Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Analyse von Gen 1
#31
(30-09-2016, 15:28)Ulan schrieb: Die Stadt und der Tempel wurden zerstoert, weil Judaea mal wieder einen Krieg verloren hatte. Das war ja nicht das erste Mal. Das ist keine religioese Unterdrueckung, sondern eine ziemlich normale Strafe fuer eine Provinz, die in einem Krieg viele Roemer umgebracht hatte.

Da die Sache brenzlig zu werden beginnt, löse ich mich von dieser Diskussion.
Zitieren
#32
(30-09-2016, 15:14)Sinai schrieb: Das war ein ungeheurer Erbitterung geführter Religionskrieg

Die Juden hatten Bar Kochba als Messias  gesehen!
Und nachher durften die Juden bei Todesstrafe Jerusalem nicht mehr betreten. Nur wer dem Judentum abschwor und dem römischen Religionssystem folgte

Die Zerstörung des Jersualemer Tempels (siehe die Klagemauer) wäre keine religiöse Unterdrückung gewesen ?

Es war kein Religionskrieg, sondern ein politischer Konflikt zwischen einer imperialen Macht und bestimmten einheimischen Gruppen innerhalb einer beherrschten Provinz. Dass ein angebliches Beschneidungsverbot zu den Auslösern des Bar-Kochba-Austandes gehörte, ist historisch nicht bewiesen. Die restriktiven Maßnahmen nach Niederschlagung des Aufstandes dienten nicht dazu, das Judentum als Religion zu unterdrücken, sondern weitere Rebellionen zu unterbinden, die man aufgrund mehrfacher Aufstände einem rebellischen Geist der Juden zuschrieb. Überall sonst im RR konnten die Juden völlig ungehindert ihre Religion ausüben, auch in Rom. Sie genossen sogar den Status einer religio licita, d.h. sie brauchten, im Unterschied zu den Christen und zu anderen Angehörigen fremder Religionen, am Kaiserkult nicht teilzunehmen. Das beweist doch, dass es den Römern nicht um die Unterdrückung des Judentums als solchem ging.

Bar Kochbas Messiasfunktion implizierte auch die Funktion eines militärischen Führers. Wie kann man sich da darüber wundern, dass die Römern ihn bekämpften?

Die Zerstörung von Tempeln besiegter Völker hat nicht mit Religonsunterdrückung zu tun, sondern mit dem Wunsch, deren Willen zu brechen, da der oder die Götter, die den Tempel ´bewohnen´, einen zerstörten Tempel verlassen und ihrem Volk nicht mehr als helfende Macht zur Verfügung stehen. Tempel- und Götterstatuenzerstörung dienten im AO politischen Zwecken und nicht der Unterdrückung einer Religion.
Zitieren
#33
(30-09-2016, 18:04)Tarkesh schrieb: Überall sonst im RR konnten die Juden völlig ungehindert ihre Religion ausüben, auch in Rom. Sie genossen sogar den Status einer religio licita,...

Zum Begriff "religio licita" eine Anmerkung. Diesen Begriff hat es nämlich zur Zeit Bar Kochbas noch nicht gegeben.

Markus Tiwald beispielsweise meint dazu Folgendes:

Zitat:Trotz dieser Sonderregelungen, die Juden dazu berechtigten, ihren religiösen Vorschriften (Sabbatheiligung, Speisevorschriften, Tempelsteuer etc.) nachzukommen, darf man den Status des Judentums doch nicht im Sinne einer grundsätzlich anerkannten rechtlichen Absicherung missverstehen. Immer wieder ist nämlich zu lesen, das Judentum habe unter den Römern den Status einer religio licita besessen, also als staatlich erlaubte Religion einen quasi offiziellen Rang innegehabt. Das jedoch ist falsch, der Ausdruck religio licita ist kein terminus technicus römischer Jurisprudenz.

Der Begriff begegnet erstmals in Tertullians Apologeticum 21, wo es heißt, man könnte irrtümlich annehmen, das Christentum habe sich quasi sub umbraculo insignissimae religionis, certe licitae - "gleichsam unter dem Deckmantel einer bekannten, sicherlich erlaubten Religion" (gemeint ist hier das Judentum) - in der Anfangszeit verstecken wollen. Das Vorgesetzte "certe" und das nachgestellte "licitae" machen deutlich, dass der Ausdruck "religio licita" auch bei Tertullian kein terminus technicus war, sondern nur eine nachgereihte Präzisierung zur "religio insignissima". Die Bezeichnung des Judentums als einer "erlaubten" Religion ist eine ad-hoc-Formulierung Tertullians und stellt keinen eingeführten juristischen Begriff dar, auf den er hätte zurückgreifen können ...

