28-06-2010, 10:23
(28-06-2010, 10:06)Lhiannon schrieb: Ich fasse also zusammen:
Christen sollten sich, meiner Meinung nach, mit Muslimen nicht nur auf Diskussionen über die Unterschiede und Widersprüche ihrer Schriften einlassen, sondern die Kernlehren beschreiben und über das Herz des Christentums berichten.
Als da wären:
Umfassende Nächstenliebe, Mitleid, Gewaltlosigkeit und die einmalige Möglichkeit, nicht mehr nach einem festgefahrenen alten Gesetz leben zu müssen, also am Buchstaben zu kleben, sondern der Nächstenliebe durch den Heiligen Geist Flügel verleihen zu können. Die Liebe wird zum Maßstab des Gesetztes.
ich bestreite nicht, daß dies gern so dargestellt wird - auch in der waschmittelwerbung wird ja nur erzählt, was denn das jeweilige pulver so toll und beser als alle anderen kann. ich bezweifle jedoch, daß das ("Die Liebe wird zum Maßstab des Gesetztes") tatsächlich die kernlehre des christenglaubens ist. zumindest wird sie dann teils seltsam interpretiert: die einen erklären es zu einem akt elterlicher liebe, ihre kinder zu prügeln, die anderen finden, in sachen diskriminierung von homosexuellen gelte eben das gehorsamkeitsgebot gott gegenüber mehr als das liebesgebot dem nächsten gegenüber, die dritten vermischen beides, um die unterdrückung von frauen zu rechtfertigen
so würde ich mir vorstellen können, daß auch ein muslim das kleinkarierte befolgen penibler koranvorschriften als akt der liebe allah - und damit der ganzen schöpfung, also auch den mitmenschen gegenüber - versteht. sodaß hier christ und muslim als klementine und weißer riese gegeneinander antreten
mir scheint der wesentliche untershied darin zu bestehen, daß sich im christentum eine tradition der bibelexegese entwickelt hat, die einem rigiden wortverständnis, wie es dem islam offenbar weitgehend zu eigen ist, diametral gegenüber steht. den unterschied sehe ich primär im umgamg mit dem heiligen buch, die inhaltlihen unterschiede halte ich für sekundär (beide bücher sind ein steinbruch der argumente für alles mögliche und auch das jeweilige gegenteil)
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)

