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Spiritueller Atheismus / Atheistische Spiritualität ???
#1
Guten Morgen.

Ich wusste wieder mal nicht, wo ich dieses Post hinsetzen soll, eher in den Bereich Atheismus oder eher in diesen religionsübergreifenden Bereich. Ich habe letzteres gewählt...

Ich habe mir ein Buch bestellt, "Woran glaubt ein Atheist?" des atheistischen Philosophen Andre Comte-Sponville, das im Untertitel "Spiritualität ohne Gott" heisst.

Hat jemand von Euch einen Gedanken, was damit gemeint sein könnte? Kann es einen "spirituellen Atheismus" oder gar eine "atheistische Spiritualität" geben, und wenn ja, wie könnte die Eurer Meinung nach praktisch aussehen? Ich habe das Buch noch nicht gelesen, aber bereits Titel und Untertitel machen das Ganze sehr spannend.

Ich bin auf Eure Gedanken gespannt.

Liebe Grüsse

Petrus
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#2
Hallo Petrus,


(21-10-2008, 10:44)Petrus schrieb: Kann es einen "spirituellen Atheismus" oder gar eine "atheistische Spiritualität" geben, und wenn ja, wie könnte die Eurer Meinung nach praktisch aussehen?

Ich vermute mal, dass der Autor "Atheismus" nicht im strengen Sinne meint, sondern nur als Sammelbegriff für die, die mit einem persönlichen Gottesbegriff nichts anfangen können. Bei wiki steht irgendwo, er sei auch Materialist.

Der Begriff "Spiritualität" könnte meinen - und hier unterstelle ich meine eigene Sicht -, dass Spiritualität ein Teil des Menschen ist wie die Psyche, die Emotionen etc.

Das Buch scheint mir sehr vielversprechend, denn offensichtlich wird da der alleinige Anspruch auf Spiritualität den "frommen Gemütern" und auch den Esoterikern entrissen quasi. Das wäre für die zur Zeit ziemlich verhärtete Diskussion zwischen Christen/Esoterikern und Materialisten mehr als hilfreich. Man hätte da was zu zitieren in den einschlägigen Foren.

Kaufen werde ich mir das Buch im Moment nicht, weil andere Bücher zunächst gekauft werden müssen. Aber ich verdonnere Dich hiermit, Petrus, dazu, das Buch abzutippen und hier reinzukopieren. Zeit hast Du, na, drei Wochen. Das müsste reichen. Eusa_angel

Hast Du das Buch denn schon durch oder könntest ein paar Gedanken davon schon mal referieren?
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#3
Spiritualität ist eine Frage derjenigen Gehirnfunktionen, die wir mit 'Geist' beziehungsweise 'Seele' grob und pauschal bezeichnen. Die haben mit 'Gott' nichts zu tun. Nur, wenn die innere Haltung vom Gottesglauben geprägt ist, dann kann 'Gottes Geist' durchaus in der Spiritualität vorkommen.

(Sagen wir so: Hier kommentiert jemand, der von Spiritualität keine Ahnung hat!)
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#4
(17-10-2013, 18:08)Ekkard schrieb: (Sagen wir so: Hier kommentiert jemand, der von Spiritualität keine Ahnung hat!)

Dann wirds aber Zeit. Ein Skeptiker zumindest würde es ausprobieren... Eusa_think Icon_smile
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#5
In seinen Grundzuegen kann selbst Buddhismus als Ausdruck atheistischer Spiritualitaet gesehen werden. Praktisch sieht das zwar oft anders aus, da es im Pali-Kanon genug erwaehnte uebernatuerliche Wesen gibt oder auch Bodhisattvas und selbst Buddha selbst manchmal gottaehnliche Verehrung erfahren, aber fuer die grundsaetzliche Erfahrung im Buddhismus sind Goetter oder uebersinnliche Wesen ueberfluessig.

