(14-06-2015, 10:46)Ulan schrieb: Bion sieht zwar die Zeit nach dem Babylonischen Exil als strikt monotheistisch, aber auch dann sieht die Realitaet bestenfalls monolatrisch aus. Die meisten Bibeltexte des AT befassen sich jedenfalls mit der polytheistischen Zeit.
Nun, die jüdische Gesellschaft fand fließend vom Polytheismus über einen Monolatrismus zum Monotheismus. Texte, in denen von der Eifersucht Jahwes berichtet wird, sind beispielsweise in einem Umfeld entstanden, in dem Monolatrismus vorherrschte. Auch die Verehrung von Jahwe in verschiedenen Erscheinungsformen (Polyjahwismus) ist nachweisbar.
Dass es auch für die Zeit nach 400 vC Indizien für vereinzelten Polytheismus in der jüdischen Gesellschaft gibt, ist nicht zu bestreiten. Der prominenteste Beleg dafür ist wohl eine Steuerliste aus Elephantine, die neben der Verehrung von Yaho (= Jahwe) eine solche von Anat-Bethel, Anat-Yhw und Aschim-Bethel bezeugt.
Durch Esra wurde ein monotheistisches Konzept vorgegeben, das exilisch/nachexilisch entstanden ist bzw. Gestalt angenommen hat, ca. 400 vC niedergeschrieben wurde und sich in der jüdischen Gesellschaft nach und nach verfestigt hat. Spätestens mit Beginn der hellenistischen Epoche waren die führenden Vertreter des Judentums nicht mehr bereit, in puncto Religion irgendwelche Kompromisse einzugehen, was schließlich den Makkabäer-Aufstand zur Folge hatte. Die Hellenisierungsversuche durch Antiochus IV. Epiphanes waren für die Vertreter des Judentums nicht zuletzt deshalb unerträglich geworden, weil es ein guter Teil der jüdischen Oberschicht attraktiv fand, wie die Griechen zu leben und sich mit einer polytheistischen Götterwelt anzufreunden begann.
MfG B.