08-10-2009, 01:41
Ich habe nochmals über die nicht ganz einfachen Fragen an mich nachgedacht. Manches wurde überlesen, anderes war nicht ausführlich genug und damit vielleicht nicht verständlich.
Frage: “Glaubst du an "Gott" als jenes Wesen, das in der Bibel beschrieben wird? sprich: hältst du die Beschreibungen "Gottes" in der Bibel für Aussagen über eine real existierende, personifizierte Macht?
Ich zitiere zunächst ‚Alanus ab Insulis’: Die Beschreibung z.B. in der Bibel sind hochkomplexe und differenzierte Beschreibungen von und über Gott, sowie seiner Beziehung zum Mensch, verschiedenen Völkern und deren theologisch gedeutete Geschichte. Wer meint, dass man solche Texte, die sprachlich, geschichtlich, kulturell und intellektuell von uns sehr unterschieden sind, einfach als Gegenheiten (Gegebenheiten) zum Nachbeten zu nutzen und nur nach ihren oberflächlichen Sinn zu deuten, macht einen Fehler. Wie jeder Text bedürfen auch die biblischen Beschreibungen der Interpretation. Einer Interpretation die einerseits durch sprachliche und geschichtliche Aufklärung den Textsinn aufhellt, als auch die theologischen Implikationen herauszuarbeiten versucht und sie im Kontext ihrer Zeit zu verstehen und dann erst in unsere Zeit zu transponieren und für unser Gottesbild darzustellen.
Soviel zur Nutzung der Bibel, auf die ich gleich noch zurück komme! Ich hatte so geantwortet: Gott oder Nicht-Gott ist eine Frage der Auseinandersetzung mit den Wurzeln und der Tradition des eigenen Glaubens (bzw. der eigenen Weltanschauung) kurz: des persönlichen Mythos. Bei mir sieht dieser Mythos ein persönliches, geistiges Gegenüber vor, das ich nicht in widerspruchsfreien (Sprach-) Bildern beschreiben kann.
Gott wird damit zu einem Grund, verantwortlich über ethische Maximen zu denken und zu sprechen.
Meine Mitteilungen zum Thema sind axiomatisch zu sehen.
Ich ergänze „zu denken und zu sprechen“ durch: „alles, was Haltung, Motivation, Vorbereitung und Ausführen unseres Handelns zum Guten, Liebenswerten oder wenigstens Erträglichen prägt“.
Ich denke, dies ist eine hinreichend präzise Definition dessen, was Gott für mich ist. Die Ergänzungen sind hier lediglich Erläuterungen der zuvor gewählten Kurzform.
Frage: Ist Gott als „reale, personifizierte Macht“ zu sehen?
Der hier gemeinte „Handelnde“ auf Erden ist immer der Mensch. Elementarereignisse (also die physischen, tierischen, pflanzlichen Einflüsse) sind nicht gemeint. Gott ist damit analog zu einer juristischen Person (eine Firma) zu sehen, die von Gläubigen repräsentiert wird. Die Verfassung sind einige zentrale Glaubenssätze, die der Bibel entlehnt sind (Beispiel: Bergpredigt, Liebesgebote des AT). Das Tun geschieht mit Blick auf das Wesen dieser Verfassung.
Das heißt natürlich nicht, dass Menschen nicht auch in transzendenten Vorstellungen oder spekulativen Existenzformen von Gott denken können und dürfen. Nur sind diese Vorstellungen nicht konsistent kommunizierbar.
Frage: In welchem Sinn tut "Gott" denn etwas oder tut er nichts?
In genau dem Sinn, wie wir von Firmen behaupten, etwas zu produzieren, Prozesse zu führen oder administrative Dinge zu tun (Beispiel: Grundstückskauf). Die Handelnden sind immer menschliche „Repräsentanten“. Gott als das Wesen hinter der „Firma“ (also der Gemeinde) tut in einem physischen Sinne „nichts“, aber er bewirkt etwas.
Frage: Wenn Gott nichts "tut oder unterlässt", wie kann er dann eine Schöpfung daherzaubern?
Gar nicht! Die „Schöpfung“ ist eine menschliche Vorstellung zum Dasein, das der Glaubende auf Gott hin geordnet sieht.
Den genauen Ablauf der Schöpfung wissen wir nicht, zumal uns die Ebenbildlichkeit sagt, dass wir an der Schöpfung durch unser Tun beteiligt sind. Wie die Welt vor Erscheinen des Menschen geworden ist, ist Frage, die man naturwissenschaftlich angehen muss, um nicht in unzulässige Spekulationen zu verfallen.
Anmerkung: Protestantismus, wie ich ihn kenne, lässt keineswegs offen, ob Gott etwas tut.
