10-11-2010, 10:05
(09-11-2010, 22:40)t.logemann schrieb: Wie gefährlich die Strahlung nun wirklich war - brachten eigentlich erst die Atombombenexperimente der Amerikaner und der Russen zutage, die "rein experimentell" eigene Soldaten der Streustrahlung aussetzen.... In den sechzigern des letzten Jahrhundert (bis in die achtziger hinein) "lehrte" man, das im Falle eines Atomschlages es ausreicht, wenn man sich unter Bämken und Tischen versteckt, die Arme schützend über den Kopf hält - in der Bundeswehr ist das Lehrbeispiel überliefert:
"Stell'n se sich vor, die Russen zünden eine Bombe. Se ha'm nun 10 Sekunden Zeit vom LKW zu springen, sich in den Graben zu werfen, die Hände über'm Kopp zu verrenken - natürlich in voller Marschausrüstung. Üben se, meine Herren, anders überleben se nich...". Dieser befohlene Schwachsinn brachte einen meiner Freunde, damals Ausbilder beim Bund dazu, seinen Zeitvertrag nicht mehr zu verlängern...
Hm - das ist zwar hier OT, aber dazu muss ich doch Stellung nehmen - hier werden wieder mal Äpfel mit Birnen verglichen.
Tatsächlich wurden US-Soldaten (von den Russen weiß man's nicht, aber nach den Berichten über die 'Aufräumungsarbeiten' nach Tschernobyl muss es wohl noch um ein Vielfaches ärger gewesen sein :tard:) in der Anfangszeit der A-Waffenversuche oft (in Schützenlöchern) einer Primärstrahlung (nicht 'Streustrahlung') von mehr als 1 Sv ausgesetzt - ein Mehrfaches der 'Katastrophendosis' nach dem hiesigen Strahlenschutzgesetz. Dass da Strahlenkrankheit nicht selten war, längerfristig auch Todesfälle vorkamen, ist leicht vorstellbar.
Das mit dem Niederwerfen und unter Möbelstücken Verstecken hat aber einen völlig anderen Sinn - es schützt tatsächlich, nicht vor der Strahlung, aber vor der Druckwelle und den dabei umherfliegenden Glassplittern und anderen Gegenständen. Dass diese 'Erstmaßnahme' ausreicht um sich zu 'schützen', ist natürlich völliger Unfug, aber wer's nicht täte, wäre zumindest schwer beeinträchtigt bei weiteren Schutzmaßnahmen... Wer auf einem LKW dort unterwegs wäre, wo man in einem Schützenloch 1 Sv Anfangsstrahlung aufnimmt, der hätte vermutlich nicht mal Zeit "Oops" zu sagen, bevor der LKW plattgedrückt ist.
Was die 'ABC-Unteroffiziere' im normalen Dienstbetrieb 'gelehrt' haben, daran mag ich gar nicht denken - ich habe damals teilweise solche Leute ausgebildet. Zur Vorbereitung wurde uns gesagt: "Meine Herren, versetzen Sie sich mal in die Lage eines Kompaniekommandanten, der immer zu wenige kompetente UOs hat - welchen wird er auf einen Lehrgang schicken, den er sowieso für sinnlos hält - den Intelligentesten?..." Ein sprechendes Beispiel dafür habe ich schon öfters erzählt - ich sollte einer Gruppe von angehenden ABC-UOs die Funktionsweise eines AKW erklären, und bemühte mich, das in möglichst verständlicher Form 'rüberzubringen. Anschließend fragte ich, ob noch irgendwelche Fragen offen wären - da hob einer der Herren schön die Hand wie in der Schule und stellte die denkwürdige Frage "Sagen's, Herr Korporal, wia is dees - funktioniert dees mi de Strahl'n ganz alloan, oder muaß ma do Kohl'n aa no nachschütten?" :icon_rolleyes:
() qilin