08-03-2010, 23:48
(08-03-2010, 22:46)Gundi schrieb: Diese Art Fragen sind es, die eine Einteilung in redundent bzw.nichtredundant nicht erlauben.Hm, "redundant" = "überfließend, mehrfach vorhanden". Ob ein geistiger Konstrukt (eine Aussageform) "redundant" ist, hängt nur davon ab, ob der Sinn von Teilaussagen mehrfach vorhanden sind. Ich weiß jetzt nicht, wer diesen Teil der Diskussion ausgelöst hat, jedenfalls ist die Aussage, die "Gottesvorstellungen beeinflussen die Gesellschaft", nicht mehrfach vorhanden (?). Petronius und andere Atheisten halten die Gottesvorstellung selbst für überflüssig.
Für dieses Bekenntnis gibt es gewichtige Gründe: Trennung von Kirche und Staat, Zurückdrängen des politischen Einflusses der Kirchen, der Alimentierung von weltanschaulich gebundenen Lehrstühlen, Subventionspolitik bei weltanschaulich gebundenen Schulen oder Pflegeeinrichtungen und dergleichen.
(08-03-2010, 22:46)Gundi schrieb: Entscheidend ist die Tatsache, dass geglaubt wird. Ich würde aber weitergehen und dieses teilweise unabhängig machen von dem gesellschaftlichen Umfeld. Auch das Individuum kann gesellschaftsunabhängig an etwas glauben.Ich denke, das verstehe ich. Ich finde allerdings, wir Menschen sind weit weniger Individuen, als wir uns fühlen. Das fängt bei den Eltern an, geht über die Schule, die verschiedenen Umgebungen und endet in allen möglichen, gesellschaftlichen Zirkeln (bei Gläubigen in den Gemeinden) noch lange nicht. Überall kopieren wir Beispiele für Denken und Handeln, gemixt mit eigenen Interessen und Erkenntnissen. Ich sehe einfach nicht, an welchen Stellen wir Vertrauen in bestimmte Vorstellungen auf davon unabhängigen Wegen finden könnten. Hättes du Beispiele? Selbstverständlich bedeutet, keine Beispiele finden zu können, noch nicht, dass wir nicht individuell etwas entwickeln können!
(08-03-2010, 22:46)Gundi schrieb: Ich meinte aber auch, dass der Mensch durchaus auch als ein Wesen gesehen werden kann, welches sich nach etwas Höherem sehnt. ...Ich denke, dies ist nur soziologisch zu erklären. Darin drückt sich aus, dass der Mensch ein Rottenwesen ist, ein zoon politikon. Solitär lebende Tiere kennen nur folgende Beziehungen: Fortpflanzungspartner/Liebesspiel, Feind oder Beute / Angriff oder Flucht. Etwas Höheres, nach denen sich diese Wesen richten, ist nicht zu erkennen; es sei denn, diese Tiere erleben ihre Instinkte als etwas "Höheres". Dann aber wäre das "Höhere" auch beim Menschen ein artbedingter "Instinktrest".
Ich betrachte - vorläufig jedenfalls - die "Sehnsucht nach Höherem" als den Wunsch, in gesicherten, gesellschaftlichen Verhältnissen zu leben = ein Überlebensmechanismus.
(08-03-2010, 22:46)Gundi schrieb: Daher kann z.B. bei der Sinnfrage die Gottesexistenz nicht zwangsläufig als unnötig angesehen werden, da sie etwas sehr persönliches ist (denke da sind wir uns auch einig).Wenn ich Petronius richtig verstehe, meint er das auch nicht. Sondern dem Atheismus gelingt es, gesellschaftliche Problemstellungen und die Sinnfrage ohne etwas Höheres (als den gesellschaftlichen Hintergrund) zu regeln. So, wie ich die Sache sehe, ist dazu das Bekenntnis zur Menschlichkeit, dem so genannten "Humanum", völlig ausreichend.
Ich persönlich bin der Auffassung, dass Menschlichkeit und "Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du" (oder Ähnliches) vollkommen äquivalent sind. Wir Gläubige und unser Kirchen stecken wahrscheinlich noch zu tief in der "Konstantinischen Wende", d. h. in der Staatsdoktrin des Imperium Romanum: Ein Reich, ein Kaiser, eine Verwaltung, eine Tradition, ein Recht und ein Glaube zur Stabilisierung des Ganzen".
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

