(08-03-2019, 13:56)Kreutzberg schrieb: Ich war tief betroffen am Mittwoch wie wenig die Aschenkreuzausgabe den meisten Katholiken noch etwas bedeutet. Die Besucherzahlen waren echt unterirdisch.
Ein sehr katholischer Arbeitskollege von mir hat das gleiche gesagt wie Du. Er hat erzählt, wie wenige Menschen in die Kirche kamen, um das Aschenkreuz auf die Stirn zu empfangen.
Ich suchte jetzt im Google: Aschenkreuz
und fand: Aschermittwoch - Wikipedia
Ein ausführlicher und interessanter Artikel
"Der Spender spricht bei der Bezeichnung mit dem Aschenkreuz zu jedem Einzelnen die Worte: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“"
Ich denke, die Menschen hören heutzutage nicht mehr gern so einen Spruch - und es dürfte unangenehm sein, ein Aschenkreuz auf die Stirn zu bekommen, das einen ans Sterben erinnert
So viel ich weiß, gehen Katholiken gerne zu freudigen Veranstaltungen, zum Pfarrball, zum gemütlichen Beisammensein nach den Sonntagsmessen, zu Ausflügen, zur Ostermesse, zur Weihnachtsmesse, zur Dreikönigsmesse
Daß Menschen an einem Wochentag (Aschermittwoch) zu einer Messe gehen, ist ohnehin selten. Für Berufstätige kommt wohl nur eine Abendmesse in Frage - und es ist fraglich, ob Menschen in heutiger Zeit (Streß am Arbeitsplatz) dann nach Dienstschluß noch die Energie haben, zu einer Messe zu gehen, um das Aschenkreuz zu empfangen, das sie
traurig stimmt
Nach der Arbeit sind heutige Berufstätige erschöpft und ausgelaugt, sie müssen rasch ihre Einkäufe tätigen (Milch fürs Frühstück, Brot) und nach Hause fahren, sich duschen, kochen und essen und abwaschen und die Schuhe für den nächsten Tag putzen
Da hat doch wohl keiner mehr Lust, eine Abendmesse zu besuchen - wo man noch dazu ans Sterben erinnert wird
Wo steht eigentlich geschrieben, daß das Aschenkreuz an einem
Wochentag gespendet werden muß ?
"Mit dem Aschermittwoch beginnt in der Westkirche seit dem Pontifikat Gregors des Großen die vierzigtägige Fastenzeit" Aschermittwoch - Wikipedia
Gregor der Große war von 590 bis 604 Papst (Gregor der Große - Wikipedia)
Im Jahre 600 war Europa bäuerlich organisiert, und Anfang März gab es auf den Feldern ohnehin sehr wenig zu tun, da konnten die Leute problemlos an einem Mittwoch am Nachmittag vom Feld ins Dorf kommen . . .
Heute ist für 99 % der Menschen der Mittwoch ein Arbeitstag - die Kirche könnte hier wirklich flexibel sein und das Aschenkreuz am Sonntag davor spenden. Dann ist halt die Fastenzeit (an die sich nur wenige halten) drei Tage länger . . . dann sind es nicht 40 Tage, sondern 42 - echte 6 Wochen
Warum muß es unbedingt ein Mittwoch sein ?
Die Kirche könnte das Aschenkreuz anläßlich der regulären Sonntagsmesse am Sonntag davor spenden - und danach einen kleinen Pfarrausflug organisieren - eine kleine Wanderung im Wald mit anschließender fleischloser Speise (Brot und Käse) - das wär doch was und ich denke, daß viele das Angebot annehmen würden
Keine fünfstündige Wanderung - sondern eine kleine Busfahrt zum Stadtrand und dort eine Stunde locker spazieren, während dieser Stunde ein wenig singen und beten, aber nicht übertreiben, und dann wieder mit dem Bus zurück ins Pfarrheim und dort gibt es Brot und Käse
Wenn der Bus wieder von dort wegfährt, wo alle ausgestiegen sind, können die Alten und Gebrechlichen mit Rollator in der Nähe bleiben, müssen nicht weit gehen und können sich auf Bänke setzen
Da würden viele mitmachen, denke ich
Daß der Karfreitag ein Freitag sein muß, ist klar
Aber das Spenden des Aschenkreuzes muß vielleicht nicht unbedingt an einem Mittwoch erfolgen - das Weihnachtsfest am 24. Dezember ist ja auch jedes Jahr an einem anderen Wochentag
So rege ich an, daß sich der Vatikan möglicherweise ein anderes Datum für die Spende des Aschenkreuzes sucht
An einer Festsetzung von Gregor dem Großen, daß es ein "Mittwoch" sein muß, muß man vielleicht heute nicht mehr festhalten
Das war wie gesagt in einer bäuerlich organisierten Gesellschaft des Frühmittelalters sinnvoll wo Anfang März Ruhezeit auf den Feldern war - und wo die Menschen noch keinen Fernseher und andere Abendbeschäftigungen hatten - da traf man sich Abends gerne im Dorfzentrum am Kirchenplatz, besuchte dann die Messe und empfing das Aschenkreuz
So viel man weiß, hatten die Menschen damals eine andere Einstellung zum Tod - sie freuten sich darauf, ihre verstorbenen Eltern und Großeltern im Himmel wieder zu sehen
Eine Erinnerung an den Tod war ihnen nicht unangenehm
Heutige Menschen - selbst sehr gläubige Katholiken - haben es nicht gern, wenn sie ans Sterben erinnert werden - noch dazu derart ausdrücklich
Und dann sollen die Leute abends traurig nach Hause gehen ?
Wenn das an einem Sonntagvormittag wäre - und dann ein angeschlossener Ausflug mit der Gemeinschaft - wäre das für viele angenehmer zu ertragen und auch zeitmäßig einplanbar
Ist aber nur eine Idee von mir
Warum Du "tief betroffen" warst, erschließt sich mir nicht - ist das nicht übertrieben ?
(08-03-2019, 13:56)Kreutzberg schrieb: . . . das Schicksal des Beichtsakramentes . . .
Dazu kann ich wenig sagen. Die Leute reden nicht darüber, wann sie beichten waren und das geht auch niemand etwas an (Beichtgeheimnis)
Keine Ahnung, ob die Leute in früherer Zeit (vor dem Vatikanum) öfter beichten waren als heute.
Das sind alles Mutmaßungen. Eine alte Frau sagte einmal, daß früher beim Sonntagsgottesdienst die Leute vor dem Beichtstuhl Schlange standen, und daß das heute nicht mehr so ist. Allerdings sind die Kirchen heute viel schlechter besucht als früher. Da ist vielleicht ein Viertel von früher bei der Sonntagsmesse
Und 80 % davon Alte (die keine Sünden mehr machen können) und Kleinkinder mit ihren Eltern (Kleinkinder sind überhaupt zu jung zum beichten, und ihre glücklichen Eltern werden wohl auch kaum Sünden begehen)
Früher waren in der Kirche 200 Leute - altersmäßig bunt gemischt, etwa 100 im "gefährlichen Alter" wo Seitensprünge denkbar sind
Heute sind in derselben Kirche 50 Leute - 40 Alte die kaum noch gehen können, dann 4 Kleinkinder und 6 zugehörige Mamas und Papas
Daß da keine Schlangen vor den Beichtstühlen stehen, ist wohl verständlich . . .