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Ab wann bin ich ein Christ?!
#8
(31-12-2009, 09:20)Kajop schrieb: … Gefühl, dass ich an "Gott glaube". … Auf der einen Seite glaube ich fest daran, dass es damals kein Mann mit einem Zauberstab gab, der sich eine kleine Welt zusammen gebastelt hat …
Vor diesem Dilemma steht wohl jeder Christ einmal. Ich meine, die Lösung dieses Problems ist in der Aufgabe von Weltanschauungen zu finden: Die menschlichen Gesellschaften (Familie, Sippe, Kommune, Gemeinde, Staat, …) brauchen so etwas wie „Ausrichtung“, eine Idee des Guten, einer guten Zusammenarbeit, eines auskömmlichen Lebens.

Damit ist die Vorstellung einer Welt geboren, die wir schonen und bewahren müssen, um uns und unseren Mitmenschen die Lebensgrundlage zu erhalten. Diese Verantwortung verlangt ein Gegenüber, über das wir uns austauschen können. Dazu gibt es verschiedene Ansätze. Der emotional wirksamste ist die Figur eines die ganze Welt überragenden Schöpfers – Gott.

(31-12-2009, 09:20)Kajop schrieb: Mein Verstand sag mir, dass es keinen Gott gibt, aber tief in meinem Herzen glaube ich doch daran.
Da taucht natürlich sofort die quer durchs Forum diskutierte Frage nach dessen Existenz auf. Diese Frage scheint für Viele sehr wichtig zu sein. Meine Meinung ist: nein; man kann die Existenzfrage gefahrlos zu den Akten legen. Wichtig ist gewissermaßen ein Vertrag zwischen allen Menschen, sich „schöpfungskonform“ (wie zuvor umrissen) zu verhalten.

(31-12-2009, 09:20)Kajop schrieb: Aber komischer Weise (bete ich) immer nur dann, wenn ich etwas will. Im Nachhinein fühle ich mich schlecht darüber. Weil ich mich quasi immer nur dann melde, wenn ich etwas will. Das kann doch nicht richtig sein.
Doch, das ist vollkommen richtig. Denn, wenn ich „Zwiesprache mit Gott“ halte, wenn ich etwas will, dann „relativiere“ ich meine Wünsche. Ich beziehe also das Gewünschte auf seine Notwendigkeit für mich und auf die Nachteile für die Welt. Darin besteht der Sinn der Floskel: „… aber, Gott, dein Wille geschehe!“ Beten ist eine Sonderform des Abwägens „im Angesicht Gottes“.
(Für die Atheisten unter uns: Es geht auch „in Verantwortung vor der Allgemeinheit“.)

(31-12-2009, 09:20)Kajop schrieb: Früher hatte ich immer den Gedanken:" Wenn es einen Gott geben würde, würde es das Leid des Menschen verhindern".
Diese Frage hat mit der Existenz Gottes nichts zu tun, wenn es auch vordergründig so ausschaut. Wir sehen es an unseren eigenen Anstrengungen, unsere Produkte sicher zu machen. In allem, was sich verändert, stecken auch Unwägbarkeiten, die sich unseren Maßnahmen entziehen, auch wenn wir deren Risiken minimiert haben. Es gehört zu den Verantwortlichkeiten aller menschlichen Strukturen, gegen Unfälle ausgleichende Maßnahmen vorzusehen (z. B. Versicherungen, Katastrophenfonds).
Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer hat dies in die Worte gefasst: „Wir müssen in Allem so handeln, als wenn es Gott nicht gäbe.“ Oder Jesus: „Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen“. Gott ist nach diesen Erkenntnissen nicht das Notfallset für unser Schicksal, sondern nur die Richtschnur für unser Handeln.
Das von dir erwähnte Buch „Die Hütte“ scheint dies alles „auf den Punkt gebracht zu haben“. Ich kenne es leider nicht.
Ich stimme allerdings deinem Satz nicht zu: „Ich denke nicht, dass es besser wäre wenn wir einen Gott hätten, der uns irgendeinen Willen aufzwingen möchte.“ Darin drückt sich eine Eigenschaft Gottes aus, nämlich sich, wenigsten möglicherweise, in unser Leben steuernd einzumischen (es aber de facto nicht tut). Falsches Gottesbild!
Gott ist das Gegenüber unserer Verantwortlichkeit. Dadurch handelt (wirkt) ER innerhalb unserer Verhaltensweisen, wobei ich hauptsächlich diejenigen Verhaltensweisen meine, welche das Allgemeine betreffen.