Beiträge zur Wissenschaft zum Alten und Neuen Testament, Elfte Folge, Heft 8
Markus Tiwald. Das Frühjudentum und die Anfänge des Christentums, 2016 Stuttgart, Verl. Kohlhammer, Seite 172

Dergleichen ist auch bei S. Hausammann (Alte Kirche, Band 2. 2001 Neukirchener Verl., S. 3f.) und bei D.-A. Koch (Geschichte des Urchristentums. 2014 Göttingen, Verl. Vandenhoeck & Ruprecht, S. 548ff.) nachzulesen.
MfG B.
Zitieren
#34
(30-09-2016, 15:56)Sinai schrieb:
(30-09-2016, 15:28)Ulan schrieb: Die Stadt und der Tempel wurden zerstoert, weil Judaea mal wieder einen Krieg verloren hatte. Das war ja nicht das erste Mal. Das ist keine religioese Unterdrueckung, sondern eine ziemlich normale Strafe fuer eine Provinz, die in einem Krieg viele Roemer umgebracht hatte.

Da die Sache brenzlig zu werden beginnt, löse ich mich von dieser Diskussion.

Was wird da brenzlig? Ich bezog mich auf das Massaker bei Beth Horon (66 n.Chr.), die schwerste Niederlage, die die Roemer je in der Rebellion einer Provinz hinnehmen mussten. 6000 roemische Soldaten wurden getoetet (das ist mehr als eine komplette Legion), zahllose andere verwundet. Die Legio XII Fulminata verlor ihren Legionsadler, Unmengen an Ausruestung und Material gingen verloren. Und dies war bereits die zweite Runde der Auseinandersetzung, die Strafkampagne fuer die Vernichtung der Kohorte des roemischen Statthalters (500 Mann).

Nach dieser zweiten und ziemlich katastrophalen Niederlage war seitens der Roemer keinerlei Nachsicht mehr zu erwarten. Jetzt ging es darum, ein Exempel zu statuieren. Es geht mir hier nicht darum, die Roemer irgendwie als Engel hinzustellen (die hatten ebenso vorher Leute waehrend der Strafaktion getoetet), sondern nur die Spirale der Gewalt deutlich zu machen. Es ging hier nicht um Religion, sondern um Rache und Abschreckung.
Zitieren
#35
(30-09-2016, 22:13)Bion schrieb:
(30-09-2016, 18:04)Tarkesh schrieb: Überall sonst im RR konnten die Juden völlig ungehindert ihre Religion ausüben, auch in Rom. Sie genossen sogar den Status einer religio licita,...

Zum Begriff "religio licita" eine Anmerkung. Diesen Begriff hat es nämlich zur Zeit Bar Kochbas noch nicht gegeben.
Danke für die Hinweise. Hier ist ein Beispiel für die offensichtlich unsachgemäße Verwendung des Begriffs. Prof. Harold W. Attridge von der Yale Universitiy beschreibt den Status des Judentums im RR einschränkungslos als religio licita, und zwar im juristischen Sinn ("protection"), vermutlich in Bezug auf das Caesar-Dekret.

"Eusebius, Christianity, and Judaism" (1992) auf S. 358:

"Christianity, because of being excluded from the Jewish religion, no longer enjoyed the protection of a religio licita that Judaism did under the Roman Empire (...)"
Zitieren
#36
(30-09-2016, 10:31)Ulan schrieb:
(27-09-2016, 15:51)Tarkesh schrieb: Die Grundaussage besteht darin, dass die Muttergöttin (als Schlange wohlgemerkt) das Chaos repräsentiert, das vernichtet werden muss, damit eine Welt- bzw. Staatsordnung hergestellt werden kann. Diese Aufgabe erledigt Marduk, der Herrschergott, des neubabylonischen Pantheons, mithilfe seiner Keule und kräftiger Fußtritte.

Hat da eigentlich irgendjemand mal den Bogen zur Paradies-Geschichte gschlagen, zumindest bezueglich der Schlangensymbolik?

