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Religionswahrnehmung in der Öffentlichkeit
#1
(27-04-2020, 18:25)Ekkard schrieb:
Ergänzung:
Die nachfolgenden Beiträge haben sich aus .../Naturwissenschaften/"30 Jahre Hubble-Teleskop" entwickelt, als es darum ging, ein andächtiges Staunen beim Blick ins Universum zu erleben, das gewissermaßen die Andacht gegenüber dem Schöpfungsbericht ersetzt.

Ich hatte dazu angemerkt:
Mit den Mythen ist das immer dieselbe "Leier": Nimmt man sie wörtlich, dann verdunkelt sich ihr Sinn. Der Schöpfungsmythos handelt nun mal nicht von 7 Tagen, sondern will Erstaunen, Gottvertrauen und in gewissem Sinne eine Welteinteilung.....  
 
Genau das ist das Problem der Bibel-Exegese: Man nimmt sie wörtlich, ja, verlangt sogar von den Kanzeln, sie wörtlich zu nehmen. Doch nicht nur da. Man schaue sich nur um in den wöchentlichen Bibelpredigten auf Youtube. Dort werfen die üblichen Verdächtigen  mit Bibelzitaten auf Punkt und Komma nur so um sich.  - "Glaubt dem Schöpfungsbericht   in Gen. l: Die Erde war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser." Jedes Zweifeln am Bibeltext gilt als Sakrileg.

Etwas war sogar dran an der Urflut mit dem vielen Wasser. Aber an den 7 Schöpfungs-Tagen, mit denen seit Jahrhunderten die Menschen in Staunen versetzt wurden, gibt es nichts zu deuteln.

Entweder Genesis oder Hubble, möchte ich dagegen despektierlich sagen. Die Wahrheit liegt hier nicht, wie sonst so  oft, in der Mitte. Entweder stimmt die Bibel - oder nicht. Und die klerikale  Theologie muss das ihren ergrauten Zuhörern sagen, Sonntag für Sonntag.

Denn von nichts anderem als dem 7-tägigen Schöpfungsbericht handelt das Alte Testament. Ist er Mythos, dann muss es die Theologie ihn  als solchen ausweisen und dazu stehen. Ist er  behauptete Tatsache, dann stimmt sie einfach nicht. Hubble schreibt am AT- Schöpfungsbericht genauso neu mit  wie es die wissenschaftliche Erkenntnis von  der Entstehung des Universums schon  vorher trat. Gut, dass wir das noch erleben durften.

MfG
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#2
Unsere Grosskirchen haben sich von der woertlichen Interpretation der Bibel aber schon lange verabschiedet. Insofern sehe ich jetzt auch nicht ein, warum ein Christ die Einsicht, dass wir alle aus dem Staub untergegangener Sterne gemacht sind, nicht mit der entsprechenden Genesis-Passage verbinden sollte. Hindus finden dann wieder ihren Glauben an Wiedergeburt bestaetigt, etc.

Man sollte sich nicht hinstellen, und geradezu die woertliche Interpretation einfordern. Ist doch schoen, wenn die meisten Leute den Spagat problemlos hinbekommen. Selbst Sinai hat kein Problem damit, wenn ein Tag fuer Gott halt eine Milliarde Jahre dauert. Das erklaert dann auch, warum gerade Sonntag ist und man schon lange nichts mehr gehoert hat Icon_wink .
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#3
(27-04-2020, 21:22)Ulan schrieb: Unsere Grosskirchen haben sich von der woertlichen Interpretation der Bibel aber schon lange verabschiedet. 

Man sollte sich nicht hinstellen, und geradezu die woertliche Interpretation einfordern. 

Ich muss hier ein persönliches Informationsdefizit einräumen. Ich habe schon seit 20 Jahren, meinem Kirchenaustritt, keinen RK - Gottesdienst/Predigt mehr besucht. Den Wandel kann ich nicht bestaetigen. 

