23-05-2010, 21:23
(23-05-2010, 18:56)humanist schrieb: Für mich gibt es zwei Arten von Agnostikern:Meinst du: "Gläubige, die mit Aspekten ihres Glaubens hadern (z.B. der Theodizeefrage), ..."?
Verkappte Gläubige, die mit Aspekten ihres Glaubens harren (z.B. der Theodizeefrage), aber im Grunde doch an etwas Übernatürliches glauben. Und Atheisten, die sich Gläubigen zuliebe als Agnostiker bezeichnen.
Ich denke nicht, dass die Frage nach der Zulassung des Leidens durch Gott einen Menschen zum Ungläubigen oder Agnostiker macht. Und ich denke, dass der Glaube an Übernatürliches mit Glaube nicht wirklich etwas zu tun hat.
Ich bin zum Beispiel ein tiefgläubiger Mensch, der innerhalb der Relationen in dieser Welt "glaubt", d. h. sich dem Wertekanon unsereres Kulturkreises verpflichtet fühlt, in jeder schönen Geschichte einen möglichen persönlichen Mythos zu betrachten bereit ist, im Werden und Vergehen die Ordnung dieser Welt genauso zu sehen bereit ist, wie durch naturwissenschaftlich untermauerte Theorien. Ich kann mich an schönen mathematischen Theorien genauso erfreuen, wie an einem gelungenen Experiment. All' das ist Glaube = Vertrauen in die Wahrheit und Notwendigkeit gerechter und "richtiger" Strukturen, in die Ästhetik großartiger, philosophischer und religiöser Gedankengebäude, in die Liebe, die zwischen Menschen möglich ist usw.
Nichts davon führt über unsere Natur und unsere Welt hinaus ins "Übernatürliche". Ich denke, es gibt eine komplett "innerweltliche Transzendenz", die durch die geistige Tätigkeit der Menschen und den kulturellen Austausch verursacht wird.
Ich empfinde mich daher auch nicht als Agnostiker = Zweifler. Die Strukturen, die für mich das Göttliche ausmachen, sind ja u. a. in den Mythen der Völker, insbesondere der Christenheit, manifest. Nur halte ich Mythos - also die Lehre vom Himmel und seinen (mythischen) Bewohnern (Gott, Engel, Cherubim, Christus) - und dem, was damit gemeint und gewollt ist, sorgfältig auseinander.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