(Ich bitte wg. anderweitig aufgrund von Zeitmangel noch ausstehender Antworten um Geduld)

Selbstverständlich wurde dieser Bogen in der Religionswissenschaft (im Fahrwasser der ´Religionsgeschichtlichen Schule´) schon oft geschlagen. Aus patriarchatskritischer Sicht stellt sich der Zusammenhang so dar:

Es fällt auf, dass die Satanfigur nur in Religionen erscheint, die radikal patriarchalisch sind, also keine Göttinnen kennen: zunächst zentral in der Religion, die den Satan in Gestalt des Finstergottes Ahriman erfunden hat, also im Mazdaismus (Zoroastrismus), dann eher marginal im Judentum und wieder zentral im Christentum und im Islam. (Judentum und Christentum hatten die Satanfigur aus dem Mazdaismus übernommen). Der Eindruck drängt sich auf, dass Satan an die Stelle der Göttin getreten ist. Dass es sich dabei nicht nur um eine zufällige Koinzidenz handelt, lässt sich anhand der Entwicklung der Schlangensymbolik zeigen, die einerseits mit der Göttin, andererseits mit dem Teuflischen verbunden ist.

Aufgrund der Schriftlosigkeit der prähistorischen Jahrtausende kann man nur hypothetische Schlüsse auf deren Religiosität ziehen. Es spricht aber - auch durch Analogiebildung zu Phänomenen aus der schriftlichen Zeit - viel dafür, dass im Paläolithikum ausschließlich weibliche ´Gottheiten´ verehrt wurden (in einem apersonalen Sinne wohlgemerkt), die man mit der Schlange assoziierte, symbolisiert durch Spiralformen, die in vielen Höhlen einen Teil der Höhlenmalerei bildeten. InterpretInnen gehen davon aus, dass die Spirale Wiedergeburt bzw. ständige Erneuerung innerhalb eines kosmischen Kreislaufs von Leben und Tod bedeutet und dass die Schlange in ihrer eingerollten Form (Spirale) wegen ihrer Fähigkeit, sich zu häuten und dadurch wie neugeboren zu erscheinen, das natürliche Vorbild für die Spiral- bzw. Erneuerungssymbolik abgab.

Die Spirale/Schlange stand für die schöpferische Kraft des Weiblichen, die im Paläolithikum mit den Erneuerungszyklen der Natur assoziiert oder sogar gleichgesetzt wurde. Den männlichen Beitrag zur Erschaffung des Lebens hatte man noch nicht entdeckt, es gab in diesen Jahrzehntausenden trotz zahlreicher und künstlerisch anspruchsvoller Malereien keine einzige Darstellung des Sexualaktes.

Eine plausible Theorie besagt - forciert durch die bedeutende Forscherin Gerda Lerner -, dass erst durch der Einführung der Viehzucht vor etwa 12.000 Jahren die männliche Zeugungskraft erkannt wurde. Da Zeugung = Schöpfung einen religiösen Stellenwert hatte (bisher nur durch das Weibliche repräsentiert), entstanden nun die ersten männlichen Götter, symbolisiert durch den Stier und zunächst in Funktion des Sohn-Gatten der Großen Göttin. Die Götter waren zunächst, nicht anders als die Göttin, im wesentlichen Fruchtbarkeitsgötter, wie der früheste nachweisbare männliche Gott, der sumerische Enki, zeigt, der in einem Mythos die Flüsse mit seinem masturbatorisch ejakulierten Samen füllt (sumerisch A = Wasser / Samen), um die Natur zu beleben.

Die Göttinnen der historischen Zeit blieben, als Nachfahrinnen der prähistorischen ´Großen Göttin´, weitgehend mit der Schlangensymbolik verbunden. So war die sumerische Muttergöttin Ninhursag eine Schlangengöttin, gleichfalls Ereschkigal, die Göttin des Todes und der Wiedergeburt, deren Schwester, die Liebesgöttin Inanna, gerne in Gesellschaft von Schlangen abgebildet wurde. Auch die anatolische Kybele war eine Schlangengöttin, ebenso die griechische Athene, die sich aus der minoischen Schlangen-Muttergöttin entwickelte, sowie die Orakelgöttinnen Medusa und Python (in Delphi). Hathor, die wichtigste ägyptische Göttin, wurde u.a. als Schlange dargestellt. Die eigentliche ägyptische Schlangengöttin aber war Wadjet, die Kobragöttin, die als Symbol der Unsterblichkeit (= ´ewige Erneuerung des Lebens´ in der prähistorischen Vorstellung) in Form der Uräus-Schlange zum Kopfschmuck des Pharao gehörte. Die innige Verbindung von ´Schlange´ und ´Göttin´ demonstriert auch die ägyptische Hieroglyphe für ´Göttin´ in Form der Uräus-Schlange.

