24-08-2010, 15:02
(17-08-2010, 21:53)Ekkard schrieb: @Karla
Ich denke, du begreifst sie (die extra-personalen Einflüsse) noch am ehesten. Du nutzt dazu zwar den Begriff "existieren", bei näherem Hinsehen sind es aber kulturelle oder gesellschaftsinduzierte Vorstellungen, die selbstverständlich wirken, weil Menschen halt auf ihre Mitwelt einwirken.
Ich benutze den Begriff 'existieren', um aufzuzeigen, dass keine Hegemonialmacht das Recht hat, für seine Lieblingsvorstellungen den Begriff 'existieren' anzuwenden und gleichzeitig anderen das Recht auf diese Begrifflichkeit für ihre Vorstellungen abzusprechen.
Die Aussage "etwas oder jemand existiert" ist in ihrem Sinn abhängig davon, wie man 'existieren' definiert - was man also als Merkmale für den Begriff 'existieren' aufgestellt hat.
Es ist richtig, dass dies meist unbewusst geschieht - dass die meisten automatisch das mit 'existieren' verbinden, was in ihrer Kultur so aufgefasst wird. In mehr extravertierten Kulturen verbindet man mit 'existieren' eher materielle Existenz, in mehr introvertierten Kulturen verbindet man damit eher innere Existenz.
Das kann sich sogar innerhalb einer Kultur über die Jahrhunderte hin verändern. So habe jetzt zum Beispiel ich die größte Mühe, die eine Partei des berühmten mittelalterlichen Universalienstreites in ihrem Denken überhaupt auch nur zu verstehen. Diese Partei wird sogar 'Realismus' genannt, aber vertreten tut sie die Ansicht, dass nur Allgemeinbegriffe real seien. Also nicht eine einzelne Rose sei real, sondern der Gattungsbegriff 'Rose'.
Ich gäbe was darum, wenn ich überhaupt nur erfassen könnte, wie sie zu dieser Auffassung kommen. Ich kann es also nicht einmal nachvollziehen. Und doch wurde jahrhundertelang in unserer abendländischen Philosophie so gedacht.
Es wird immer behauptet, dass dieses scholastische Denken in Plato begründet sei - in seiner Trennung von Idee und Ding. Aber Plato kann ich da eigentlich folgen. Ich fasse Platons 'Idee' nicht als Synonym für "Gattungsbegriff' auf.
Aber egal. Ich will eigentlich nur belegen, dass die Auffassung von dem, was 'existiert' und was nicht, durchaus zum einen mit der Indoktirination durch das - notwendig immer - beschränkte Denken der eigenen Kultur zusammenhängt.
Vieles davon kann man ablegen und die Beschränktheit lockern, gar aufheben. Aber man stößt da auch an Grenzen, leider.
Spannend fände ich, wenn mal alle Perspektiven nachvollziiehen könnte, sie in ihrer Bedingtheit gleichzeitig 'spielen' sehen könnte. Aber Voraussetzung dafür wäre schon, dass man alle diese Perspektiven auch tatäschlich versteht. Dann erst erscheint einem auch die eigene Perspektive als nur eine von vielen.
