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... Aber ich sage Ihnen ... das Evangelium der Gegensätze und Kontrapunkte
#31
Ich habe jetzt nicht alles gelesen und beziehe mich auf den letzten Beitrag : Das Evangelium ist doch überhaupt nicht von Jesus, Du meinst das Neue Testament, Jesus hat nichts aufgeschrieben.
#32
@Karl_Toffel: Das Wort "Evangelium" hat verschiedene Bedeutungen. Im Markus-Evangelium z.B. wird es in seiner Grundbedeutung als "frohe Botschaft" verwendet.
Siehe auch unser Lexikon hier.


@oswaldo_8553: Im Prinzip redest Du da aber von der Auslegung durch Paulus. Meine Interpretation der Botschaft Jesu in den Evangelien als spezifische Auslegung von etwas, das schon im Pentateuch so bereits angelegt ist, zusammen mit als Handlungsanweisungen genommenen Passagen aus den prophetischen Buechern, stimmt fuer die Evangelien aber schon.
#33
Jesus wandte sich verachteten Menschen zu:

Jesus und der Zöllner Zachäus
Diese Erzählung veranschaulicht einen Grundzug der Verkündigung Jesu, der sich gerade den damals in Israel verachteten Gruppen zuwandte.

Zachäus
Der Text gehört zu den Stoffen, die nur das Lukasevangelium überliefert und stellt – ähnlich wie die Geschichte vom "verlorenen Sohn" (Lk 15,11-32 EU) – ein Grundmotiv der lukanischen Theologie dar. Damit wollte der Verfasser unüberhörbar zugleich die Reichen seiner Gemeinde ermahnen, ebenfalls die Hälfte ihres Besitzes abzugeben.
Zachäus - Wikipedia
#34
(15-12-2018, 09:37)Ulan schrieb: @oswaldo_8553: Im Prinzip redest Du da aber von der Auslegung durch Paulus. 

Paulus wird unter den Christen als derjenige anerkannt, der die Lehren und Prinzipien, die von Jesus festgelegt wurden, am besten interpretierte, obwohl er ihn nicht persönlich kannte.

Das Zeugnis des Paulus ist äußerst wichtig, weil er als Jude und eifriger Praktiker des alttestamentlichen Gesetzes seinen pharisäischen Ursprung und seine Tradition nicht wertschätzte und stattdessen die Lehren Jesu, die sich radikal mit dem mosaischen Gesetz widersprachen, vorziehen.

Wenn sich die Grundsätze des Evangeliums von Jesus nicht so sehr von den Grundsätzen des Alten Testaments unterschieden, müsste Saulus nicht Paulus werden und so radikal gegen die Religion seiner Vorfahren predigen.

https://www.bibleserver.com/text/HFA/Philipper3,5-8
#35
Das mag zwar so sein, aber trotzdem ist es Paulus, der mit dem Judentum hier bricht, nicht Jesus in den Evangelien. Und wie gesagt, die Lehren Jesu unterscheiden sich gar nicht besonders von denen des Alten Testaments, zumindest bei den Synoptikern. Das Johannes-Evangelium ist natuerlich radikal anders.

Mal abgesehen davon: Wenn man traditionelle Interpretationen und Verbindungen aufloest und eigene Interpretationen ins Spiel bringt, loest das gleichzeitig auch andere Selbstverstaendlichkeiten auf, mit der bei Interpretationen so gerne gearbeitet wird. Ploetzlich wird naemlich jeder Text wieder zu seiner eigenen Stimme, die man erst einmal fuer sich bewerten muss, um die Beziehungen der Texte untereinander wieder neu zu finden.
#36
oswaldo schrieb:https://www.bibleserver.com/text/HFA/Philipper3,5-8

Eine interessante Textstelle. Welche konkrete Bibelversion ist das ?
Bitte um Bekanntgabe - vielen Dank

(Anmerkung: es gibt bekanntlich eine Fülle von Bibelversionen, und da gibt es leider - allen Unkenrufen zum Trotze - unterschiedliche Texte)

Ich stelle die von Dir zitierte Version nicht in Frage - ich will nur wissen, welche Bibelversion es ist
#37
(15-12-2018, 21:00)Ulan schrieb: Das mag zwar so sein, aber trotzdem ist es Paulus, der mit dem Judentum hier bricht, nicht Jesus in den Evangelien.


