(29-06-2022, 14:27)Reklov schrieb: ... was sich ein Prophet (ob im alten Israel od. im Babylonischen Exil) so alles als "Strafe Gottes" ausmalte, war nun lediglich seiner persönlichen Ansicht und Deutung unterworfen.
Ich dagegen denke, dass ein allmächtiger "Gott" weder beleidigt ist, noch Blamage fürchtet, noch an irgendeinem Menschen sein Mütchen kühlt - oder gar irgendwelche bindende Verträge mit einzelnen Volksstämmen abschließt!
Alle menschlichen Gottesvorstellungen, auch Deine, sagen mehr ueber die Menschen, die solche Vorstellungen hegen, als ueber Gott.
Dass die Vorstellungen, die die Bibel hier im Buch Ezechiel produziert, von modernen Gottesvorstellungen weit entfernt sind, ist klar und habe ich mehrfach erwaehnt. Aber hier geht's ja um die israelitische Religion, und die legt sehr viel wert darauf, dass die Beziehung von Gottheit zum Menschen durch einen Vertrag mit gegenseitigen Rechten und Pflichten geregelt ist. Dass ein Gott in einer Rechtsstreitigkeit dann auch mal klein bei geben muss, ist uns heutzutage sicherlich nicht so praesent, aber das war halt damals nichts Ungewoehnliches. Goetter waren zwar sehr viel maechtiger als Menschen, aber sie hatten auch ihre Fehler, man konnte sie austricksen, und ihre Macht war letztlich begrenzt. Die Gottheit war rechtlich an ihren Stamm, ihr Volk oder ihren Koenig gebunden, und die Macht dieses Stammes, Volkes oder Koenigs entsprach in etwa der Macht ihres Gottes. In dem Fall wurde der Rang Jahwes auch von seinen Verehrern wohl eher niedrig gesehen, egal, welche Schmeichelein man ihm in den Lobpreisungen angedeihen liess.