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jüdische Wurzeln der Reformation ?
#1
Der amerikanische Rabbiner Louis Israel Newman schrieb 1924/25 diese umfassende Studie:

Jewish Influence on Christian Reform Movements
Die Vorarbeiten begannen 1917

Ein sehr umfangreiches Werk.
Allerdings englischsprachig, verblieb es im Wesentlichen ein Nachschlagewerk der faculty des Jewish Institute of Religion der Columbia University (New York) auf Professorenebene; außerhalb wenig bekannt

Der prominente liberale Rabbi (Wikipedia) wollte offenbar in der protestantischen amerikanischen Welt die "Früchte der Reformation" auf seine Fahne heften.

In einer Zeit der Euphorie geschrieben, kurz nach dem Ersten Weltkrieg
Ein paar Jahre später hätte er wohl so nicht geschrieben:
Am 1. Mai 1927 wurde Trotzki beim Aufmarsch im Auftrag von Stalin und der 'Sowjetbürokratie' (Antisemiten nach 1924) von als Arbeitern verkleideten GPU Agenten mit Steinen beworfen; am 24. Oktober 1929 war durch "Börsencrash" auch im Westen eine aufgeheizte Stimmung schlagartig da.  

Aber jedenfalls ein interessantes Werk von der Columbia University Press
https://alexcarson.files.wordpress.com/2015/06/jewish_influence_on_christian_re.pdf

Siehe auch:
"Louis Israel Newman was a prominent United States Reform rabbi and author.
After his ordination, Newman became rabbi of the Bronx Free Synagogue (1918–21). In 1921, he became rabbi of Temple Israel in New York City and was appointed to the faculty of the Jewish Institute of Religion when it was founded the following year. In 1924, Newman moved to San Francisco, replacing Martin Meyer as rabbi of Temple Emanu-El.
In 1930, Newman returned to New York City to become rabbi of Temple Rodeph Sholom. He stayed in this pulpit until his retirement in 1972. During his tenure at Temple Rodeph Sholom, Newman became active in the Zionist Revisionist movement, was the chairman of the Palestine Mandate Defense Fund, and was honorary chairman of both the Revisionist Tel Hai Fund and the American Friends of a Jewish Palestine. He once again served on the faculty of the JIR. He also served on the American advisory committee for the Hebrew University and as a vice president of the American Jewish Congress."
Louis Israel Newman - Wikipedia

Wäre interessant zu diskutieren.
Interessant auch, daß der holländische Kommunist (Stalinist) Theun de Vries punkto Reformation in die selbe Richtung geht.
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#2
Das Religionen einander befruchten, ist eine Tatsache, und auch nicht schlimm, wenn es eine "win-win-Situation" ist. Anders sieht es jedoch aus, wenn eine Religion versucht, mit Zwang, Lügen, psychischer und/oder physischer Gewalt, eine Gruppe, von der sie vieles übernommen hat, für sich einzuverleiben.
Das beste Beispiel sind Luther und die Juden!
Luther schrieb ein Werk, indem er sagte, dass Jesus Christus Jude sei (damals quasi revolutionär), widersprach es doch der damaligen katholischen Lehraussage. Er meinte, man sollte Juden wie einen Bruder behandeln.
Jedoch tat Luther das nicht aus Menschenfreundlichkeit, wie wir aus seinen späteren Schriften wissen, sondern, weil er hoffte, die (deutschen) Juden zum Protestantismus zu bekehren. Nur, die hatten kein Interesse daran. Um eine Zeile aus dem Lied "Missionaries" etwas umzumodeln:

Bring your Christian God to your Christian People, we got a Religion of our own". So dachten die Juden damals, was einem Herrn Luther so gar nicht gefiel, und flugs schrieb er eine andere Schrift, wo er gegen Juden hetzte, weil sein schöner Plan nicht aufgegangen war.
Und die Nazis benutzen seine Aussagen später als Rechtfertigung für den Holocaust.
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#3
Ich habe von der These, die Reformation sei durch Juden, jüdischen Glauben und Traditionen ausgelöst oder mindestens beeinflusst worden, noch nie etwas gehört. Im Gegenteil, der EKD wären solche Thesen willkommen, erinnert sie sich gerne daran, dass Jesus Jude war und das Christentum seine Ursprünge (Wurzeln) im Judentum hat.

Auslöser der Reformation war der Handel mit dem Seelenheil - eine glatte Perversion sehr ursprünglich christlicher Vorstellungen von Gebet und Vergebung. Ferner waren das Lotterleben in Rom und die Bestechlichkeit im Amt der obersten Bischöfe ruchbar geworden. Auch das Weltbild war im Wandel begriffen in Richtung heliozentrisches Weltbild. Es begann die Zeit öffentlicher Kritik an einer rein machtpolitischen Struktur der Kirche - meines Wissen auch schon lange vor Luther.

