(09-07-2016, 20:05)Sinai schrieb:(09-07-2016, 14:38)Ulan schrieb: Ausserdem, was heisst jetzt "Antisemit"?
Dein von Dir so verbissen verteidigter Freund Johannes Chrystomos äußerte öffentlich, daß die Synagoge ein böser Ort sei, ein Rendezvous der Prostituierten und Effeminees, ein Ort wo Dämonen hausen:
Bitte um Deine geschätzte Stellungnahme zu diesem Satz im frz. Wikipédia-Artikel
Ich habe Dir schon einmal gesagt, Du sollst aufhoeren, dies auf die persoenliche Ebene zu schieben. Johannes Chrysostomos ist nicht "mein Freund", er ist eine der wichtigsten Personen der christlichen Kirche und ein Zeuge fuer die Entwicklung derselben.
Zum Antisemitismus: dies ist ein Vorwurf, der sowohl die Definition von Antisemitismus als auch den geschichtlichen Zusammenhang ignoriert. Wir haben heutzutage - zurecht - ein Tabu auf Antisemitismus wegen unserer, deutschen, naeheren Geschichte. Dabei gehte es um Rassismus. Rassismus spielt bei Johannes Chrysostomos keine Rolle.
Zur Zeit des Johannes Chrysostomos stand auf die Ausuebung jeglicher anderer Religion als des Christentums katholischer Praegung die Todesstrafe. Da Juden hier also keine Sonderstellung hatten, sondern genau wie nichtkatholische Christen und Heiden gleichermassen mit dem Tod bedroht wurden, liegt hier kein Antisemitismus vor. Es handelt sich schlicht um religioese Intoleranz. So war die Kirche damals. Wer nicht katholisch war, verdiente den Tod.
Was den Vorwurf der Unzucht angeht und den Umgang mit Daemonen, so ist der noch relativ harmlos. Den Marcioniten wurde zum Beispiel Menschenfresserei vorgeworfen. Uebrigens wurde auch in antichristlichen Traktaten immer wieder verbreitet, die Christen seien sexuell zuegellos, wuerden es mit jedem treiben und regelmaessig Menschen in ihren Versammlungen opfern. Das war damals schlicht die vorherrschende Rhetorik.
Uebrigens ist die Vorstellung von Daemonen in der Synagoge recht alt; der Tempel von Jerusalem als "Haus der Daemonen" zieht sich durch viele fruehchristliche Texte. Das hat auch mit der Gleichstellung des menschlichen Koerpers = Tempel und dem damit verbundenen Bild von Suender = von Daemonen besessen zu tun. Mixt man das, wird der Tempel zum Haus der Daemonen.
Das ist also nicht antisemitisch, sondern normale christliche Symbolik.