22-09-2010, 15:33
(22-09-2010, 01:04)anna4 schrieb: Jedenfalls ist der Aufgabe eines Gedanken, daß eine "Ich-Instanz" der Person zugrunde liegt, nichts mit der Aufgabe oder dem Verlust von Individualität zu tun.
Woraus leitet sich die Individualität denn ab, worauf gündet sie sich, wenn nicht auf einer "Ich-Instanz" ?
(22-09-2010, 01:04)anna4 schrieb: Es sollte ein eigentlich naheliegender Schluß sein, daß es sowas wie ein "völlig unabhängiges Individuum" nicht geben kann, denn ein Individuum hat alles das, was es ausmacht, nur aus Verbindungen.
Ob es "alles" aus Verbindungen hat ist eine Frage, die ich - aber ganz anders als Du - durchaus in Erwägung ziehe. Viele Gläubige werden es bejahen - bei Muslims wäre das Allah. Atheisten wohl eher nicht.
Niemand bestreitet aber wohl, dass es ein "völlig unabhängiges" Individuum nicht geben kann; dass es einige bis sehr viele Verbindungen gibt.
Die beiden Aussagen sind 2 verchiedene Paar Schuhe!
(22-09-2010, 01:04)anna4 schrieb: Und obwohl darin, und nur darin, auch alle Möglichkeiten des Individuums liegen, wird es abgewehrt. Wir nennen das "moha" (Verblendung, Unwissenheit, Ignoranz), die Wurzelbedingung des Leidens.
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Ihr seid eben typische Fundmentalisten - jeder,der unsere Überzeugung nicht teilt, ist verblendet, unwissend, ignorant.
Das kommt auch ganz klar bei dem Auszug aus dem Buch von Sawaki Roshi, (aha, also doch Roshi) "Tag für Tag ein guter Tag" zum Ausdruck. (antaiji.dogen-zen.de/deu/kodo-sawaki-gewoehnliche-menschen.shtml)
Er stellt ihn zwar unter den Ausspruch von Prinz Shotuki aus dem 6. JH: „Was du für richtig hälst, halte ich für falsch. Was ich für richtig halte, hälst du für falsch. Sind wir nicht beide sehr gewöhnliche Menschen?“ und gibt dann viele Beispiele für Dinge, die zeigen, dass wir uns nicht weiter entwickelt haben und dass dies in der heutigen Zeit sehr gefährlich is (was viele von uns sicher nicht bestreiten) - aber dann sagt er:
Doch wenn es innerhalb der Buddhalehre wirklich verschiedene Glaubensrichtungen gäbe, dann wäre das nicht mehr die wahre Buddhalehre. Wer den Namen Buddhas anruft, ruft einfach ganz den Namen Buddhas an. Wer Zazen praktiziert, praktiziert ganz Zazen. Wer die Sutren liest, liest die Sutren. 100%, ohne Vergleich: Das ist die Buddhalehre.
Für einen Schüler Shakyamuni Buddhas darf es nur eine Wirklichkeit geben, die überall gültig ist.
Und diese Wirklichkeit ist natürlich die, die er lehrt und die seiner Schüler.
Und was er unten sagt:
Wir machen uns unseren Stress selber. Wir laufen um die Wette, strecken uns, um zu sehen, wer der Längste ist. Wir müssen uns von diesem Wettbewerb verabschieden, eine Pause einlegen. Das nenne ich Sterben, oder mit anderen Worten: Zazen, Feuerpause! Wir leben unser Leben so, als kämpften wir an forderster Front, das Maschinengewehr immer auf den Feind gerichtet: Rattatata...! Jetzt stell dir vor, eine Trompete gäbe das Signal: Stellt das Feuer ein, Feuerpause!
..gilt natürlich nicht für ihn:
Früher haben wir hier am Morgen vor dem Vortrag auch zusammen Zazen geübt, aber dieses Mal ist das leider nicht möglich, weil ich heute morgen erst vom Daijôji in Kamazawa aufgebrochen bin, und morgen in Fukui wieder einen Vortrag halten muss. Mein Besuch hier ist eingequetscht zwischen diese anderen Termine, da fehlt mir die Zeit. Morgen, nach dem Vortrag in Fukui, geht es dann gleich weiter nach Kyoto. Schwerstarbeit für meinen alten Leib, aber das lässt sich nicht ändern. Ich fühle mich wie ein Esel, dem man zu seiner Last immer noch ein kleines Extra-Paket aufbürdet.
Also, wenn er sichfür "einen ganz gewöhnlichen Menschen" hielte, würde er diese Pakete, die für einen 80-jährigen wohl wirklich eine Last waren, einem anderen gewöhnlichen Menschen weitergereicht haben. Er sagt ja schlielich auch in diesem selben Vortrag, dass es darauf ankommt *was wir tun*.