Ich wüsste nicht, wie diese Randbedingungen des Glaubens mit Einflüssen des Judentums in Verbindung gebracht werden könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#4
(08-02-2017, 14:18)Jutta schrieb: Luther schrieb ein Werk, indem er sagte, dass Jesus Christus Jude sei (damals quasi revolutionär), widersprach es doch der damaligen katholischen Lehraussage.


Stimmt das? Ich habe das noch nie gehört. Auch im katholischen Mittelalter war sich die Kirche einig, daß Jesus Jude war !
Nie habe ich etwas gegenteiliges gehört;  alle Kreuzesdarstellungen des Mittelalters tragen die Inschrift INRI
Jesus Nazarenus Rex Judaeorum
Jesus der Nazarener, König der Juden

Und daß die schwangere Jüdin Maria zur Volkszählung des Kaisers Augustus unterwegs war und verzweifelt eine Herberge in Bethlehem suchte,
wußte schon vor 1000 Jahren jedes Kind; gerade die Geschichte vom Ochs und dem Esel war bei den lieben Bauernschädeln sehr beliebt.
Siehe die Grödner Kripperln
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#5
(08-02-2017, 14:18)Jutta schrieb: Luther schrieb ein Werk, indem er sagte, dass Jesus Christus Jude sei ... Er meinte, man sollte Juden wie einen Bruder behandeln.

Jedoch tat Luther das nicht aus Menschenfreundlichkeit, wie wir aus seinen späteren Schriften wissen, sondern, weil er hoffte, die (deutschen) Juden zum Protestantismus zu bekehren. Nur, die hatten kein Interesse daran.

Um eine Zeile aus dem Lied "Missionaries" etwas umzumodeln:
Bring your Christian God to your Christian People, we got a Religion of our own". So dachten die Juden damals, was einem Herrn Luther so gar nicht gefiel, und flugs schrieb er eine andere Schrift, wo er gegen Juden hetzte, weil sein schöner Plan nicht aufgegangen war.
Und die Nazis benutzen seine Aussagen später als Rechtfertigung für den Holocaust.

Liebe Jutta!

Was bedeutet der Satz in Deutsch? Ich weiß nicht ob meine Vermutung den richtigen Sinn trägt.
"Bring your Christian God to your Christian People, we got a Religion of our own"."

Du schreibst: "Er meinte, man sollte Juden wie einen Bruder behandeln." ....mit "er" meinst du Luther?
Dann kann ich verstehen dass die Juden Luther nicht mochten.

Wer will schon auf einer solchen Art und Weise als Bruder/Schwester bezeichnet oder behandelt werden.
Für mich hört sich das nach einem Stiefbrudercharackter an, nicht nach wahrer Bruderschaft!
Die Juden haben bestimmt die wahre Absicht gespührt.

Wenn das Vorhaben eines einflußreichen Mannes nicht gelingt, wird dieser Mensch leider oft gemein, anstatt dass er die Fehler bei sich selber sucht.
So entstehen böse Schriften.

Eine gemeinsame Religion ist nur möglich wenn die Schriften jeder Religion zu einer Sprache verbunden werden ohne dass dabei der jeweilige Sinn einer Religion verloren geht.
Jede Religion muß dazu erstmal ihre fehlerhaften Texte sowie ihre Veralterung selber erkennen können.
Ein Reformation das Glaubens, also eine Formulierung "zurück zu den Wurzeln" braucht nun mal die Wurzeln, die Kernbotschaften aller Religionen.
Eine Verbindung der Wurzeln aller Religionen, braucht bei jeder Religion eine Grundreinigung und ein Verständnis der Kernaussagen.

Wenn die jüdische Religion von Christen nur so larifari behandelt wurde, und eigene blöde Texte behalten wurden, ist doch klar dass die Juden lieber bei ihrer Religion bleiben, das wäre umgedreht genauso.

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#6
(07-02-2017, 22:06)Sinai schrieb: Der prominente liberale Rabbi (Wikipedia) wollte offenbar in der protestantischen amerikanischen Welt die "Früchte der Reformation" auf seine Fahne heften.
In einer Zeit der Euphorie geschrieben, kurz nach dem Ersten Weltkrieg
Ein paar Jahre später hätte er wohl so nicht geschrieben:
Am 1. Mai 1927 wurde Trotzki beim Aufmarsch im Auftrag von Stalin und der 'Sowjetbürokratie' (Antisemiten nach 1924) von als Arbeitern verkleideten GPU Agenten mit Steinen beworfen; am 24. Oktober 1929 war durch "Börsencrash" auch im Westen eine aufgeheizte Stimmung schlagartig da. 