Ich denke, damit ist hinreichend gezeigt, dass die Schlange im Alten Orient und in der Ägäis auf religiöser Ebene das Weibliche symbolisierte.

Die ab dem 2. Jt. BCE einsetzende patriarchalische Tendenz, das Weibliche zu negativieren, äußert sich auf religiös-mythologischer Ebene in der Konzipierung von proto-satanischen Schlangengestalten wie dem ägyptischen Monstergott Apophis, der allnächtlich den Sonnengott Re bekämpft und das Bestehen der Welt gefährdet, aber stets besiegt wird. Im mesopotamischen Enuma-Elish-Mythos Ende des 2. Jt. steht die kosmische Urmutter und Schlangengöttin Tiamat für das chaotisch Böse, das der ´gute´ Herrschergott Marduk vernichtet, indem er Tiamat in zwei Teile zerreißt und Himmel und Erde daraus bildet. In beiden Fällen zeigt sich die Transformation einer ursprünglich positiven Gottheit (die mit der Schlange assoziierte Große Göttin) in Schlangenmonster, die für Chaos und Lebensfeindlichkeit stehen.

Res Kampf gegen Apophis und Marduks Kampf gegen Tiamat geben das Modell ab für Jahwes Kampf gegen den Schlangengott Leviathan (Ps 74,14, Jesaja 51,9 und Jesaja 27,1) und den Kampf gegen die satanische Schlange in der johanneischen Offenbarung 12,9.

(Jes 27,1)

An jenem Tage wird der Herr mit seinem harten, großen und starken Schwerte (= männlich phallisch) heimsuchen den Leviathan, die flüchtige Schlange, und den Leviathan, die gewundene Schlange (= ´weibliche´ Spiralform), und wird den Drachen töten, der im Meer haust. .

Leviathan ist eine jüdische Anverwandlung der zuvor schon genannten Schlangengöttin Tiamat, die im babylonischen Mythos von Marduk getötet wird.

(Joh Off 12,9)

Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen.

Das Weibliche hat, symbolisch verkleidet als Schlangenmonster, die Position des absolut Bösen eingenommen, das vom absolut Guten in Gestalt der männlichen Herrschergötter bekämpft und letzlich vernichtet wird. Der Mazdaismus ist - ab etwa 600 BCE - die erste Religion, die ganz dualistisch zwei Superwesen als kosmische Grundkräfte gegenüberstellt, die das Gute und das Böse vertreten: Der Gute Lichtgott ist Ahura Mazda, der böse Finstergott ist Ahriman. Durch seine herausgehobene Stellung gegenüber den Dämonen kann Ahriman als Prototyp des Satans gelten, der vom Judentum, vom Christentum und in dessen Folge vom Islam übernommen wurde. Ahrimans erste Schöpfung ist die Schlange der Finsternis und der Lüge. Auch hier steht das ursprüngliche Symbol des Weiblichen, die Schlange, also für das Böse.

Die Geschichte um Eva und die Schlange in der jüdischen Genesis ist hinreichend bekannt. Dass Eva bzw. das Weibliche hier als Vermittlerin der Ursünde darstellt wird, ebenfalls. Auch, dass die Schlange für das Sündige steht. Weniger bekannt ist, dass in sumerischen Mythen um die Heilige Hochzeit zwischen der Liebesgöttin Inanna (die bedeutendste Göttin des Alten Orients überhaupt) und dem Hirtengott Dumuzi die Göttin dem Geliebten, bevor es zum Sex kommt, einen Granatapfel reicht. Diese heilige Geste erhält im Genesis-Mythos eine sündige Bedeutung. Gottes Ansage an Eva, nach vollzogenem Ungehorsam,

Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe...

ist ´tiefenpsychologisch´ als Abspaltung des in das absolut Böse transformierten weiblich-göttlichen Aspekts (Göttin/Schlange) von der Frau zu deuten.

Mittelalterliche Mythen um böse Drachen, die von guten Helden besiegt werden, sind hinlänglich bekannt. Auch hier geht es im Grunde nur um die Vernichtung des verhassten und gefürchteten weiblichen Prinzips im Dienste des vergöttlichten männlichen Prinzips. Papst Pius II. äußerte sich im 15. Jh. über die satanische Natur des Weiblichen wie folgt:

Wenn du eine Frau siehst, denke, es sei der Teufel! Sie ist eine Art Hölle!

