21-07-2018, 00:15
(20-07-2018, 15:33)Kreutzberg schrieb: Da die ersten Päpste nach Petrus ja keine Urwahl wie heute abgehalten haben dürfte sich der Nachfolge-Ritus sehr eigenwillig so entwickelt haben wie wir ihn heute kennen. Nach meinem Eindruck ist das heutige aufwendige Nachfolge-Verfahren Ergebnis eines gewachsenen Verwaltungsapparates der RKK, welcher aber schon vor Konstantin seine Grundzüge gehabt hat.
Päpste hat es während der ersten hundert Jahre der Geschichte des Christentums nicht gegeben. Mt 16,18 ist mit einiger Wahrscheinlichkeit später interpoliert worden. Die von Irenäus behauptete Nachfolge des Linus auf Petrus ist konstruiert. Den Monepiskopat gab es in der stadtrömischen Christengemeinde frühestens ab 150 nC. Bis Eleutherus (gest. ca. 185) sind von den von Irenäus genannten Personen ausschließlich die Namen bekannt. Aus dem Schatten der Geschichte tritt der römische Bischof erstmals mit Victor I. (186-197). Von Victor weiß man, dass er sich Weisungsrechte anderen Gemeinden gegenüber herauszunehmen versuchte, womit er aber keinen Erfolg hatte.
Dass Petrus der erste Bischof von Rom gewesen sei, ist ein frommes Märchen. Es ist doch nicht einmal gesichert, dass Petrus jemals in Rom gewesen war. Ein ebenso frommes Märchen ist die Gründungslegende der stadtrömischen Gemeinde. Ein gemeinschaftliches Werk von Petrus und Paulus soll die Gründung der Christengemeinde in Rom gewesen sein. Dionysios von Korinth habe das berichtet, kann man bei Eusebius nachlesen. Dass Paulus davon nichts wusste, was man das in seinen Texten unschwer nachlesen kann, störte offenbar nicht.
Die stadtrömische Christengemeinde, die es schon um 41 nC gegeben hat, wurde – die ersten 100 Jahre jedenfalls - kollektiv geführt.
MfG B.