Ich verstehe deinen 1. Eintrag nicht. Was willst du damit sagen?

Schreibe doch mal einen Kommentar zu dem was der Rabbi geschrieben hat, damit ich dich besser verstehen kann.

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#7
(09-02-2017, 13:01)Adamea schrieb: Ein Reformation das Glaubens, also eine Formulierung "zurück zu den Wurzeln" braucht nun mal die Wurzeln, die Kernbotschaften aller Religionen.

Hier ist des Pudels Kern
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#8
Hast Du das Buch ueberhaupt gelesen?
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#9
Erst seit Samstag Nacht bin ich dabei
Sehr spannend !
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#10
(09-02-2017, 13:31)Sinai schrieb:
(09-02-2017, 13:01)Adamea schrieb: Ein Reformation das Glaubens, also eine Formulierung "zurück zu den Wurzeln" braucht nun mal die Wurzeln, die Kernbotschaften aller Religionen.
Hier ist des Pudels Kern

Leider kenne ich mich nicht mit den Glaubensgebäuden der Religionen aus.
Ich bin aber der Meinung dass das gehen kann, es bedarf aber eine große Arbeit der Formulierung und viele Menschen die sich mit den Religionen auskennen.
Bestenfalls müssten dann noch alle Religionen ihre jeweilige Version zusätzlich in dieser einen gemeinschaftlicher Denkweise übersetzen/erklären/interpredieren können, also ein "unser Glaube sagt xy, das ist aber das gleiche wie im Glauben sowieso nur so und so". Icon_cheesygrin

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#11
(09-02-2017, 14:25)Adamea schrieb: Leider kenne ich mich nicht mit den Glaubensgebäuden der Religionen aus.

Wer tut das schon ?  Icon_cheesygrin
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#12
(09-02-2017, 13:09)Adamea schrieb: Schreibe doch mal einen Kommentar zu dem was der Rabbi geschrieben hat, damit ich dich besser verstehen kann.


Gerne.
Bin noch am Anfang.
Karl der Große sandte einen Boten nach Bagdad zum Kalifen Aaron al Raschid oder Harun al Raschid, um ihm einen gelehrten Rabbiner zu schicken, der die im Reich siedelnden Juden lehren sollte [Wohl auf Bitte der Juden]; es kam der berühmte Rabbi Makhir
Auch die rätselhaften Kalonymiden oder Kalomyniden wurden von Karl dem Großen nach Mainz geholt !
Seite 35 f

Ein sehr wichtiger Punkt


Auch folgende Passage scheint wichtig:
Der berühmte christliche Gelehrte Alcuin (Hebraist) schrieb im Jahre 800 an Karl dem Großen:
"Als ich ein junger Mann war, reiste ich nach Rom, und machte dabei Rast in Pavia, dort hörte ich gelehrte Worte von einem Juden."
Dieser Jude aus Pavia wurde später Hebräischlehrer am Hofe von Karl dem Großen
36 ff

Noch eine Anmerkung zu Alcuin:
Mehrere Autoritäten erwähnten, daß Alcuin gut Hebräisch beherrschte.
39

Fortsetzung folgt
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#13
(09-02-2017, 13:01)Adamea schrieb: Für mich hört sich das nach einem Stiefbrudercharakter an, nicht nach wahrer Bruderschaft!

Ich versteh nicht, was Du mit 'Stiefbrudercharakter' ausdrücken willst.  Kain war doch der Bruder vom Abel und hat ihn erschlagen
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#14
Was belegt denn das, was 800 - 1000 n. Chr war, im Zusammenhang mit der Reformation. Die jüdischen Wurzeln des Christentums wurden meines Wissens nie ernsthaft bestritten. Ansonsten hätte man ja das AT ignorieren können. Der Unmut ab 1300 rührte her von dem offensichtlichen Widerspruch zwischen dem Luxus in Rom und der verordneten Armut des Christenlebens im sonstigen Reich. Außerdem ist es nie gut, wenn ein gesellschaftlicher Zustand quasi zementiert wird. Die Reformation hat meiner Meinung nach nicht mehr mit dem Judentum zu tun, als sich aus dem Alten und Neuen Testament ohnehin ergibt, was Rabbi Louis Israel Newman auch immer dazu gemeint haben mag.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#15
Wer war der Hebräischlehrer von Luther ?
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