29-11-2009, 12:03
2. Folge:
Die Furcht vor aktuellen Bedrohungen besteht bei Mensch und Tier in gleicher Weise. Beklemmend konnte für Mensch und Tier das momentane Ereignis sein, doch der Mensch suchte Erklärungen für Furcht einflößende Erscheinungen und Situationen, für Zukünftiges und für Entschwundenes. Ein Tier mag traurig sein über den Tod Angehöriger, über den Tod naher Verwandter, sich fürchten vor Naturgewalten wie Blitz und Donner, Vulkanausbrüche und Erdbeben, Feu-ersbrünste und Überflutungen, aber für ein Wesen, das be-reits begann in Vergangenheit und Zukunft zu denken, war die Angst vor dem Tod, die Angst vor möglichen Katastro-phen der Zukunft einfach nicht zu bewältigen. Die Frage, was geschieht mit den Gestorbenen, wer schuf Träume, Un-glücksfälle, Naturkatastrophen in Vergangenheit und Zu-kunft waren schon immer Konstellationen menschlichen Be-wusstseins. Von Wissenschaft und Technik noch unbeleckt konnte der Mensch nur Kräfte vermuteten die unsichtbar waren. Wie sonst sollte die Erde erbeben, Berge Feuer spei-en, haushohe Wellen das Land überfluten, wie sollte das Au-ge des Falken, die Pranken des Bären, die Flossen der Fische entstanden sein? Ohne Antworten, ohne Glauben an jensei-tige Mächte, wäre homo nicht zum Menschen mutiert, aus Träumen weder Geister noch Götter entsprungen. Wäre er aber ein harmloses Tier geblieben, wo Instinkte Entschei-dungen treffen, hätten fragende, soziale Gemeinschaften und religiöse Kulturen nicht entstehen können, aber auch kein Wesen, das die Erde besudelt, verpestet und ausbeutet.
Die Hinwendung zum Übernatürlichen ist der Übergang vom Tier zum Mensch. Sprache und Denken, begannen die Welt durch Symbole zu ersetzen, durch Begriffe zu spalten. Das sich seiner selbst bewusst gewordene Wesen gab sich und den Objekten seiner Wahrnehmung Namen und Bedeutung. Bald lernte es das Hier und Jetzt zu übersteigen, lernte auch zeitlich und räumlich entfernte Dinge zu benennen. Der of-fensichtliche Vorteil, sich neuen Welten besser anzupassen und abstrakte Begriffe zu benutzen war auch mit Nachteilen belastet. Mit der Fähigkeit, Handeln erst in Gedanken zu er-proben, drohten zwar bei Irrtum keine tödlichen Folgen mehr, aber die gewonnene Wahlfreiheit des Handelns ging mit dem Instinktverlust vieler angeborener Verhaltensweisen einher und bot letztlich keine Gewähr, richtige Entscheidun-gen zu treffen. Der werdende Mensch, der sein Schicksal, sein Leiden und Sterben deutet, verliert jede Sicherheit, wenn nicht ein spirituell begabter Schamane ihm sagt, wie er durch Magie, Gebete und Opfer Einfluss auf Dämonen und Geister nehmen kann. Fragen nach den Gründen für uner-klärbare Phänomene, nach den Plänen himmlischer Mächte macht das Menschsein erst aus. Es ist der erhaltende In-stinkt des Menschen spirituelle Erfahrungen zu fabrizieren, die den Menschen an Übersinnliches glauben lässt. Seit die Frage „Warum“ erschien, gab es keine Ruhe mehr, bis alles Erfahrene in einem magischen System begründet war. Erst in der Aufklärung wurde das „Warum“ vom „Wie“ abgelöst.
Fortsetzung im nächsten Heft
Die Furcht vor aktuellen Bedrohungen besteht bei Mensch und Tier in gleicher Weise. Beklemmend konnte für Mensch und Tier das momentane Ereignis sein, doch der Mensch suchte Erklärungen für Furcht einflößende Erscheinungen und Situationen, für Zukünftiges und für Entschwundenes. Ein Tier mag traurig sein über den Tod Angehöriger, über den Tod naher Verwandter, sich fürchten vor Naturgewalten wie Blitz und Donner, Vulkanausbrüche und Erdbeben, Feu-ersbrünste und Überflutungen, aber für ein Wesen, das be-reits begann in Vergangenheit und Zukunft zu denken, war die Angst vor dem Tod, die Angst vor möglichen Katastro-phen der Zukunft einfach nicht zu bewältigen. Die Frage, was geschieht mit den Gestorbenen, wer schuf Träume, Un-glücksfälle, Naturkatastrophen in Vergangenheit und Zu-kunft waren schon immer Konstellationen menschlichen Be-wusstseins. Von Wissenschaft und Technik noch unbeleckt konnte der Mensch nur Kräfte vermuteten die unsichtbar waren. Wie sonst sollte die Erde erbeben, Berge Feuer spei-en, haushohe Wellen das Land überfluten, wie sollte das Au-ge des Falken, die Pranken des Bären, die Flossen der Fische entstanden sein? Ohne Antworten, ohne Glauben an jensei-tige Mächte, wäre homo nicht zum Menschen mutiert, aus Träumen weder Geister noch Götter entsprungen. Wäre er aber ein harmloses Tier geblieben, wo Instinkte Entschei-dungen treffen, hätten fragende, soziale Gemeinschaften und religiöse Kulturen nicht entstehen können, aber auch kein Wesen, das die Erde besudelt, verpestet und ausbeutet.
Die Hinwendung zum Übernatürlichen ist der Übergang vom Tier zum Mensch. Sprache und Denken, begannen die Welt durch Symbole zu ersetzen, durch Begriffe zu spalten. Das sich seiner selbst bewusst gewordene Wesen gab sich und den Objekten seiner Wahrnehmung Namen und Bedeutung. Bald lernte es das Hier und Jetzt zu übersteigen, lernte auch zeitlich und räumlich entfernte Dinge zu benennen. Der of-fensichtliche Vorteil, sich neuen Welten besser anzupassen und abstrakte Begriffe zu benutzen war auch mit Nachteilen belastet. Mit der Fähigkeit, Handeln erst in Gedanken zu er-proben, drohten zwar bei Irrtum keine tödlichen Folgen mehr, aber die gewonnene Wahlfreiheit des Handelns ging mit dem Instinktverlust vieler angeborener Verhaltensweisen einher und bot letztlich keine Gewähr, richtige Entscheidun-gen zu treffen. Der werdende Mensch, der sein Schicksal, sein Leiden und Sterben deutet, verliert jede Sicherheit, wenn nicht ein spirituell begabter Schamane ihm sagt, wie er durch Magie, Gebete und Opfer Einfluss auf Dämonen und Geister nehmen kann. Fragen nach den Gründen für uner-klärbare Phänomene, nach den Plänen himmlischer Mächte macht das Menschsein erst aus. Es ist der erhaltende In-stinkt des Menschen spirituelle Erfahrungen zu fabrizieren, die den Menschen an Übersinnliches glauben lässt. Seit die Frage „Warum“ erschien, gab es keine Ruhe mehr, bis alles Erfahrene in einem magischen System begründet war. Erst in der Aufklärung wurde das „Warum“ vom „Wie“ abgelöst.
Fortsetzung im nächsten Heft