Da weiß Petronius mehr als ich. Nach meiner Lesart ist immer der Mensch der Handelnde. Ich will nicht in Abrede stellen, dass sich im Volksglauben gewisse „göttliche Existenzformen“ verselbständigen und dann von „Gottes Walten“ gesprochen wird.
Frage: … dann mußt du ja ein entschiedener gegner der glaubensseite sein, so wie sie gerade im thread "Krampfhafte Differenzierung des Menschen vom Tier" auftritt
Ich habe, soweit ich mich erinnere, in diesem Thread nicht mit-diskutiert, weil ich noch darüber nachdenken musste.
Im Augenblick neige ich zu folgender Auffassung: Der Mensch ist sachlich und biologisch eine Tierart (Spezies). Wir haben Organe und Verhaltensweisen, die uns taxonomisch als zum Tierreich gehörend ausweisen. Es gibt auf dieser Ebene unserer Hardware bis weit in die Firmware hinein keinen Grund, uns nicht dazu zu rechnen.
Darauf baut aber ein einzigartiges Herdenverhalten auf, dass dermaßen flexibel gesteuert wird, dass praktisch jede Art von Beziehungsgeflecht hergestellt werden kann. Den besten Eindruck vermittelt uns die Sprache.
Spezielle Formen der Sprache sind die Sprachregelungen der Gläubigen oder Ungläubigen, der ideologisch Geführten wie der Führer. Wie gesagt: Allein der Mensch kann solche und viele anderen, diffizilen und komplexen Beziehungsgeflechte bilden – kein Wesen sonst auf Erden ist auf so kurzer Zeitskala in dieser Lage.
Frage: Macht eine Definition den definierten Gegenstand verfügbar?
Ja, macht sie! Nehmen wir bekannte Gegenstände wie „Fahrrad“. Die ausführliche Definition gestattet es, ein Fahrrad herzustellen, zu kaufen, damit zu Fahren und es zu pflegen. Wenn man es auf die Spitze treibt, dann ist sogar ein bestimmtes Fahrrad gemeint, nämlich meines, mit den Kratzern.
Die Definition beschreibt den Gegenstand durch seine Eigenschaften. Wenn man die Eigenschaften alle kennt, dann ist der Gegenstand „verfügbar“; man kann ihn herstellen, verwenden oder zumindest über ihn nachdenken, um ihn z. B. zu verbessern.
In diesem Sinne ist Gott nicht definierbar, weil er gar keine Eigenschaften hat, um die wir wissen könnten.
Kommunizierbar sind nur die Postulate, die sich aus dem Leidensweg zum Besseren ergeben.
Soviel für heute!
Frage: “Glaubst du an "Gott" als jenes Wesen, das in der Bibel beschrieben wird? sprich: hältst du die Beschreibungen "Gottes" in der Bibel für Aussagen über eine real existierende, personifizierte Macht?
Ich zitiere zunächst ‚Alanus ab Insulis’: Die Beschreibung z.B. in der Bibel sind hochkomplexe und differenzierte Beschreibungen von und über Gott, sowie seiner Beziehung zum Mensch, verschiedenen Völkern und deren theologisch gedeutete Geschichte. Wer meint, dass man solche Texte, die sprachlich, geschichtlich, kulturell und intellektuell von uns sehr unterschieden sind, einfach als Gegenheiten (Gegebenheiten) zum Nachbeten zu nutzen und nur nach ihren oberflächlichen Sinn zu deuten, macht einen Fehler. Wie jeder Text bedürfen auch die biblischen Beschreibungen der Interpretation. Einer Interpretation die einerseits durch sprachliche und geschichtliche Aufklärung den Textsinn aufhellt, als auch die theologischen Implikationen herauszuarbeiten versucht und sie im Kontext ihrer Zeit zu verstehen und dann erst in unsere Zeit zu transponieren und für unser Gottesbild darzustellen.
Soviel zur Nutzung der Bibel, auf die ich gleich noch zurück komme! Ich hatte so geantwortet: Gott oder Nicht-Gott ist eine Frage der Auseinandersetzung mit den Wurzeln und der Tradition des eigenen Glaubens (bzw. der eigenen Weltanschauung) kurz: des persönlichen Mythos. Bei mir sieht dieser Mythos ein persönliches, geistiges Gegenüber vor, das ich nicht in widerspruchsfreien (Sprach-) Bildern beschreiben kann.
Gott wird damit zu einem Grund, verantwortlich über ethische Maximen zu denken und zu sprechen.
Meine Mitteilungen zum Thema sind axiomatisch zu sehen.
Ich ergänze „zu denken und zu sprechen“ durch: „alles, was Haltung, Motivation, Vorbereitung und Ausführen unseres Handelns zum Guten, Liebenswerten oder wenigstens Erträglichen prägt“.
Ich denke, dies ist eine hinreichend präzise Definition dessen, was Gott für mich ist. Die Ergänzungen sind hier lediglich Erläuterungen der zuvor gewählten Kurzform.