(31-12-2009, 09:20)Kajop schrieb: -> Bin ich ein CHrist?
Die Frage entscheidet sich daran, ob du eine Haltung gegenüber deine Mitwelt entwickeln willst und kannst, die Lebensgrundlagen bewahrt, Hilfestellung gibt, gerechte Strukturen anstrebt, Diffamierungen meidet, Solidarität mit Randgruppen übt, kurz Nächstenliebe praktiziert.

Ob du eine Bibel hast und darin liest oder nicht, ist gar nicht entscheidend. Wenn du z. B. in einem Bibelkreis mitmachen würdest, würdest du viel Interessantes zum Glauben erfahren – auch den Glauben Erschütterndes!

Den Glauben zu bekennen, ist eine Frage der Reife und der Emanzipation vom Zeitgeist. Ich schmeiße damit auch nicht herum. Nur: dieses Forum ist ausgesprochen dazu da, sich des Bekenntnisses zu versichern und zu sehen, was andere für Grundvorstellungen zum Wertekanon unserer Gesellschaften haben.

(31-12-2009, 09:20)Kajop schrieb: + Ich glaube nur teilweise an die Geschichte. (z.b. glaube ich, dass die Erde durch den Urknall entstanden ist und nicht durch Gottes Hand)
Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun. Glaube betrifft die Wertvorstellungen unserer Gesellschaften. Die Schöpfungsgeschichte ist ein besonderer Typus jüdischer Mythen. Ich nenne sie, Drewermann folgend: Zustandsbeschreibung, Glaubensbekenntnis in der Form einer „Werdensgeschichte“. Sie eröffnen die Bühne unseres Daseins unter der Maxime verantwortlichen Handelns vor Gott.

(31-12-2009, 09:20)Kajop schrieb: + Ich möchte ein guter Mensch sein aber verfolge wahrscheinlich nicht immer alle 10 Gebote.
…, wobei die Frage bleibt: Was ist [i]gut[/b]. Der Glaube definiert, welche Strukturen, welche Haltungen „werthaltig“ sein sollen.

Du kannst gar nicht ständig gewissen Vorsätzen folgen. Diese Aufgabe übernimmt, dem Apostel Paulus folgend, die weltanschauliche Haltung.
Es wäre – nach meiner Meinung - vollkommen abwegig, mit gefalteten Händen Bibelzitate zu rezitieren. Das wäre für mich das Paradebeispiel eines schlechten Christen; denn damit wird für die Nächstenliebe (Beispiel Solidarität, Bewahrung der Mitwelt) überhaupt nichts bewirkt.

Dein Stoßgebet: [i]"Hey Gott, danke, dass ich die besten Eltern habe"[/b] ist doch für deine Haltung tausendmal besser.

(31-12-2009, 09:20)Kajop schrieb: Fazit: Ich möchte gern guter Christ sein, auch wenn ich nicht jeden Sonntag in die Kirche gehe, ich nicht die Bibel lese und auch manchmal einach wild in meinen jungen Jahren "Sex , drugs and rockn Roll" auslebe. Ist das möglich?
Mit den „drugs“ entziehst du dir und einigen deiner Mitmenschen Teile der Lebensgrundlagen. Das kann der Haltung als Christ nicht zuträglich sein. Wie gesagt: Es kommt auf eine vernünftige Haltung gegenüber den Dingen des Zusammenlebens an, wozu auch ein vernünftiger Weg der Konfliktbewältigung gehört - und nicht das Ausweichen in den Drogenrausch!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard


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