Persoenlich wuerde ich hier wohl eher nicht-theistisch als atheistisch sagen, aber je nachdem, wie man den Begriff "Atheismus" verwendet, kann man halt bestimmte Auslegungen des Buddhismus dort mit einbeziehen. Wer sich ueber Spiritualitaet im Atheismus Gedanken macht, hat letzteren Begriff ja schon in bestimmter Weise ausgelegt, um das zu akkommodieren.

Ich will jetzt hier aber keine Diskussion vom Zaun brechen, ob Buddhismus nun eine Religion ist oder nicht, oder ob es dort nun Goetter gibt oder nicht, da ich denke, dass keine dieser Fragen eine allgemein gueltige Antwort bekommen wuerde. Ich wollte nur die Grenzen der Thread-Fragestellung mit einer extremen Antwort aufzeigen.
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#6
Spiritualität bedeutet geistiges Leben und ein geistiges Leben hat immer mit Gott zu tun. "Spiritualität ohne Gott" oder "atheistische Spiritualität", also "Spiritualität gegen Gott", ist nur ein weiterer Versuch, den Begriff Spiritualität derart zu verdrehen, dass man letztlich alles Spiritualität nennen kann, wie es einem gerade passt, oder wie es die Modisten und Meinungsmacher gerade im Sinn haben. Die Spiritualität des Fernsehens, des Staubsaugens, des Forenbeitragschreibens... endlos.

Die buddhistische Spiritualität ist nicht atheistisch, da ein Buddhist Gott nicht leugnet. Ansonsten wäre er ein Atheist im Kleid eines Buddhisten. Im Buddhismus ist Gott nur verborgen, nicht abgelehnt. Hat nicht der Dalai Lama auf die Frage, ob er an Gott glaube, mit Ja geantwortet? Als Nachfolger Buddhas hätte er einfach schweigen können, aber mit der Bejahung distanziert er sich und den Buddhismus eben von den Atheisten. Gott bleibt einem Buddhisten, der nicht ein Atheist im Kleid eines Buddhisten ist, nicht ewig verborgen. Ist die Zeit des Verbergens vorbei, wird der erfolgreiche - also erleuchtete - Buddhist Ja sagen.
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#7
Sorry, aber komplett falsch,..wir Buddhisten erkennen die Möglichkeit eines oder mehrerer Göter an, nur betachten wir sie nicht als höchste Wesen, sondern nur halt etwas "erleuchteter",..sprich es liegt an dir, weiter Aufzusteigen, und vielleicht als Gott wiedergeboren zu werden,..verantwortlich für dein spirituelles Weiterkommen bist aber nur du selbst, Götter können vielleicht für manche hilfreich sein, aber wer sie nicht braucht, der braucht sie eben nicht,..Buddah hat ja auch keine Götter angebetet als er die Erleuchtung erlangte,..warum sollten wir es dann tun,.. wenn der Dalai Lama so eine Frage mit Ja beantwortet, so spricht er auch nur für den Tibetischen Buddhismus, und der ist stark vermischt mit der Bön Religion,...
Aut viam inveniam aut faciam
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#8
(09-11-2013, 20:30)d.n. schrieb: Sorry, aber komplett falsch,..wir Buddhisten erkennen die Möglichkeit eines oder mehrerer Göter an, nur betachten wir sie nicht als höchste Wesen, sondern nur halt etwas "erleuchteter",..sprich es liegt an dir, weiter Aufzusteigen, und vielleicht als Gott wiedergeboren zu werden,..verantwortlich für dein spirituelles Weiterkommen bist aber nur du selbst, Götter können vielleicht für manche hilfreich sein, aber wer sie nicht braucht, der braucht sie eben nicht,..Buddah hat ja auch keine Götter angebetet als er die Erleuchtung erlangte,..warum sollten wir es dann tun,.. wenn der Dalai Lama so eine Frage mit Ja beantwortet, so spricht er auch nur für den Tibetischen Buddhismus, und der ist stark vermischt mit der Bön Religion,...

Hab langsam das Gefühl Bhuddhisten sind fortgeschrittene Atheisten.
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#9
(09-11-2013, 12:40)Praja schrieb: Spiritualität bedeutet geistiges Leben und ein geistiges Leben hat immer mit Gott zu tun

wieso?

im gegenteil meine ich, daß vieles, was so über "gott" behauptet wird, ziemlichem ungeist entspricht
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#10
Anhänger der Aufklärung fallen aus dem religiös-geistigen Raster.

