28-01-2010, 14:48
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28-01-2010, 14:54 von Hikikomori.)
(28-01-2010, 13:49)petronius schrieb:Zitat:Ähnliche Mechanismen waren auch bei den erwähnten Azteken vorhanden, da bin ich mir sicher
da dürftest du falsch liegen. wenn es um die vernichtung von "untermenschen" gegangen wäre, hätten sich wohl (bei azteken und mayas) kaum freiwillige als opfer gefunden oder wären angehörige der eigenen oberschicht geopfert worden
Ich meinte mit "ähnliche Mechanismen" nicht alleine dieselbe Entmenschlichung wie die der Nazis sondern ganz allgemein Methoden um etwas falsches richtig erscheinen zu lassen.
Ich hätte wohl präziser sein müssen, aber ich habe den Satz nachträglich und hastig eingefügt um ein aktuelles Beispiel der Diskussion einzuschließen.
Die Azteken glaubten daß die Gesellschaft davon profitieren würde wenn sich ein Mensch opfert, und umso mehr wenn es viele tun. Also ist auch von diesem Standpunkt aus diese Barbarei verständlich, denn es folgt der groben menschlichen Ethik wonach viele Menschen mehr wert wären als einer.
Tatsächlich war die Vorstellung die Natur, die Götter oder das Kriegsglück würden sich darum scheren ob man ein Menschenopfer darbringt natürlich Unsinn, und hätten sie nicht blind geglaubt daß es so sei hätte es ihnen auch auffallen können.
Aus heutiger Sicht wäre es nicht nur unsinnig einen Menschen für eine diffuse Sache zu opfern, es wäre auch moralisch verwerflich ihn unter Vorspiegelung falscher oder unsicherer Tatsachen dazu zu verleiten oder ihn gar dazu zu zwingen.
Aber die Azteken hatten wohl keinen Schimmer daß ihre "Tatsachen" nur Hirngespinste und Wunschdenken waren, sie glaubten mit ziemlicher Sicherheit auch daß ihre Belohnung für Gottgefälligkeit sehr konkret sein würde. Gefangene die geopfert wurden waren Sklaven, und Sklaven waren nicht primär deshalb quer durch die Geschichte mehr oder weniger rechtelos weil die Moral eine andere gewesen wäre. Sie waren es weil sie als weniger wert als ein freier Mensch angesehen wurden, als dem Tier näher als dem Mensch. Diese Ansicht äussert sich in rassistischen Äusserungen aus der damaligen Zeit, und stellt einfach einen Hebel dar, genauso wie der Antisemitismus einer war.
(28-01-2010, 14:45)Romero schrieb: "Arteigene Tötungshemmung" - eine sehr schöne Formulierung übrigens - ist eigentlich ein schlechtes Beispiel, weil sie unter allen Tierarten der Welt beim Menschen wohl am wenigsten ausgeprägt (oder mit mehr Ausnahmen gespickt) ist.
Wir haben auch die komplizierteste Geisteswelt mit unzähligen Möglichkeiten diese Hemmung aufzuheben. Antrainierte Mitleidlosigkeit, "höhere Ziele", starke Gefühle wie Haß und Rachedurst. Je komplizierter die Maschine desto leichter kann was kaputtgehen.