Ich glaube, Paulus hat hier nicht "mit dem Judentum" gebrochen, sondern mit dem Pharisäertum
#38
Und wenn die Jünger sich vor dem Essen nicht die Hände bis zum Ellbogen waschen
(siehe den Disput laut Markus 7:5 - Einheitsübersetzung)
"Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen?"
Hier ist nicht von der "Thora" (Gesetz) die Rede, sondern von der "Überlieferung" (mündliche Tradition)

Die Pharisäer warfen Jesus nicht vor, daß seine Jünger die Thora mißachteten, sondern nur die mündliche Überlieferung
Das rituelle Händewaschen der Pharisäer normierte sogar, daß neben den Händen auch die Unterarme bis zu den Ellbogen zu waschen ist.
Dagegen verstießen die Jünger Jesu

---

Wenn man sich mit dem Urchristentum zur Zeit Jesu beschäftigt, so muß man immer eine Dreiteilung machen:

Pharisäertum - Christentum - Sadduzäertum

Dieses Spannungsverhältnis zieht sich durch die ganze Geschichte des Urchristentums

Jesus hielt sich nicht an die mündliche Tradition der Pharisäer (Beispiel rituelles Händewaschen bis zu den Ellbogen) - aber er verstieß auch gegen die Lehre des Tempels die von den sadduzäischen Priestern vertreten wurde. Die Sadduzäer glauben nämlich nicht an die Auferstehung
Somit führte Jesus einen Zweifrontenkrieg gegen Pharisäer und Sadduzäer

Sehr schön ist das in der Bibelstelle zu erkennen, wo ein Apostel vor dem Sanhedrin steht - und er versucht, den Sanhedrin zu spalten, indem er zum Thema "Auferstehung" zu reden beginnt. Hier haben Pharisäer und Sadduzäer gegensätzliche Meinungen !
#39
(15-12-2018, 01:35)Karl_Toffel schrieb: Jesus hat nichts aufgeschrieben.


Da wäre ich mir nicht so sicher.

---

Wir haben keine Schriften von Jesus. Nicht einmal einen Brief. Aber das besagt keineswegs, daß Jesus nichts geschrieben hätte. Jesus war doch kein Analphabet - und er wird wohl nicht nur geredet, sondern auch geschrieben haben: Notizen, Adresslisten, Briefe an Verwandte und Freunde, Stellungnahmen, Antworten, Anträge an Behörden

Allerdings wurde Jesus verfolgt - und seine Schüler dann auch. Da ist sicher 99 % des frühchristlichen Schriftmaterials verloren gegangen
#40
Ok, nichts geschrieben bezog sich auf das Neue Testament, ob es damals eine Post gab oder Bleistifte weiß ich nicht, will nur sagen, dass wir davon ausgehen müssen, dass alles Geschriebene mind. 70 - 100 Jahre später per Überlieferung entstand, stille Post.
#41
(15-12-2018, 22:21)Sinai schrieb: Eine interessante Textstelle. Welche konkrete Bibelversion ist das ?
Bitte um Bekanntgabe - vielen Dank
(Anmerkung: es gibt bekanntlich eine Fülle von Bibelversionen, und da gibt es leider - allen Unkenrufen zum Trotze - unterschiedliche Texte)
Ich stelle die von Dir zitierte Version nicht in Frage - ich will nur wissen, welche Bibelversion es ist

Die in diesem Text verwendete biblische Version ist Hoffnung für alle.
#42
(16-12-2018, 00:58)Sinai schrieb: Da wäre ich mir nicht so sicher.

---

Wir haben keine Schriften von Jesus. Nicht einmal einen Brief. Aber das besagt keineswegs, daß Jesus nichts geschrieben hätte. Jesus war doch kein Analphabet - und er wird wohl nicht nur geredet, sondern auch geschrieben haben: Notizen, Adresslisten, Briefe an Verwandte und Freunde, Stellungnahmen, Antworten, Anträge an Behörden

Allerdings wurde Jesus verfolgt - und seine Schüler dann auch. Da ist sicher 99 % des frühchristlichen Schriftmaterials verloren gegangen

Das ist alles leere Spekulation. Die Bibelstellen, die Jesus als "schreibend" oder lesend beschreiben sind allesamt suspekt und wohl spaete Einfuegungen. Die Erzaehlung von Jesus und der Ehebrecherin ist eine dieser spaeten Einfuegungen.
#43
(16-12-2018, 02:11)oswaldo_8553 schrieb: Die in diesem Text verwendete biblische Version ist Hoffnung für alle.

"Hoffnung fuer alle" ist keine richtige Uebersetzung. Sie paraphrasiert recht frei, was sie natuerlich leichter lesbar macht.

Uebrigens unterliegen (leider) auch Bibelzitate dem Urheberrecht. Zitate von irgendwelchen moderneren Bibelausgaben sind sehr kurz (ein Vers) zu halten und muessen einen eindeutigen Copyright-Hinweis beinhalten.

Im Zweifelsfall bei laengeren Bibelzitaten bitte auf gemeinfreie Bibelausgaben zurueckgreifen, auch wenn deren Inhalt fuer heutige Leser etwas sperrig erscheinen mag. Alternativ kann immer ein Link zu bibelserver.com gesetzt werden. Hier z.B.:

https://www.bibleserver.com/text/HFA/Philipper3,5-8

Links zu Bibelserver koennen anklickbar sein.
#44
(15-12-2018, 21:00)Ulan schrieb: Und wie gesagt, die Lehren Jesu unterscheiden sich gar nicht besonders von denen des Alten Testaments, zumindest bei den Synoptikern. Das Johannes-Evangelium ist natuerlich radikal anders.

Das stimmt nicht. Die Lehren Jesu unterscheiden sich sehr von denen des Alten Testaments, einschließlich der synoptischen Evangelien.

Jesus sagte mehrmals: ... Aber ich sage Ihnen ... indem er die Grundsätze und Regeln der Juden beantworte, wie wir in Matthäus 5: 22, 28, 32, 34, 39 und 44 lesen. Das Buch Matthäus ist eines der synoptischen Evangelien.

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter wird nur im Lukas-Evangelium erzählt (Lukas 10:25-37), das auch ein synoptisches Evangelium ist.

Meines Erachtens ist das Gleichnis vom barmherzigen Samariter das beste Beispiel dafür, wie Jesus die Gleichgültigkeit und Sinnlosigkeit des alttestamentlichen Gesetzes und seiner Werte mit den Prinzipien und der Wirksamkeit des Evangeliums von Jesus verglich.

Die Gleichgültigkeit und Sinnlosigkeit des Gesetzes und der Werte des Alten Testaments werden vom Priester und Tempeldiener vertreten, während die Grundsätze und die Wirksamkeit des Evangeliums Jesu durch den barmherzigen Samariter vertreten werden.
#45
(16-12-2018, 00:58)Sinai schrieb:
(15-12-2018, 01:35)Karl_Toffel schrieb: Jesus hat nichts aufgeschrieben.


Da wäre ich mir nicht so sicher.

(16-12-2018, 01:31)Karl_Toffel schrieb: Ok, nichts geschrieben bezog sich auf das Neue Testament, ob es damals eine Post gab oder Bleistifte weiß ich nicht, will nur sagen, dass wir davon ausgehen müssen, dass alles Geschriebene mind. 70 - 100 Jahre später per Überlieferung entstand, stille Post.


Wie ich schon sagte: Wir haben keine Schriften von Jesus.
Die gingen wohl alle während der vielen Verfolgungen verloren

Aber aus dem Umstand, daß keine Schriften Jesu erhalten geblieben sind, kann man nicht folgern, daß Jesus keine religiösen Abhandlungen geschrieben hat.

Wenn also jemand schreibt "Jesus hat nichts aufgeschrieben", so lädt dies zur Antwort ein "Da wäre ich mir nicht so sicher"

Der Befund ist: Es ist nichts vorhanden; ob Jesus religiöse Abhandlungen geschrieben hat oder nicht, wissen wir nicht

Übrigens: zu deinem Thema Post und Bleistifte. Post im heutigen Sinn gab es damals nicht (die damalige römische Post transportierte nur behördliche Schriften, und keine privaten Briefe. Dennoch wurden von den Christen gerne Briefe verschickt, siehe die Briefe an die Korinther, Galater, Epheser, die von Aposteln geschrieben wurden. Der Transport erfolgte allerdings nicht per Post, sondern mit Boten. Und damals schrieb man nicht mit Bleistift, sondern mit Tinte.)


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