Immanuel Kant:

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. "Sapere ande!" "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" ist also der Wahlspruch der Aufklärung. Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen (naturaliter majorennes), dennoch gern zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. (.....) Selbstdenken heißt: den obersten Probierstein der Wahrheit in sich selbst (d. i. in seiner eigenen Vernunft) suchen; und die Maxime, jederzeit selbst zu denken, ist die Aufklärung.
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#11
(10-11-2013, 00:37)Harpya schrieb: Immanuel Kant:
"Sapere ande!"

Richtig.
Und Kant kommt zum Thema Glauben zu dieser Aussage:

"Der Ausdruck des Glaubens ist in solchen Fällen ein Ausdruck der Bescheidenheit in objektiver Absicht, aber doch zugleich der Festigkeit des Zutrauens in subjektiver.
Wenn ich das bloß theoretische Fürwahrhalten hier auch nur Hypothese nennen wollte, die ich anzunehmen berechtigt wäre, so würde ich mich dadurch schon anheischig machen, mehr, von der Beschaffenheit einer Weltursache und einer andern Welt, Begriff zu haben, als ich wirklich aufzeigen kann; denn was ich auch nur als Hypothese annehme, davon muß ich wenigstens seinen Eigenschaften nach so viel kennen, daß ich nicht seinen Begriff, sondern nur sein Dasein erdichten darf.
Das Wort Glauben aber geht nur auf die Leitung, die mir eine Idee gibt, und den subjektiven Einfluß auf die Beförderung meiner Vernunfthandlungen, die mich an derselben festhält, ob ich gleich von ihr nicht im Stande bin, in spekulativer Absicht Rechenschaft zu geben."
(Kritik der reinen Vernunft)
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#12
(10-11-2013, 01:13)Mustafa schrieb: .....
Das Wort Glauben aber geht nur auf die Leitung, die mir eine Idee gibt, und den subjektiven Einfluß auf die Beförderung meiner Vernunfthandlungen, die mich an derselben festhält, ob ich gleich von ihr nicht im Stande bin, in spekulativer Absicht Rechenschaft zu geben."
(Kritik der reinen Vernunft)
Eben, Glauben ist eine Idee die, rein subjektiv, zu Handlungen führt die ich als vernünftig finde, ohne objektive Rechtfertigung oder belegbare Begründung.
Ich halte an einer Idee fest die rein spekulativ ist.
Deswegen ist ja die Zersplitterung bei allen Götteranbetern so groß,
könnte ich mir vorstellen.

Da wird immer so nett geschrieben, wir Moslems.
Nehmen wir mal Syrien, ist ja übel da für Moslems.
Da hätten wir Kurden, sunnitische, schiitische, alevitische,
Jesiden, Schabak, Ahl-e Haqq z.B.
Jabhat al-Nusra Banner Syrien 2012.jpg al-Nusra-Front[8]
Fatah Al-Islam Flagge.gif Fatah al-Islam[9]
Flag of al-Qaeda in Iraq.svg ISI (ISIS)
Liwa al-Islam
Flag of Taliban.svg Taliban[10]

SyrianNationalCoalitionOfficialLogo.svg Nationale Koalition
Syrischer Nationalrat.png Syrischer Nationalrat
Flag of the Muslim Brotherhood.gif Muslimbrüder
LCC2011.jpg Lokale Koordinationskomitees
Freie syrische armee logo.svg.png Freie Syrische Armee
Liwaa Al-Umma Logo.png Fahne der Nation[8]
Syrische Islamische Front[11][12]