Frage: Ist Gott als „reale, personifizierte Macht“ zu sehen?
Der hier gemeinte „Handelnde“ auf Erden ist immer der Mensch. Elementarereignisse (also die physischen, tierischen, pflanzlichen Einflüsse) sind nicht gemeint. Gott ist damit analog zu einer juristischen Person (eine Firma) zu sehen, die von Gläubigen repräsentiert wird. Die Verfassung sind einige zentrale Glaubenssätze, die der Bibel entlehnt sind (Beispiel: Bergpredigt, Liebesgebote des AT). Das Tun geschieht mit Blick auf das Wesen dieser Verfassung.
Das heißt natürlich nicht, dass Menschen nicht auch in transzendenten Vorstellungen oder spekulativen Existenzformen von Gott denken können und dürfen. Nur sind diese Vorstellungen nicht konsistent kommunizierbar.
Frage: In welchem Sinn tut "Gott" denn etwas oder tut er nichts?
In genau dem Sinn, wie wir von Firmen behaupten, etwas zu produzieren, Prozesse zu führen oder administrative Dinge zu tun (Beispiel: Grundstückskauf). Die Handelnden sind immer menschliche „Repräsentanten“. Gott als das Wesen hinter der „Firma“ (also der Gemeinde) tut in einem physischen Sinne „nichts“, aber er bewirkt etwas.
Frage: Wenn Gott nichts "tut oder unterlässt", wie kann er dann eine Schöpfung daherzaubern?
Gar nicht! Die „Schöpfung“ ist eine menschliche Vorstellung zum Dasein, das der Glaubende auf Gott hin geordnet sieht.
Den genauen Ablauf der Schöpfung wissen wir nicht, zumal uns die Ebenbildlichkeit sagt, dass wir an der Schöpfung durch unser Tun beteiligt sind. Wie die Welt vor Erscheinen des Menschen geworden ist, ist Frage, die man naturwissenschaftlich angehen muss, um nicht in unzulässige Spekulationen zu verfallen.
Anmerkung: Protestantismus, wie ich ihn kenne, lässt keineswegs offen, ob Gott etwas tut.
Da weiß Petronius mehr als ich. Nach meiner Lesart ist immer der Mensch der Handelnde. Ich will nicht in Abrede stellen, dass sich im Volksglauben gewisse „göttliche Existenzformen“ verselbständigen und dann von „Gottes Walten“ gesprochen wird.
Frage: … dann mußt du ja ein entschiedener gegner der glaubensseite sein, so wie sie gerade im thread "Krampfhafte Differenzierung des Menschen vom Tier" auftritt
Ich habe, soweit ich mich erinnere, in diesem Thread nicht mit-diskutiert, weil ich noch darüber nachdenken musste.
Im Augenblick neige ich zu folgender Auffassung: Der Mensch ist sachlich und biologisch eine Tierart (Spezies). Wir haben Organe und Verhaltensweisen, die uns taxonomisch als zum Tierreich gehörend ausweisen. Es gibt auf dieser Ebene unserer Hardware bis weit in die Firmware hinein keinen Grund, uns nicht dazu zu rechnen.
Darauf baut aber ein einzigartiges Herdenverhalten auf, dass dermaßen flexibel gesteuert wird, dass praktisch jede Art von Beziehungsgeflecht hergestellt werden kann. Den besten Eindruck vermittelt uns die Sprache.
Spezielle Formen der Sprache sind die Sprachregelungen der Gläubigen oder Ungläubigen, der ideologisch Geführten wie der Führer. Wie gesagt: Allein der Mensch kann solche und viele anderen, diffizilen und komplexen Beziehungsgeflechte bilden – kein Wesen sonst auf Erden ist auf so kurzer Zeitskala in dieser Lage.
Frage: Macht eine Definition den definierten Gegenstand verfügbar?
Ja, macht sie! Nehmen wir bekannte Gegenstände wie „Fahrrad“. Die ausführliche Definition gestattet es, ein Fahrrad herzustellen, zu kaufen, damit zu Fahren und es zu pflegen. Wenn man es auf die Spitze treibt, dann ist sogar ein bestimmtes Fahrrad gemeint, nämlich meines, mit den Kratzern.
Die Definition beschreibt den Gegenstand durch seine Eigenschaften. Wenn man die Eigenschaften alle kennt, dann ist der Gegenstand „verfügbar“; man kann ihn herstellen, verwenden oder zumindest über ihn nachdenken, um ihn z. B. zu verbessern.
In diesem Sinne ist Gott nicht definierbar, weil er gar keine Eigenschaften hat, um die wir wissen könnten.
Kommunizierbar sind nur die Postulate, die sich aus dem Leidensweg zum Besseren ergeben.
Soviel für heute!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard