(22-08-2010, 15:02)indymaya schrieb:(21-08-2010, 21:19)Bion schrieb: Den Leib von der Seele getrennt anzunehmen, entstammt, wie Du angemerkt hast, der griechischen Vorstellungswelt und ist vornehmlich über Augustinus (aber auch durch andere) ins christliche Denken eingegangen.Das anzunehmen, entstammt eigentlich schon den Mose Büchern.
Nein!
Die Seele, wie sie im Christentum angenommen wird, entstammt griechischem Denken.
Die lebende Seele nach Gen 1,30 (Septuaginta), die auch allen Tieren eigen ist, hat mit dem christlichen Bild von der Seele nichts gemein.
(22-08-2010, 15:02)indymaya schrieb: Demnach hat auch Gott, Seele. Also ist es eine Gemeinsamkeit zwischen Gott und den Menschen.
In biblischer Zeit hat sich jüdisches Denken nicht mit der Seele befasst.
Das blieb dem rabbinischen Judentum und der jüdischen Philosophie vorbehalten. Auch dieses Denken war – ebenso wie das christliche - von der griechischen Philosophie beeinflusst.
Die Seele, die eingebettet in die Elemente und grenzenloser Ursprung von allem ist, zugleich unbegrenzten tiefen Sinn hat und sich zum Lichtglanz göttlichen Feuers läutern kann, wurde von Heraklit erdacht.
In der Seele ein kosmisches Prinzip zu sehen und sie sich unsterblich zu denken, wird umfassend von Platon (spätesten seit dem Phaidros) dargestellt. Er erwähnte auch die Verwandtschaft der Seele zur Gottheit.
Die Idee, wonach die Seele Teil des (göttlichen) Pneumas ist, das den ganzen Kosmos durchdringend, entstammt der Stoa.
Attikos lässt die Weltseele und die Seele des Menschen aus der "unvernünftigen" und der "göttlichen Seele" (dem Ideenkosmos) bestehen und sich zur "vernünftigen" Seele verbinden.
Nach Plotin ist die Seele im "geistigen Kosmos" ungeschieden und ungeteilt.
Justin argumentiert gegen die Verwandtschaft der Seele mit Gott und ihre Unsterblichkeit. Auch für Tatian und Irenäus ist die Seele noch sterblich.
Tertullian behauptet (gegen Platon) die Seele wäre geboren (nata) und geschaffen (facta), weil sie aus dem Hauch Gottes entstanden sei.
Augustinus hat seine Gedanken zur Seele in den Schriften "De immortalitate animae" und "De quantitate animae" niedergelegt. Er unterscheidet zwischen der anima rationalis als Sitz des Geistes (mens) und des Willens (voluntas) und der anima irrationalis, die die Triebe (appetitus), die sinnliche Wahrnehmung (sensus) und das Gedächtnis (memoria) umfasst.
Das besondere Interesse Augustins gilt der Herkunft der Seele. Er hatte sich mit den bekannten Ursprungstheorien auseinandergesetzt und festgestellt, dass die Seele geschaffen und nicht göttlicher Natur (so wie das die Manichäer behauptet hatten) sei! Allerdings könne die Seele, wenn sie sich Gott zuwendet, Einsicht in das höchste Prinzip gewinnen.
Bei Augustin will ich vorerst einmal haltmachen.
MfG B.