Desteya bilind a kurd.jpg Hohes Kurdisches Komitee
Kurdischer Nationalrat.jpg Kurdischer Nationalrat
Partiya Yekitîya Demokrat Logo.png Partei der Demokratischen Union
Ala YPG.jpg YPG (Kurdische Volkseinheiten)
Jabhat al-Akrad.jpeg Dschabhat al-Akrad
Schabiha-Miliz
Flag of Hezbollah.svg Hisbollah[2]
Flag of Palestine.svg Volksfront zur Befreiung Palästinas[3]
Flag of Iran.svg al-Quds-Einheit[4][5][6]
(wiki, auszugsweise)

Iraner, Iraker, PLO, Sufis usw.
Alles Moslems, welche soll man denn unterstützen ?
Wir Moslems, haha.
Wenn jede Gruppierung und jede Gruppierung in der Gruppierung einen Euro bekommt bin ich erst mal pleite.

Alles Blödsinn an Moslems zu spenden, allen Opfern soll geholfen werden,
also Hilfe an humane Organisationen.

( Ist mir schon erklärt worden, das der religiöse Überbau verlangt, das man
jeden Bruder und jede Schwester als den reinsten,edelsten,
barmherzigsten Menschen nach Aussen hin bezeichnet, evtl. ganz vielleicht, temporär etwas fehlgeleitet.
Auch wenn man persönlich der Meinung ist, das da einer /eine der
größte Sausack und Schlächter ist)

Also wenn einer im Namen von "uns Moslems" spricht ist das schonmal
verlogen.
Erfreulicherweise kann man den Menschen nicht mit seinem Glauben
gleichsetzen. (wie oben, kleine Fehlleitung kommt schon mal vor Icon_wink )
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#13
Die Atheisten die ich kenne, sind allesamt Materialisten und gründen ihr Weltbild auf die Naturwissenschaften. Spiritueller Firlefanz wie Klangsteine, Handlesen, Horoskope, Geisterbeschwörung, geschütteltes Wasser mit nicht mehr nachweisbaren Wirkmolekülen usw. sind nur Ersatzfunktionen für abgelegte Götter - untaugliche Versuche, unbekanntes und nicht kontrollierbares zu beeinflussen.
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#14
Spiritualismus ist eine Worthülse, mit der viel gemeint sein kann.
Blackysmarts Verweise auf Horoskope, Homöopathie, Steinchen würde ich eher unter Esoterik und Aberglauben einordnen.

Man kann vor allem unter der Kombination zweier scheinbar so widersprüchlicher Begriffe viel in diesen Buchtitel hineinlesen, worum es sich dann aber handelt ist schwer zu beurteilen ohne es zu lesen.

Ich persönlich könnte mir vorstellen daß damit das Atheisten* oft abgesprochene "magische" Erleben der Welt gemeint sein könnte.
Man könnte zum Beispiel eine Geistesverwandschaft mit Winwood Reades "Martyrdom of Man", das oft als atheistische Bibel bezeichnet wird, unterstellen oder manche eher zeitgenössische für den Laien geschriebene wissenschaftliche Werke die ihr jeweiliges Subjekt oft recht poetisch, erfurchtgebietend und erstaunlich schildern, als Vertreter eines "spirituellen Atheismus" sehen, also ein Atheismus der nicht nüchtern und langweilig daherkommt wie oft unterstellt, sondern seine eigenen Wunder besitzt.
Hitchens schrieb etwas über die Armseligkeit des brennenden Busches und des über-Wasser-gehens gegenüber "naturwissenschaftlichen Wundern", wie Bildern von Hubble aus den tiefen des Raumes und der Zeit.

Etwas in dieser Linie würde ich persönlich von dem Buch erwarten, aber daß es von einem Philosophen kommt stimmt mich da etwas misstrauisch. Icon_cheesygrin


*Wieder so eine Worthülse, damit meine ich normalerweise einen humanistischen Materialisten, sie wird aber für so ziemlich alles verwendet, Nihilist, Amoralist, Andersgläubiger, kann als reiner Abgrenzungsbegriff gegen alle Arten von Glauben, von den üblichen Monotheistischen über ähnliche Muster aufweisende Aberglauben wie Astrologie und Homöopathie richten, uswusf...


Gott das Ding ist ja steinalt. Was wars denn nu für ein Schinken? Icon_rolleyes
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