04-01-2011, 00:29
(03-01-2011, 18:32)Bion schrieb: Wenn man alles aus heiligen Texten eliminieren würde, was historisch-kritischer Betrachtung nicht standhält, blieben recht dünne Büchlein übrig.
Und der Koran wäre besonders dünn, weil ja die vielen Wiederholungen ebenfalls wegfielen.
Bion schrieb:Vitoria schrieb:Das betrifft dann folgerichtig auch alle weiteren situationsgebundenen Aussagen. Das ist sehr praktisch, denn dann bleibt außer falsch verstandenen oder von Sektierern mitgeteilten biblischen Geschichten nicht mehr viel übrig. Was mir da spontan einfällt, ist das Paradies für die Gläubigen, die Hölle für die Ungläubigen ... und dann muss ich lange suchen.
Wie uns hier schon oftmals vorgeführt wurde, sind in der Vorstellungswelt mancher Menschen Paradies und Hölle existent.
Sicher. Der Akzent lag aber auf dem "lange suchen".
Bion schrieb:Nun, für (islamische) Theologen ist der Koran Gotteswort, wobei sie sich nicht einig sind, ob geschaffen oder ungeschaffen.
Hm - ich dachte, die Frage sei mit der Niederlage der Mutazila erledigt?
Bion schrieb:Für Historiker ist er Quelle für geschichtliche Betrachtungen.
Nach meinem Eindruck eher nicht. Er gibt historisch einfach nicht genug her, da sind Sira und Hadith und weitere Quellen einfach ergiebiger.
Oder meinst Du speziell Religionshistoriker? Da würde ich Dir zustimmen.
Bion schrieb:Vitoria schrieb:Wenn ich den Koran allein als Geschichtsbuch betrachten soll, worin mir so gut wie kein Muslim folgen würde, dann ist er m.E. keine besonders vertrauenswürdige Quelle.
Ein Muslim sieht den Koran nicht als Geschichtsbuch. Ich übrigens auch nicht, sondern als Quelle, die kritisch zu hinterfragen ist.
Ich weiß, dass ein Muslim den Koran nicht als Geschichtsbuch sieht, habe ich ja gesagt.
Ich sehe den Koran auch als kritisch zu hinterfragende Quelle, aber lediglich als religionshistorische und literarische. Für die Verlaufsgeschichte gibt er ja nicht besonders viel her.
Mir scheint, im Grunde haben wir keine Differenzen (wie langweilig!).
Der Unterschied ist lediglich, dass ich bei der Beschäftigung mit dem Koran immer zwei unterschiedliche Herangehensweisen im Auge habe: die westlich-kritische und die muslimisch-religiöse.
Dir geht es hier also allein um die westliche. Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen: Worum genau geht es Dir? Um die religiösen Aussagen unter Berücksichtigung ihrer Anlässe sowie ihre historische Auswirkung (oder das Ausbleiben derselben)? Oder um die historischen Gegebenheiten, auf welche die einzelnen Verse sich beziehen, um ein Bild vom Ereignisablauf zu bekommen? (Das haben aber ja andere schon längst geleistet.)
Bion, die folgenden Zitate sind nicht von mir, sondern von @anna4!
Vitoria schrieb:Selbst wenn ich dies nicht unterstelle, dann dürfte doch von einem Muslim nicht betritten werden, daß Prophet in jeder Lebenslage Vorbild für die eigene Lebensführung ist.
Warum sollte ein Muslim das bestreiten?
Vitoria schrieb:Streitet man das allerdings ab, dann ist auch das islamische Glaubensbekenntnis "Ich bezeuge, dass es keine Gottheit außer Gott gibt und dass Mohammed der Gesandte Gottes ist.“ Ausgehebelt.
Ich streite gar nichts ab, sondern stelle Überlegungen zur frühislamischen Geschichte an. Für mich (als Agnostiker) ist Mohammed soviel "Gesandter Gottes" wie Jesus "Gottes Sohn" ist.
Vitoria schrieb:Kann jemand der Gesandte Gottes, das Siegel der Propheten sein, wenn nicht seinen (auch den außerkoranisch bezeugten) Worten und Handlungen (Sunna) exemplarische Bedeutung zukommt?
Ich gehe an solche Dinge als agnostischer Historiker heran und nicht als muslimischer Theologe.
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