(08-09-2010, 15:41)agnostik schrieb: Kann man nicht von einer *glaubensmäßig* absoluten Dominanz der Päpste während dieser Zeit sprechen - also, hatten die Fürsten denen da was rein zu reden? Diese wäre doch wohl in der Bibel gemeint, nehme ich an
Für die gesamte angesprochene Zeit mit Sicherheit nicht!
Der gesamtkirchliche Führungsanspruch der Päpste im frühen Mittelalter war insbesondere während der Regierungszeit Justinians I., aber auch danach oft nur Illusion.
Vigilius (548-553) war von Justinian zum kaiserlichen Befehlsempfänger degradiert worden. Seine "Machtbefugnisse" konnte er nur in dem Rahmen ausüben, der ihm vom Kaiser zugewiesen war.
Das kaiserliche Herrscherverständnis als Kosmokrator, also Stellvertreter Gottes und Christi auf Erden und Quelle allen Rechts, schlossen die Herrschaft über die Kirche (und damit über Lehre und Ordnung) ein. Das galt auch für die auf Justinian folgenden byzantinischen Kaiser und war für die Ostkirche bis zum Untergang des byzantinischen Reiches in Rechtskraft.
Faktum ist aber auch, dass sich die Päpste ab dem 8/9. Jh. von der byzantinischen Herrschaft lösten und sich den Karolingern zuwandten. Das verschaffte ihnen mehr Freiraum und bestärkte gleichzeitig ihre Begehrlichkeit, die den vorläufigen Gipfel im Anspruch Gregors VII. (1073-1085) fand, den er in seinem Dictatus Papae festhielt.
MfG B.