05-10-2009, 13:29
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05-10-2009, 13:39 von Franziskus.)
(05-10-2009, 12:32)Lhiannon schrieb: Grundsatz: Jede Religion und jede Ideologie (z.B. Humanismus, Atheismus, Agnostizismus) verdient Respekt.
Weder Polemik noch permanente stoische Diskreditierung und Beleidigung sind hier angebracht.
Es geht doch hier schon lange nicht mehr um Religionen, sondern um deren (Miß?)Interpretation. Ich habe in meinem Bekanntenkreis einige Theologen, denen gegenüber ich höchsten Respekt habe, da sie biblische Texte auf einem wissenschaftlichen vergleichenden Niveau betrachten und es eben nicht zu solchen Äußerungen kommt, wie wir sie hier vernehmen.
Du kannst nicht ernsthaft erwarten, dass man Einstellungen wie "Ein Völkermord ist dann gerechtfertigt, wenn sich das Volk von Gott abwendet" oder "Es ist böse, einen Völkermord zu verurteilen, ohne dass man sich ansieht, was denn das mordende Volk vorher oder nachher alles durchmachen musste"-- in irgendeiner Form mit Respekt bedenkt. Im konsequentesten Falle verdient die daraus folgende Tat in unserer Justiz eher noch das Gefängnis. Apropos Gefängnis; Kyrios vergleicht einen Atheisten mit einem juristisch zum Tode verurteilten...
Wenn jede Ideologie zu respektieren ist, dann hole ich demnächst einige Leute, von denen ich 100prozentig weiß, dass sie fundamentalistische Moslems sind; das wird dann lustig. Wenn jedwede Empörung über alles Gesagte, das sich auf heilige Schriften bezieht (ohne jene annähernd komparativ und exegetisch zu lesen) de facto "verboten" ist, da sie etwas verletzen könnte, was andere als "heilig" empfinden, selbst wenn dies ein Völkermord ist- dann sind wir schneller wieder bei jenen Zuständen angelangt, die wir inkorrekterweise nur als "mittelalterlich" bezeichnen und die die meisten Leute in dieser Republik nicht leiden können... Ich wäre gespannt, wie viel Verteidigungspotential u.a. leider auch von Ekkard aufgewandt werden würde, wenn jene Rechtfertigungen (im Koran gibt es nun meines Wissens keine Völkermorde, dafür aber allerhand andere Gewalttaten) auch nur im Geringsten von einem Moslem kommen würde. In diesem Falle ist der Toleranzpegel in dieser Gesellschaft relativ niedrig- was auch richtig so ist. Aber vor der eigenen, in bestimmten theoretischen Äußerungen wesentlich gefährlicheren Türe wird selbstverständlich nicht gekehrt...
Keiner der hier anwesenden Kritiker (ich will nicht Atheisten sagen) hat irgendein "Gottesbild" zum Besten gegeben, sondern hat auf die Gottesbilder anderer reagiert, die u.a. religiöse Völkermorde als legitim ansehen. Die Beschwerde, die hier von einigen vorgetragen wird, Kritiker wollen den Gottesglauben in die Geisterbahn ziehen, ist absolut unlogisch. Im Grunde ist es ein Argument aus der Geisterbahn heraus mit dem Gottesglauben im Würgegriff-- ich selbst kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Mehrheit der Christen in meinem Umfeld diesen gefährlichen Kram, der hier teilweise in den letzten Tagen verbreitet wurde, niemals teilen würde. (Zumindest hoffe ich das für meine eigene Gesundheit).
P.S.: Ich habe Deine Antwort an Petronius vorher nicht gelesen, Lhiannon, aber ich lasse das alles mal als einen allgemeinen Kommentar stehen.
Ich bin im Übrigen nicht der Meinung, dass man jene, welche diese Denkrichtung vertreten, sperren sollte- im Gegenteil, ein Diskurs mit Fundamentalisten muss stattfinden, da dieses Problem bis dato noch sehr unterschwellig existiert und auch gerne verleugnet und verharmlost wird. (Wobei ich mir bewusst bin, dass dies in der praktischen Moderatorentätigkeit nicht immer leicht umzusetzen ist- in den meisten Foren, die ich kenne, hätte man Kyrios schon wegen seiner Völkermordsverherrlichung gesperrt). Aber jene Kritiker anzugreifen und versuchen, sie einem versöhnlichen Ton gegenüber Völkermordsrechtfertigung anzustimmen- das erscheint mir doch sehr kritikwürdig.