 
Zitieren
#37
(17-11-2016, 17:13)Tarkesch schrieb: Den männlichen Beitrag zur Erschaffung des Lebens hatte man noch nicht entdeckt, es gab in diesen Jahrzehntausenden trotz zahlreicher und künstlerisch anspruchsvoller Malereien keine einzige Darstellung des Sexualaktes.
 


Dieses Argument ist sehr schwach, es geht meines Erachtens ins Leere.
Denn der Sexualakt war wohl immer schon eine faszinierende Tätigkeit (mit und ohne Lebenserzeugung) - wenn er nicht künstlerisch dargestellt wurde, wird das andere Gründe gehabt haben.

Pietät, Schamgefühl


Anmerkung: Schamgefühl ist sehr alt, wohl älter als die bildende Kunst.
Sobald Männer einen Lendenschurz tragen haben sie Schamgefühl
(17-11-2016, 17:13)Tarkesch schrieb: Mittelalterliche Mythen um böse Drachen


Die Verteufelung der Schwiegermutter
(17-11-2016, 17:13)Tarkesch schrieb: Papst Pius II. äußerte sich im 15. Jh. über die satanische Natur des Weiblichen wie folgt:

Wenn du eine Frau siehst, denke, es sei der Teufel! Sie ist eine Art Hölle!

 


Womit er nicht ganz Unrecht hat !

Das Weib versteht die Kunst, Männer in einen fürchterlichen Hormonstau zu versetzen
Zitieren
#38
Ist die Bedeutung der alten Spiralform (das habe ich mal in Newgrange, das etwa von etwa 3200 v.Chr. ist, gesehen) als Schlange eigentlich gesichert? Ich dachte, die Bedeutung waere immer noch komplett unbekannt?

Ansonsten scheinen mir einige Deutungen als etwas an den Haaren herbeigezogen. Der Einfluss der persischen Religion auf das Judentum ist aber sicherlich sehr stark (auch wenn ich da den Bezug zum Weiblichen nicht sehe), und auch andere mesopotamische Erzaehlungen wurden verarbeitet. Das Enuma Elish hat sicherlich seine Spuren von Genesis bis hin zum Buch Esther hinterlassen.

Bei Interpretationen muss man aber eine gewisse Vorsicht walten lassen. Inanna ist ja auch in die Unterwelt gegangen, wurde dort umgebracht, an einem Pfahl aufgehaengt und nach drei Naechten wieder zum Leben erweckt. Das weckt auch gewisse Assoziationen, aber es ist immer schwierig, so etwas festzunageln, wenn frueher nie jemand solche Assoziationen gemacht hat.
Zitieren
#39
(17-11-2016, 21:55)Ulan schrieb: 1.)  Ansonsten scheinen mir einige Deutungen als etwas an den Haaren herbeigezogen.

2.)  Der Einfluss der persischen Religion auf das Judentum ist aber sicherlich sehr stark (auch wenn ich da den Bezug zum Weiblichen nicht sehe) . . .


ad 1)  Mir auch.

ad 2)  Ja sicher ist der persische Einfluß vorhanden (sieht man in der Kabbala von 1844 mit dem fliegengestaltigen Dämon der die Seele des Toten holt) - aber nicht alles, was aus Persien kommt, ist persisch !
So manches ist vor-persisch
Zitieren
#40
(17-11-2016, 21:07)Sinai schrieb:
(17-11-2016, 17:13)Tarkesch schrieb: Den männlichen Beitrag zur Erschaffung des Lebens hatte man noch nicht entdeckt, es gab in diesen Jahrzehntausenden trotz zahlreicher und künstlerisch anspruchsvoller Malereien keine einzige Darstellung des Sexualaktes.
 

Dieses Argument ist sehr schwach, es geht meines Erachtens ins Leere.
Denn der Sexualakt war wohl immer schon eine faszinierende Tätigkeit (mit und ohne Lebenserzeugung) - wenn er nicht künstlerisch dargestellt wurde, wird das andere Gründe gehabt haben.

Pietät, Schamgefühl
Dein Argument ist sehr anachronistisch. Pietät und Schamgefühl in Kulturen, die ihre Höhlenwände und -eingänge mit Vulven schmückten???

