28-12-2009, 14:58
Zitat:(26-12-2009, 12:54)DureeTotale schrieb:(26-12-2009, 12:23)VolkersList schrieb: Das menschenzentrierte Denken stellt dem Christianentum die Frage, woher kommen die Arme und Beine, die Hände und Füße des Menschen?
Was soll "menschenzentriertes Denken" sein?
Sodann stellt niemals das Denken fragen, sondern denkende Menschen stellen Fragen - über welche sie im besten Falle vorher gründlich nachgedacht haben...
Sodann stellt jemand, der sich ernsthaft mit der Entwicklung der menschlichen Physiognomie beschäftigt, weder Fragen à la "Woher kommen meine Fingernägel?" noch stellt er die Entwicklung der menschlichen Pysiognomie betreffende Fragen ausgerechnet an das Christianentum...!
[quote='VolkersList' pid='70675' dateline='1261822988']Wenn das Christianentum nach der Herkunft der menschlichenm Gliedmaßen fragt, dann interessiert es sich nicht für noch so logische Kausalketten, sondern es fragt nach dem Anfang.
Die vollständige inhaltliche und argumentatorische Wirrnis der Aussagen von Zeitgenossen, die so wenig über den Inhalt der Wörter verstanden haben, mit denen sie jonglieren, dass sie noch nicht einmal wissen, dass "Kausalketten" nicht "logisch" sein können, kommentiert sich eigentlich selbst.
Ich frage mich nur, Volker, was dich glauben macht, du tätest deiner Spezialreligion mit dem Feilbieten dermaßen schwacher und in weiten Teilen offensichtlich völlig undurchdachter Sentenzen irgend einen Anerkennungsdienst...?
Lieber Duree Totale,
es fällt mir schwer, auf Deinen Beitrag zu antworten. Aber ich kann nicht anders, ich muß antworten, denn eines der vielen Gottesgeschenke laut Christianentum ist die Kraft, die eigene Wahrheit dem Nächsten versuchen zu erklären.
Es ist das Kurzprogramm des Christianentums: Versuch und Irrtum und neuer Versuch.
Du schreibst, daß niemals das Denken Fragen stellt, sondern denkende Menschen. Bist Du wirklich der Meinung, daß ich das nicht weiß ? Wenn ich sage, daß das Denken Fragen stellen kann, dann impliziert das doch, daß der Mensch gemeint ist. Oder kennst Du ein Tier, das denken kann ? Sind wir nicht schon ein bißchen weiter, als uns über solche semantischen Spitzfindigkeiten zu erregen ?
Dann fragst Du , was "menschenzentriertes Denken" sein soll. Diese Frage zielt ins Herz des Christianentums, weil das Christianentum diese Art zu denken kritisch betrachtet und auch oft ablehnt.
Menschenzentriertes Denken ist das Denken eines Apparates, der über sich selbst nachdenkt. Ein Apparat, der sich selbst analysiert, begeht oft systemimmanente Fehler, weil ihm die Außensicht fehlt.
Der Mensch vermag nur das zu erkennen, was sein kognitiver Apparat ihm an Erkenntnisfähigkeit gestattet. Es ist die alte Frage: Wer kontolliert die Kontolleure ? Der Mensch kann die Welt nicht objektiv sehen. Der Mensch beschreibt die Welt, wie er sie sieht, aber ob sie auch wirklich so ist, das ist eine ewig offene Frage.
Natürlich können wir nicht aus unserer Haut raus. Was wir auch anstellen, unser Denken bleibt menschenzentriert, eine denkbare Außenansicht können wir nicht erreichen.
Natürlich kann auch das Christianentum keine Außenansicht außerhalb der menschlichen Erkenntnisfähigkeit erreichen. Aber es betrachtet die scheinbar logische Abfolge von Ursache und Wirkung äußerst kritisch. Und es mahnt zur Bescheidenheit, wenn der Mensch die Ergebnisse seines Denkens als unumstößliche Wahrheiten überheblich präsentiert.
Das Christianentum formuliert diese kritische Haltung gegenüber dem menschenzentrierten Denken in der These 114: " Wer an die Schrift glaubt und sagt , es steht geschrieben, der hat Gott nicht begriffen, denn nichts steht geschrieben, außer er entdeckt es in sich und in Gott."
Dann bestreitest Du, daß ich fragen darf, woher die Gliedmaßen des Menschen kommen. Das habe ich noch nie gehört, daß es in einer Disputation Frageverbote geben kann. Ich möchte gern in der Tradition Luthers disputieren und kann nicht glauben, daß es bei ihm Frageverbote gegeben hat.
Dann taucht bei Dir der Begriff "ernsthaft " auf. Du unterstellst mir also, daß ich mich mit der Problematik, woher die menschlichen Gliedmaßen kommen, nicht ernsthaft beschäftige. Wenn ich ehrlich bin, muß ich auf diese Unterstellung mit einem "jein" antworten. Du hast einerseits Recht, wenn Du unterstellst, daß ich mich, was die menschliche Physiognomie betrifft, nicht sachkundig gemacht habe. Aber das will ich gar nicht. Es ist doch nicht meine Aufgabe, Fachmann für die menschliche Physiognomie zu werden. Meine Aufgabe als Christianer ist es, die Frage nach dem Anfang zu stellen.
Das tue ich und kriege eine Pseudoantwort, die keine richtige, sprich menschenzentrierte Antwort ist, sondern ein christianisches Bekenntnis ist gemäß der These 360 des Christianentums.
Jetzt kommen wir zu den Kausalketten. Da lese ich im Deutschen Universalwörterbuch: Kausalketten sind Ketten von logischen Kausalzusammenhängen. Es ist das erste Mal, daß ich diesen Begriff in einem Fachbuch nachlese. Bis dato hatte mein Schulwissen dafür ausgereicht.
Du magst das Christianentum eine oder meine Spezialreligion nennen. Ich kann Dich nicht daran hindern, das zu tun. Sehr aussagkräftig ist das nicht. Das hat ja schon beinahe Tradition, denn die Klassifizierung "neu" war auch nicht als Kriterium geeignet. Feilbieten tue ich das Christianentum auch nicht, nur weil ich es zur Diskussion stelle.
Dann stellst Du fest , daß das Christianentum dermaßen schwache und in weiten Teilen völlig undurchdachte Sentenzen hat. Das hätte ich schon gern etwas präziser.
Gruß
Volker