Meine Einschätzung - ich hoffe, Sie legen es mir nicht als Penetranz aus, beziehe ich zwangsläufig aus den zahlreichen. Auftritten von TV-Pastoren im Internet.

Da werden sie vom Gegenteil überzeugt. Gerade wird der sogenannte  Hassprediger und Jungfrauengeburtsverteidiger Latzel aus Bremen vom Staatsschutz beobachtet, weil er Homosexuelle angeblich als "Verbrecher" bezeichnet haette. Seine Predigten werden von  etlichen Hundert von Begeisterten geklickt. Soviel zum angeblichen Sinneswandel der Grosskirchen bei der Bibel Auslegung. Er hatte schon mal ein anderes kirchlich-internes Verfahren am Hals. 

Schauen Sie mal selbst bei Schwertbischoefen, Libies, Latzels herein. Ich mache das öfter. Dann werden Sie unterrichtet in zeitgemäßer Bibel-Exegese. Nehmen Sie es um Gottes Willen nicht persönlich. Da ist von einem grosskirchlichen Gesinnungswandel nichts zu spüren.

Ich war vor einigen Wochen, familiärer bedingt, bei einem Ev. Taufgottesdienst. Da sprach ein Laiendarsteller bei den Fürbitten die berühmt beruechtigte Forderung (sinngemaess) aus, dass dieJuden endlich zur Vernunft und zum richtigen Glauben kommen sollten. Wohlgemerkt: im Jahre 2020.

MfG
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#4
Dass es das, was Du da schilderst, gibt, ist klar. Dass die RKK Wissenschaft nicht voll akzeptiert, auch. Nichtsdestotrotz ist zumindest die offizielle Position der RKK, dass die Bibel zwar woertlich wahr ist, aber interpretiert werden muss. Falls das wie ein Widerspruch klingt, ja, das ist wohl so. Aber kirchliche Hermeneutik ist schon etwas Besonderes. Genau wie Gott zugleich eins und drei ist, sind Bibeltexte zugleich woertlich wahr und haben einen tieferen, uebertragenen Sinn, womit man dann alle Widersprueche zu wissenschaftlichen Erkenntnissen schlicht wegerklaeren kann.

Aber hier sind wir wieder bei Kirchenkritik angelangt, und in diesem Thread geht's halt eher um das Gegenteil: dass man das alles auch wunderbar verknuepfen kann, und viele Glaeubige das auch ohne weiteres koennen.
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#5
Ich kann hier nur als Gemeindeglied einer Gemeinde der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) erzählen. Es ist überaus schwierig, das zu beurteilen, was "die Gemeinde" glaubt. Aber in Bibelkreisen und anderen "Kränzchen" ist bei uns wörtliche Bibelauslegung verpönt - wohlgemerkt auch von unseren Theologen.

Da ich gelegentlich auch römisch katholische Gottesdienste besuche, kann ich für die hiesigen Gemeinden nur sagen: Ja die Wörtlichnehmer gibt es. Aber das Gros der Gläubigen scheint mir eher nicht dazu zu gehören.

(27-04-2020, 21:58)Davut schrieb: Meine Einschätzung - ich hoffe, Sie legen es mir nicht als Penetranz aus, beziehe ich zwangsläufig aus den zahlreichen. Auftritten von TV-Pastoren im Internet.
Ich kenne niemanden, der hier vor Ort diese Machwerke ansieht. Vielleicht gibt es einige. Aber die sprechen nicht darüber. Das mag daran liegen, dass meine Auffassung dazu bekannt ist. Dann werden die Menschen zurückhaltend. Andererseits sind mir Reaktionen geläufig, die sinngemäß in meiner Glaubensauffassung eine Befreiung gefunden haben.

