08-01-2010, 23:02
(08-01-2010, 22:32)Gundi schrieb: Zitat petronius: "versteh ich nicht. wieso muß die freiheit, zu entscheiden, durch irgendwas "gegeben sein" - sei es "gott" oder "moral"?
sie besteht imho ohnehin"
Wie will man denn etwas entscheiden, ohne eine Ahnung von "Gut" und "Böse" zu haben. Man benötigt doch einen Maßstab
ja, aber den gibt sich doch jeder selbst. in aller regel sicher in anlehnung an bereits von anderen vorgedachte ordnungen - trotzdem entscheidet im einzelfall jeder autonom. auch der christ oder sonstwie gläubige
Zitat:Wenn ich z.B. jemanden verletzte, dann weiß ich dass dies schlecht ist. Aber warum weiß ich das? Weil ich eine "innere Stimme" habe die mir dass sagt
nein. weil du ganz rational davon ausgehst, daß das "schlechte", was diese verletzung dir zufügen würde, in gleicher weise den anderen trifft. nun kannst du natürlich weiterdenken und entscheiden, daß dieses "schlechte" der schmerzzufügung gerechtfertigt wird durch ein bedeutenderes "gutes", z.b.:
dein eigenes wohlbefinden (dann bist du ein psychopath)
die geistliche reinheit (dann bist du z.b. ein ketzerverbrennender christ)
Zitat:Würde die Freiheit zu entscheiden einfach so bestehen (ohne Gott und Moral)
das tut sie aber de facto
Zitat:dann wäre sie bedeutungslos
die bedeutung liegt auch nicht in der banalen tatsache, daß wir frei entscheiden können (lassen wir gewisse neurobiologen mal außen vor). sondern darin, nach welchen gesichtspunkten wir die entscheidung treffen und wozu sie führt
und die verantwortung dafür kann uns kein gott und keine moral abnehmen
Zitat:Dann gäbe es außer den Naturwissenschaften nichts auf dieser Erde was Bestand hat
auch die errkenntnisse der naturwissenschaft haben nicht "Bestand", indem sie alle nur vorläufig gelten, bs wir mehr und genaueres wissen
Zitat:Das z.B. alle Menschen gleich sind ist für mich etwas unumstößliches und immer richtiges und kann nicht mal so oder so betrachtet werden. Es ist für mich ein allgemeiner Wert
auch für mich. aber leider nicht für alle. auch nicht für alle gottgläubigen
Zitat:Aber angenommen es wäre so, wie könnten wir denn dann Verbrecher des dritten Reiches verurteilen
aufgrund unseres heutigen gesellschaftlich konsensfixierten ethischen rahmens. und natürlich auf der ganz profanen ebene auch aufgrund damals durchaus gültiger (übergeordneter) rechtsnormen - völkermord wird nicht legal, nur weil ein mördervolk das so festlegen mag
Zitat:Und wie kam es dazu, dass es dennoch Menschen gab die ihr Leben riskierten um ihren Moralvorstellungen treu zu bleiben, obwohl wahrscheinlich ihre gesamte Umwelt auf Nationalsozialismus aufgebaut war? Eben weil der Mensch tief in seinem Inneren weiß, dass das schlecht ist.
weil diese menschen in anspruchnahme ihrer individuellen und autonomen entscheidungsfreiheit für sich festlegten, dass das schlecht ist
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)