05-10-2009, 01:53
(04-10-2009, 23:57)Romero schrieb: Es geht nicht um "Diskreditieren", sondern um kritisieren.Nein. Ich habe nichts gegen Kritik. Ich habe etwas gegen perfide Fragestellungen, Fragestellungen, die schon x-mal erläutert wurden, Verbindungen, die nicht miteinander zu tun haben oder reine Ablenkungsmanöver. Nehmen wir gleich deinen Text:
(04-10-2009, 23:57)Romero schrieb: Wenn man natürlich an eine allumfassende Wahrheit glaubt, wird man automatisch 0% kritikfähig, was einen wiederum angreifbar macht.Das ganze Satzgebilde ist eine nicht belegte und im Übrigen nicht zutreffende Prämisse. Sie führt den Leser aufs gewünschte Glatteis. Das Gegenteil ist richtig: Wer klare Axiome in seiner Vorstellungswelt besitzt, ist in höchstem Maße kritikfähig.
(04-10-2009, 23:57)Romero schrieb: Entweder etwas widerspricht sich selbst, oder aber nicht.Klingt gut, ist aber in Glaubensdingen Schwachsinn. Der Glaube widerspricht immer irgendwelchen, durch die Konvention verworfenen anderen Deutungen.
(04-10-2009, 23:57)Romero schrieb: Es geht hier auch nicht um gewisse, lapidare "Dinge" wie du schön sagst, sondern um "Gebote" und "Befehle" die der "HERR" gegeben hat und die das Töten von Menschen befehlen.Und? Es ist dir und anderen schon mehrfach gesagt worden: Ja, es gibt barbarische Verhaltensnormen in der Bibel. Ja, es gibt Kriegsberichte, die auf Gott hin gedeutet wurden. Unser Glaube steht diesen antiken Lehren definitiv entgegen. Das liegt insbesondere daran, dass bereits in jüdischer Tradition, besonders aber nach der Bergpredigt die Lebens- und Liebesgebote alles "abschalten", was menschenfeindlich und grausam ist. Glaube ist nicht einfach "Übernehmen der antiken Lehren", sondern aktive Auseinandersetzung mit den Verhaltensnormen.
(04-10-2009, 23:57)Romero schrieb: Glaubt man nicht entweder an Gott und seine Gebote in all ihrer zweifelhaften Pracht, oder gar nicht?Noch so ein Beispiel! "Zweifelhafte Pracht" ist doch nichts anderes als "Diskreditierung". Bin ich eigentlich alleine derjenige, dem das auffällt. Soviel Sprachgefühl sollte man als Muttersprachler schon mitbringen. Viele Leser spüren das!
(04-10-2009, 23:57)Romero schrieb: Wie kann ein Gebot Gottes dem Glauben an Gott widersprechen? Doch nur indem man sich ihn zurechtbiegt, wie man ihn gerade haben möchte.So etwas könnte man ja gelegentlich "hingehen lassen". Aber hier wird man der Permanenz allmählich überdrüssig und reagiert gereizt: "Wie kann ...". NATÜRLICH muss irgendeine Bibelformulierung nicht mit dem übereinstimmen, was ich glaube oder WIE ich es glaube (für mich umsetze). Das ist kein "Zurechtbiegen", sondern ein legitimes Auseinandersetzen mit einer Schrift, die Grundsätzliches, Allgemeines sagt. Mein Leben ist sehr speziell und es kommt auf meine Haltung an. Die Bibel (und alles, was die Theologie so hervorbringt) ist doch für den Glauben nur ein Hilfsmittel unter vielen, eine Quelle, ein Symbol.
(04-10-2009, 23:57)Romero schrieb: Genau das macht ihr Glaubenden. Einerseits muss bei einer Schwangerschaft das Leben unbedingt geheiligt werden, wenn das nicht abgetriebe Kind später einen anderen Glauben hat, und womöglich noch einen "Götzen" anbetet, dann darf sein heiliges Leben ausgelöscht werden. Ne komm... geht gar nicht :eusa_naughty:Sorry, solche Formulierungen sind nichts als ärgerlich. Der Schwangerschaftsabbruch ist ein ganz besonders schwieriger Sonderfall, der dem Leben seine Heiligung gar nicht absprechen kann. Hier wird etwas Kniffliges, eine weltanschauliche Katastrophe, das Versagen im Einzelfall zu einer scheinbar allgemein gültigen Geißel für den Glauben hochstilisiert. Solche Argumentationen dienen einem einzigen Zweck: den Gegner zu demoralisieren. Dabei liegt die Unmoral bei dem Behauptenden selbst.
Außerdem wird ein Junktim hergestellt zwischen Abtreibung (dem Thema) und Apostasie mit Folgen, die keinem Sterblichen zustehen (völlig neben dem Thema, ja unabhängig davon).
Das alles sind Stilfragen. Dass Lehren in alten Texten, Lehren der Kirchen, Behauptungen von Bezutzern kritikwürdig sind, wer wollte dies bezweifeln. Es geht hier nicht um die jeweilige Sache, sondern um Beispiele, wie der Stil zur Herabwürdigung des Gegenübers führt.
(04-10-2009, 23:57)Romero schrieb: Das hast du dich natürlich nicht gefragt. Sie ist gläubig, ich der Atheist, ergo, sie ist das Opfer. So nicht, Minjung.Keineswegs: Sie wurde solange angegriffen, bis sie falsch reagiert hat. Niemand hat behauptet, dass die Reaktion "gut und richtig" war. Was dann allerdings einsetzte, war ein regelrechtes "Kesseltreiben".
So etwas kann sich niemand hier wünschen, egal, wie unbeholfen eine Argumentation auch gewesen sein mag!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard