(31-07-2011, 15:28)Karla schrieb: was ich selber für längst überwunden gehalten habe: Der Vulgärpositivismus bzw.-materialismus, Atheismus, der wörtliche Bibelglaube, uralter Glaube an Dämonen und Magie, und damit in Zusammenhang Satan.
Tut mir leid, aber ich muss einfach nachhaken: Meinst du damit den starken/fundamentalistischen Atheismus?(es gibt
keinen gott) Dann muss ich dir völlig recht geben, dieser ist auf einer Ebene mit Astrologie, Esoterik, Theismus und den anderen Dingen, die du genannt hast anzusiedeln.
zurück zu den memen. wenn ich jetzt den glauben an einen "teufel" memetisch begründen will, muss ich ihn als teil eines grösseren glaubens ansehen, ohne den er meines erachtens nach nicht hätte entstehen können.
es mag heute vieleicht ein paar satanisten geben, die nur an den teufel glauben und nicht an einen gott, aber gewöhnlich sind auch sie henotheistisch.
man kann den theismus aus der perspektive der memetik mit einem kettenbrief vergleichen.
er funktioniert nach dem prinzip "glaube den inhalt und verbreite ihn und du wirst belohnt, tu dies nicht und du wirst schrecklich bestraft."
die idee, das konzept, das mem wird von generation zu generation weitergegeben und verändert sich.(mutation) es werden elemente hinzugefügt oder geändert. einige meme können ihr bestehen effizienter gewährleisten als andere und überleben so.(selektion) dies ist psychologisch und kulturell zu erklären. die leute springen leichter auf manche ideen an als auf andere.
der theismus den wir heute beobachten können hat also eine lange evolutionäre geschichte hinter sich, und ist auf das überleben in unserer gesellschaft spezialisiert.
zum teufel:
diese "drohungen" sind neben der aussicht auf belohnungen(ewiges leben etc.) wichtige faktoren, die das bestehen des mems gewährleisten. es entstehen vorstellungen von bestrafungen, die mit dem schlimmsten, dass sich die menschen vorstellen können bestückt werden. vorstellungen von hölle und höllenqualen sind sogesehen nur die reflexion unserer tiefsten ängste, des grössten grauens dass wir uns vorstellen können.
sie sind von der jeweiligen kultur abhängig und wandeln sich mit der zeit, haben jedoch auch viele schlüsselfaktoren, die gleich geblieben sind.
darüberhinaus, glaube ich das das bedürfnis der menschen alles schwarz und weiss zu sehen eine rolle spielt. alles wird unterteilt in "gut" und "böse", himmel und hölle, gott und teufel.
diese herangehensweise vernachlässigt viele bedeutende aspekte und ich glaube nicht, dass etwas so komplexes ausschliesslich durch die memetik erklärt werden kann aber sie ist eine interessante theorie.