Einige archäologische Beispiele aus dem Paläolithikum:

Stilistisch ungewöhnlich, aber vom Sinn her charakteristisch für das paläolithische Denken präsentiert sich der Eingang der Höhle von La Magdeleine in Frankreich: Hier säumen zwei Frauenreliefs mit besonders betontem Schamdreieck den Eingang. Ihre Bedeutung lag vermutlich darin, den Besuchern der Höhle zu signalisieren, dass sie den weiblichen Schoß der Erde betreten, den Ort der Wiedergeburt von Tieren und Menschen im Rahmen des kosmischen Erneuerungskreislaufs. Im Innern vieler Höhlen finden sich Vulva-Zeichen verschiedener Art, die in der Höhle von zentraler Bedeutung sind. In El Castillo sind an den Wänden vier leuchtend rot gemalte Vulven zu sehen, neben die ein schwarzer Pfeil (ein Todeszeichen) gezeichnet wurde, was zusammengenommen als Symbolisierung von Tod und Wiedergeburt gedeutet werden kann. In Bedeilhac ist eine Vulva sehr naturgetreu im Lehmboden dargestellt, sie steht ´offen´ und zeigt die Klitoris. Die Beispiele ließen sich lange fortsetzen. Zu beachten ist, dass es sich dabei nicht um Sexual-, sondern um Regenerationssymbole handelt.

Erste kultische Darstellungen des Sexualaktes erscheinen erst im Neolithikum, genauer: im 6. Jt. BCE. Das erklärt sich einzig daraus, dass man erst kurz davor die Bedeutung des Phallus für die Fortpflanzung entdeckt hat. Die Darstellung von Genitalien in der neolithischen und paläolithischen Kunst hat nämlich nichts mit Pornographie, sondern alles mit der kultischen Verehrung der Fortpflanzung zu tun.

Das Thema Sex ist in späteren Kulturen allgegenwärtig, siehe die ägyptische, sumerische und griechische Mythologie. Es gibt sogar ein ´pornographisches´ Poem mit Inanna in der Sprecherrolle.
Zitieren
#41
Tarkesch schrieb in Beitrag #36
"Den männlichen Beitrag zur Erschaffung des Lebens hatte man noch nicht entdeckt, es gab in diesen Jahrzehntausenden trotz zahlreicher und künstlerisch anspruchsvoller Malereien keine einzige Darstellung des Sexualaktes.
Eine plausible Theorie besagt - forciert durch die bedeutende Forscherin Gerda Lerner -, dass erst durch der Einführung der Viehzucht vor etwa 12.000 Jahren die männliche Zeugungskraft erkannt wurde."


Klingt auf den ersten Blick sehr überzeugend.
Aber wenn man sich das genauer überlegt, so erkennt man, daß jahrhunderttausende Jahre vor Beginn der planmäßigen Viehzucht die Menschenhorden Jäger waren.
Und Jäger sind excellente Beobachter der Natur. Den Viehzüchtern in keiner Weise nachstehend.
Jägergruppen sind tagelang in der Wildnis und beobachten aus Wind-Lee aufmerksam das Geschehen im Wald.
Sie sind Kenner des Sexualsaisonen der einzelnen Wildarten. In welcher Jahreszeit ist das Schwein brünftig, wann der Büffel. Welche Tierart bleibt in Rudeln zusammen (Löwen), welche ist nach der Paarung einzelgängerisch (Tiger). Wie ist der Kampf der Männchen um die Weibchen. etc etc etc
Eine übergangene Gaiß wird nicht trächtig
Zitieren
#42
(17-11-2016, 21:07)Sinai schrieb:
(17-11-2016, 17:13)Tarkesch schrieb: Papst Pius II. äußerte sich im 15. Jh. über die satanische Natur des Weiblichen wie folgt:

Wenn du eine Frau siehst, denke, es sei der Teufel! Sie ist eine Art Hölle!

 


Womit er nicht ganz Unrecht hat !

Das Weib versteht die Kunst, Männer in einen fürchterlichen Hormonstau zu versetzen

Ein ethisches Bewusstsein scheint nicht zu deinen Stärken zu gehören. Außerdem sollte man seine Frauenprobleme nicht in die Wissenschaft hineintragen.
Zitieren
#43
Habe ich geschrieben, daß der Papst recht hat?

Ich habe lediglich gesagt, daß er nicht ganz Unrecht hat
Icon_cheesygrin Icon_cheesygrin Icon_cheesygrin
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste