14-02-2010, 08:24
(14-02-2010, 02:14)Volere schrieb: Für mich gibt es einen großen Unterschied zwischen Religion und Glauben.
Religionen sind für mich Menschliche Institutionen.
Glauben ist für mich, das was jeder mit sich selber ausmacht.
"Gott" ist ein schwer zu fassender Begriff. Ich glaube nicht an einen rachsüchtigen, oder liebevollen, Gott. Das ist mir zu vermenschlicht.
Etwas höheres ist für mich schon eher nahe liegend. Also eine höhere Intelligenz. Alleine durch das perfekte zusammenspiel der Natur, glaube Ich an eine höhere Intelligenz. Die Rolle des Menschen darin, sehe Ich aber nicht unbedingt positiv.
Ich kann mir vorstellen das es einigen Menschen so geht. Wobei schon das suchen nach Wissen, der Bequemlichkeit wiederspricht.
In der Wissenschaft geht es doch oft darum zu beweisen, das es Gott gibt, oder eben nicht.
Gegenfrage, fühlt sich der Atheist vielleicht minderwertig, bei dem Gedanken von einem höheren Wesen abzustammen?
Ich kann mir gut vorstellen, das es vielen Menschen so geht.
Viele Religionen sind auch sehr gut darin, diese Ängste weiter zu schüren und Profit daraus zu schlagen.
Die Wissenschaft interessiert sich nicht für Gott, sie interessiert sich nur manchmal auch für Menschen und die interessieren sich für das Thema Glauben.
Aber die Wissenschaft kann keine Aussagen über Gott selbst treffen, also versucht sie es gar nicht erst. Etwas wofür kein Indiz vorliegt, keine Möglichkeit des Beweises dafür oder dagegen möglich ist, etwas was nicht notwendig ist um die Welt um uns herum zu beschreiben ist nicht ihr Gebiet.
Man kann Lücken in unserem Verständnis als Herausforderung für die Zukunft sehen oder vor ihnen kapitulieren und sie mit einfachen Antworten und Wünschen füllen.
Die Religion und der Glaube hat schon so viele Irrtümer begangen, Glaube ist schon so vielen fadenscheinigen "Beweisen" aufgesessen, hat schon so viele Erklärungen geliefert die unnötig sind oder sich gar im Nachhinein als falsch herausgestellt haben daß es mir schwerfällt im Glauben etwas anderes als ein schlechtes immatrielles Placebo zu sehen, zumindest solange Glaube ein heiliges und damit unantastbares Postulat meint daß sich einzig aus unseren Wünschen und Hoffnungen zu speisen scheint.
Ich habe lieber flexible Hypothesen. Damit lassen sich weniger Schädel einschlagen, und kein Mensch fliegt für eine Hypothese in ein Gebäude.
Ich weiß nicht wie es sich bei anderen Atheisten, oder in meinem Fall materialistischen Humanisten um einen positiven Ausdruck zu benutzen, auf die Psyche auswirkt Gott zu verneinen oder sich umgekehrt vorzustellen es gäbe einen.
Aber ich persönlich finde den Gedanken meine Existenz dem Willen und Wirken einer übernatürlichen Vaterfigur zuzuschreiben tatsächlich überheblich auf eine nur vordergründig demütige Weise. Und ich bin gerade überheblich genug nicht überheblich sein zu wollen, nicht so.
Ich begreife den Gedanken als eine Kuscheldecke, und ich bin arrogant genug daß ich mich weigere mir eine überzustreifen wenn ich der eigentlichen Ansicht bin es wäre eine Täuschung. Ich bin lieber ein zufälliges, völlig irrelevantes Lebewesen unter Milliarden das irgendwann in recht naher Zukunft sterben wird und damit für immer aufhört zu existieren, als zu versuchen zu glauben alles müsse doch irgendeinen Sinn und höhere Ordnung haben. Der Gedanke ist verführerisch, aber ich bin nicht in der Lage ihn anzunehmen.
Ich bin mir der Tatsache zu bewußt daß alles was an der Natur so wunderbar und geordnet erscheint nur auf mich als Mensch so wirkt. Die Blumen haben ihre schönen Farben und Düfte nicht für mich entwickelt, sie haben sie entwickelt weil die Blumen mit gewissen Eigenschaften die für Bestäubung und Verbreitung vorteilhaft waren sich vermehrt haben und die anderen nicht. Ich weiß, auch wenn ich es selbst nie werde wirklich sehen können, daß für Bienen Blumen völlig anders aussehen als für uns Menschen. Ihre Form und Farbe wirkt in dem Spektrum das Bienen wahrnehmen wie ein Leuchtfeuer, als würde man über eine Wiese voller blinkender Dioden fliegen. Nur für uns Menschen wirken sie schön. Nur weil ich hier bin muß das nicht heißen jemand wollte daß ich hier bin oder jemand hat dafür gesorgt daß ich es konnte. Es bedeutet nur daß ich hier bin. Ich begreife daß Leben als einen Fluß, wir wissen noch nicht wie und wann -noch werden wir es vielleicht je wissen- es seinen Anfang nahm, aber es bahnt sich seither seinen Weg den Berg hinunter. Dabei folgen beide einfachsten Regeln und fingen unscheinbar an, und entwickeln sich doch ohne Ziel und ohne Zweck zu was immer die Umgebung erfordert.
Ich finde das Ablassen von einem höheren Zweck sehr befreiend. Man kann es natürlich auch beängstigend nennen, man kann verzweifeln wenn man daran glaubt alles wäre sinnlos. Ich finde darin eine gewisse Gelassenheit, und ich denke es kann helfen ein paar Dinge klarer zu sehen. Anstatt einen Sinn zu suchen und zu konstruieren können wir uns einfach einen aussuchen, wenn wir wollen jeden Tag einen neuen. Anstatt den Tod zu fürchten und zu hoffen er wäre nicht das Ende sehe ich in ihm echte Ruhe, das größte Geschenk das man einem Lebewesen nach dem Leben selbst machen kann. Ich denke daran daß ich bevor ich geboren wurde schon ein paar Milliarden Jahre tot war, und ich weiß es hat mich nicht gestört. Manchmal muß man nur die eigene Sichtweise auf Dinge die sind ändern wenn man nicht in der Lage oder Willens ist die Dinge die sind zu verändern oder sich etwas dazuzudenken. Aber dabei wird das Leben nicht etwa zwangsläufig wertloser, im Gegenteil, ich finde die Vorstellung daß in einem kalten, sinnlosen und lebensfeindlichen Universum das Leben mächtig genug war sich durchzusetzen geradezu magisch, und jedes Leben an sich ungeheuer wertvoll.
Zu glauben daß wir nichts als Staubkörner auf einem größeren Staubkorn in einem Sandsturm sind, völlig unbedeutend für jeden und alles ausser uns macht es meiner Ansicht nach nicht bedeutungslos, es erhöht lediglich den Wert des "uns" ins Unermeßliche. Wir haben schließlich nichts anderes.