(27-04-2020, 21:58)Davut schrieb: Gerade wird der sogenannte  Hassprediger und Jungfrauengeburtsverteidiger Latzel aus Bremen vom Staatsschutz beobachtet, weil er Homosexuelle angeblich als "Verbrecher" bezeichnet haette. Seine Predigten werden von  etlichen Hundert von Begeisterten geklickt. Soviel zum angeblichen Sinneswandel der Grosskirchen bei der Bibel Auslegung. Er hatte schon mal ein anderes kirchlich-internes Verfahren am Hals.
Also diese Machwerke sind nicht Bestandteil der Lehren der EKiR. Die Rheinische Kirche hat mit diesen Leuten nichts zu tun. Und ich nehme an, dass dies für die NRW-Diözesen genauso gilt.

(27-04-2020, 21:58)Davut schrieb: Schauen Sie mal selbst bei Schwertbischoefen, Libies, Latzels herein.
Was will mir denn ein solcher Prediger erzählen? Mythenverhaftet-Sein? Die kriegen von mir keinen einzigen Klick!

(27-04-2020, 21:58)Davut schrieb: Dann werden Sie unterrichtet in zeitgemäßer Bibel-Exegese.
Nein, das ist nicht das, was man beispielsweise auf dem EKiR-Server findet.

(27-04-2020, 21:58)Davut schrieb: Ich war vor einigen Wochen, familiärer bedingt, bei einem Ev. Taufgottesdienst. Da sprach ein Laiendarsteller bei den Fürbitten die berühmt beruechtigte Forderung (sinngemaess) aus, dass dieJuden endlich zur Vernunft und zum richtigen Glauben kommen sollten. Wohlgemerkt: im Jahre 2020.
Auch das ist gegen das ausdrückliche Glaubensbekenntnis der Rheinischen Landeskirche. Und solche Worte würden hiesigen römisch-katholischen Theologen die Schamesröte ins Gesicht treiben. Nicht einmal der fast reaktionäre, verstorbene Kardinal Meissner (Köln) hat je eine solche Äußerung von sich gegeben! Im Gegenteil, er hat der jüdischen Gemeinde Grüße zum Neujahrsfest geschickt.

Also bitte solche Sondermeinungen nicht verallgemeinern.
Klar, das ist alles erst einmal meine persönliche, mehr rheinisch geprägte, subjektive Erfahrung.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#6
Ich mache darauf aufmerksam, dass man sich in den a-"sozialen Medien" gerne mal ganz schnell in einer Filterblase befindet, aus der man via Google nur noch sehr weit unten hinaus kommt. Offizielle Quellen sind die Server der Erzdiözesen bzw. der evangelischen Landeskirchen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#7
Thema geteilt aus "Naturwissenschaften/30 Jahre Hubble-Teleskop".
Bitte den Betreff kontrollieren gegebenenfalls an den eigenen Beitrag anpassen!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#8
(29-04-2020, 22:38)Ekkard schrieb: Thema geteilt aus "Naturwissenschaften/30 Jahre Hubble-Teleskop".
Bitte den Betreff kontrollieren gegebenenfalls an den eigenen Beitrag anpassen!

Es ist schade, dass durch diesen (notwendigen) Moderatoren-Eingriff die Diskussion abgewuergt wurde. Religionswahrnehmung in der Öffentlichkeit ist ein wichtiges Thema. Wert, es  einem Wiederbelebungsversuch auszusetzen:

Kann man Religion heute ueberhaupt noch "retten"? Oder ist sie ein Auslaufmodell, wie es an allem abzulesen ist: an der Massenflucht aus beiden christlichen Kirchen, an den leeren Bänken in den Sonntags-Gottesdiensten, am Achselzucken der Jugendlichen beim Religionsthema?

"Wir" koennen die Religion nicht retten, wollen es zu grossen Teil auch gar nicht. Sie muss sich durch ihr Bodenpersonal selbst retten, durch Antworten auf die Sinnfragen des Lebens im 21. Jh. - nicht durch Sekundaer-Tugenden wie Zoelibatsverteidigung, sexualfeindliche Moral und den ganzen Unfug von Maerchendogmen vergangener Jahrhunderte. Wie formulierte es doch Anatole France so schoen: "Die Religion hat der Liebe einen großen  Dienst erwiesen, indem sie sie zur Suende erklärte" . 

