(01-04-2010, 21:59)melek schrieb: Es geht in mythologischen Geschichten nicht darum, die "objektive" Realität zu vermitteln, sondern das persönliche Erleben des Menschen in bestimmten Situationen, Gefühlswelten, etc.
Dabei wird versucht, dieses Erleben mit Bildern und Symbolen zum Ausdruck zu bringen.
Mythen bergen Wahrheiten in sich. Ohne Zweifel ist das so. Es sind allerdings ganz persönliche Wahrheiten, die Mythen vermitteln, für manche offensichtliche, für andere nicht nachvollziehbare. Wie wäre es sonst möglich, dass Milliarden von Menschen ihre Wahrheiten aus Mythen schöpfen, andere aber solche Wahrheiten belächeln und ablehenen.
Muslime in aller Welt hängen dem Mythos eines göttlichen Buches an, das (seit ewigen Zeiten m Himmel wohlverwahrt) Gottes Wort birgt und über Gabriel und Mohammed zu den Menschen kam.
Christen finden ihre Wahrheit im Mythos, wonach der Gottessohn getötet wird, aufersteht und die Menschheit erlöst.
Auch die Philosophie hat im Mythos immer nach Wahrheiten gesucht. Das war schon bei Platon so und später im deutschen Idealismus (Hegels Forderung nach einer "neuen Mythologie"; die Vorlesungen Schellings "über die Philosophie der Mythologie", etc.).
In der Philosophie des 20. Jhs hat sich Ernst Cassirer intensiv mit der Rolle des Mythos als einer "symbolischen Form des philosophischen Denkens" auseinandergesetzt. Auch an Horkheimer und Adorno sei erinnert, die in ihrer "Dialektik der Aufklärung" den "mythischen Charakter des begrifflichen Denkens" zu erklären versuchten.
MfG B.