurden.
Es flackerten eine Menge kleiner Kerzen in den roten Gläschen, und eine Menge Peseten und Pfennige wurden in eine Menge Blechbüchsen geworfen, um mich dazu zu bewegen, die armen Seelen im Fegefeuer doch ein bißchen weniger leiden zu lassen.
Das ist ja unglaublich! Und du meinst, die Leute waren nicht imstande, das Ganze zu durchschauen? Sie erkannten darin nicht den verzweifelten Versuch einer verzweifelten Kirche, ihre verzweifelten Mitglieder ständig dazu zu bringen, alles zu tun, um sich vor diesem Desperado, den sie Gott nannten, zu schützen? Du meinst die Leute kauften Ihnen dieses Zeug tatsächlich ab?
Im wahrsten Sinne des Wortes.
Tja. Es heißt zwar "Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, aber ob das so gemeint war...

Zitat:Kein Wunder daß die Kirche die Reinkarnationslehre als Irrglaube bezeichnete.
Spaß beiseite: Was hat das Ganze mit Reinkarnation zu tun? Null und nix! Du versuchst hier einfach mal, das Christentum gewissermaßen zu infiltrieren und langsam in Buddhismus mit esoterischen Einsprengseln umzuwandeln, oder? Oder glaubst du diese Verschwörungstheorien, die du uns da auftischst?
Zitat:Ja. Doch als ich euch erschuf, erschuf ich euch nicht so, daß ihr nur ein einziges Leben leben könnt,...
Doch. Aber was für eins! Wenn du wüsstest, was einen gläubigen Christen im ewigen Leben noch so alles erwartet, dann wärst du auch gar nicht mehr heiß darauf, noch mehr so lauwarme Leben auf der Erde zu verbringen! Weißt du eigentlich, dass Gott angekündigt hat, am Ende der Zeiten einen neuen Himmel und eine neue Erde zu schaffen? Und dort werden wir ohne Sünde leben! Und du willst lieber wiedergeboren werden und noch ein paarmal auf die Welt kommen? Da möchte ich nicht mit dir tauschen!