Gundi schrieb:(28-02-2010, 00:57)nidschki schrieb: Ich glaube schon. Weil Würde meiner Meinung nach nur beim Menschen zu finden ist (nur er hat ein "Empfinden für Würde") und nur für Menschen sinnvoll ist (ähnlich wie die Frage nach dem Sinn des Lebens). Bei einem Tier wüsste ich nicht, warum dieses zb. die Natur "würdevoll" betrachten sollte. Eine Katze läuft draußen rum, findet eine Maus, jagt diese, oder liegt in der Wiese rum - ich glaube nicht, dass sie da darüber sinniert, wie schön doch die Natur ist. Die Natur ist einfach da. Es gibt keinen Grund, mehr darin zu sehen.
Ich lese aus deinem Text heraus, dass Würde nur existiert wenn es auch jemanden gibt, der diese Würde erkennt. Eine grundlegende Würde, die sich nicht auf den Menschen stützt, lehntst du also ab, richtig?
Ja, genau.
Gundi schrieb:(28-02-2010, 00:57)nidschki schrieb: Der Mensch ist eben weiter entwickelt und hat im Laufe dieser Entwicklung irgendwann festgestellt, dass er bestimmte Dinge (oder alles Mögliche) als schön erachten kann, infolgedessen den Dingen bestimmte Werte geben kann.
Blumen sind schön (als einfaches Beispiel): Warum sind sie (vermeintlich) schön? Eine Blüte, ein Stengel, verschiedene Farben - die Komposition wird dann als schön definiert. Eine Blume wird aber kaum ein schönes Farbkleid tragen weil sie sich schön finden will, sondern weil sich eben bestimmte Elemente verbunden haben. Und dass eine Biene auf die Idee kommt, eine Blume schön zu finden kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Nur Menschen haben die Eigenart, die Dinge zu werten, ihnen Attribute wie Würde, Schönheit, Hässlichkeit zu verleihen.
Wenn du nun Würde an Begriffen wie "schön" festmachst, weshalb hat dann auch Ungeziefer bei dir eine Würde (was die meißten Menschen wahrscheinlich nicht schön finden)?
Oder reicht schon die Tatsache, dass etwas lebt aus, um Würde zu haben?
Nun, wie gesagt, theoretisch spreche ich tatsächlich allen Lebewesen (Pflanzen eingenommen) das Recht zu existieren zu. Damit einhergeht geht bei mir ein gewisses Maß an Würde.
Praktisch bin ich aber nicht anders wie die meisten Menschen. Wenn ich eine Doku sehe über Tiger, dann denke ich mir (und sei es nur unbewusst) "was für ein würdevolles Tier", wenn ich Ungeziefer sehe überlege ich nicht lange und erschlage dieses.
Wenn ich mich daran halten würde, was ich eigentlich für richtig halte würde ich weder Fleisch essen noch unbedarft über eine Wiese gehen, geschweige denn Spinnen oder ähnliches erschlagen. Aber in der Praxis hält man sich ja oft nicht an die eigenen Prinzipien.
Ich empfinde einen Hass auf Leute, die Wale töten oder Pelz tragen nur um sich schick zu fühlen, aber ich würde nie (zumindest jetzt nicht) einen Menschen verurteilen der Kakerlaken zerquetscht. Ich bin eben auch durch Erziehung und Umwelt geprägt und sowas lässt sich nicht so leicht abschütteln. Ich finde Kakerlaken absolut hässlich und abstoßend, und empfinde kein Mitleid wenn ich eine töte. Insofern verrate ich meine Ansichten, dass jedes Leben von gleichem Wert ist.
Und dass ich Würde an Schönheit festmache, liegt einfach daran, dass es mir so vorkommt, als bekämen gerade die Wesen/Objekte vom Menschen besonders viel Würde zugeschrieben, die entweder von Nutzen sind (wie süße Katzen oder Hunde) --> der Nutzen liegt im Streicheln, oder Tiere, die durch den Menschen gefährdet sind. Das entspräche Walen, Delphinen, Elefanten... auch diese Tiere werden vom Menschen höher gewertet als andere. Vielleicht nicht wegen äußerer Schönheit, aber wegen innerer. Bestimmte Menschen gefährden Tierarten, andere Menschen sehen das im Fernsehen und empfinden dabei etwas ((Mit)Schuld, Verantwortung, Beschützerinstinkt...) Diesen Tieren wird dann viel lieber das Recht zugeschrieben leben zu dürfen als anderen (die uns bsp. viel eher schaden wie Ungeziefer/Schädlinge)
Gundi schrieb:(27-02-2010, 20:55)nidschki schrieb: Kernaussage: Ich würde mein Leben nicht als würdevoll bezeichnen, weil es einen übergeordneten Sinn hat. Dieser muss nicht zwingend positiv sein, deshalb kann ich genauso Angst haben dass jemand mein Leben in gewissen Bahnen lenkt. Ich würde es vielmehr als determiniert befinden und womöglich traurig sein, dass ich einem höheren Sinn folgen muss.
Man kann zwar in unserer geprägten Gesellschaft auch nicht von freiem Willen sprechen, wenn ich als Kind zweier Arbeitsloser geboren werde und mein Leben auf der Straße verbringen muss weil in meinem kapitalistischen Staat etwas gewaltig schief läuft; aber wenn es Gott gäbe dann frage ich mich, warum macht er nicht dass es mir besser geht? Wieso sieht er als Sinn für mein Leben, dass ich nie die "schönen Seiten" des Lebens kennen lerne?
Ohne Gott kann ich der Industrialisierung die Schuld geben, dass mein Leben verpfuscht ist und hoffen, dass es vielleicht irgendwann besser wird. Mit Gott kann ich mich a) fragen, warum er mein Leben nicht verbessert oder natürlich b) glauben, dass das alles einem höheren Zweck dient.
Das Thema "warum so viel Leid" wurde hier schon einmal in einem Thread ausgiebig diskutiert.
Fakt ist aber, dass du bei deinen Überlegungen schon ein sehr starres Gottesbild hast, nämlich das des allmächtigen Gottes welcher die Möglichkeit besitzt jederzeit in die Geschicke des Menschen einzugreifen. Deine Vorstellung wirkt sehr personifiziert.
Das was du hier beschreibst ist das klassische Theodizee-Problem, welches auf der einen Seite den allmächtigen, allgütigen und allwissenden Gott hat und auf der anderen Seite die Frage "Warum so viel Leid?".
Gott kann aber auch als etwas total anderes gesehen werden und wahrscheinlich gibt es unzählige verschiedene Vorstellungen was Gott ist. Und dann muss dieses Problem eben nicht mehr bestehen.
Sicher, ich habe ich mich in meinen Ausführungen auf einen allmächtigen Gott gestützt. Wenn es einen Gott gäbe, der nicht alles kann und vielleicht "da ist" um den Menschen zu helfen, dafür aber keine allmächtigen Fähigkeiten zur Verfügung hat, ändert das durchaus etwas. Aber würdevoller würde ich mein Dasein trotzdem nicht betrachten, deshalb habe ich mich der Vorstellung eines allmächtigen Gottes bedient.
Ekkard schrieb:Moderative Anfrage (wird je nach Entscheidung gelöscht):
Die Erörterung bestimmter Begriffe, hier WÜRDE, gehört in das Forum 'Philosohie'. Gibt es einen Grund, dass Würde unter 'Politik und Soziales' diskutiert werden soll?
Ich bin für Verschieben nach 'Philosophie'.
Gruß
Ekkard
Ich wäre dafür den Thread zu verschieben.