Jeder Computer braucht sein tägliches Update. Die Religionsautoritaeten verweigern ihres seit Menschengedenken beharrlich.

Da liegt der Hase schon seit dem Mittelalter bei der gleichnamigen Sauce  im Pfeffer.

MfG
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#9
Das Christentum mag in gewissem Sinn ein Auslaufmodell sein - allerdings wird das wohl noch lange dauern. Religion ist es mit Sicherheit aber nicht. Wenn eine Religion geht, kommt eine andere.
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#10
(11-05-2020, 23:04)Ulan schrieb: Das Christentum mag in gewissem Sinn ein Auslaufmodell sein

Also wenn ich mir die Christen in den USA anschaue (wo sogar ein Gesetz besteht, daß in jedem Hotelzimmer eine Bibel liegen muß) oder Südamerika - dann habe ich nicht diesen Eindruck Icon_cheesygrin
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#11
Beitrag # 5
(28-04-2020, 17:42)Ekkard schrieb: Ich kann hier nur als Gemeindeglied einer Gemeinde der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) erzählen. Es ist überaus schwierig, das zu beurteilen, was "die Gemeinde" glaubt. Aber in Bibelkreisen und anderen "Kränzchen" ist bei uns wörtliche Bibelauslegung verpönt - wohlgemerkt auch von unseren Theologen.


Ob wörtliche Bibelauslegung verpönt ist - teils Ja, teils Nein

Bei manchen Bibelstellen (Anhalten der Sonne) ist die wörtliche Auslegung meist verpönt
Josua 10,13

Bei manchen Bibelstellen (die Tochter des Pharao findet Moses im Schilf) ist die wörtliche Auslegung meist üblich
2 Mose 2,5
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#12
(11-05-2020, 22:02)Davut schrieb: "Wir" koennen die Religion nicht retten, wollen es zu grossen Teil auch gar nicht. Sie muss sich durch ihr Bodenpersonal selbst retten, durch Antworten auf die Sinnfragen des Lebens im 21. Jh. - nicht durch Sekundaer-Tugenden wie Zoelibatsverteidigung, sexualfeindliche Moral und den ganzen Unfug von Maerchendogmen vergangener Jahrhunderte. 

Natürlich meine ich mit "wir" uns Deutschen, vielleicht noch die Nord- und Osteuropäer. Dass @Ulan mit seinem Verzögerungsvorbehalt global Recht hat, steht außer Frage. In Afrika z.B. boomt das Christentum. Meine Signatur passt da wunderbar. 

Und im anglikanischen Amerika sind Fälle bekannt, wo auf Trumps Hygiene-Aufforderung Leute mit Chlorex-Vergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden, weil sie das aggressive Zeug getrunken haben. Jeder so, wie er kann.

MfG
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#13
(12-05-2020, 11:46)Sinai schrieb:
(11-05-2020, 23:04)Ulan schrieb: Das Christentum mag in gewissem Sinn ein Auslaufmodell sein

Also wenn ich mir die Christen in den USA anschaue (wo sogar ein Gesetz besteht, daß in jedem Hotelzimmer eine Bibel liegen muß) oder Südamerika - dann habe ich nicht diesen Eindruck Icon_cheesygrin

Wo hast Du solch einen Bloedsinn wieder her? So ein Gesetz waere in den USA verfassungswidrig.

Die Bibeln werden von einem privaten Verein (dem Gideonbund, der von Kaufleuten gegruendet wurde, in den Hotelzimmern verteilt.

Ansonsten habe ich lediglich einen Trend beschrieben. In Europa werden in den naechsten Jahren mehrere Laender ihre christlichen Mehrheiten verlieren.

(12-05-2020, 12:06)Sinai schrieb: Bei manchen Bibelstellen (die Tochter des Pharao findet Moses im Schilf) ist die wörtliche Auslegung meist üblich
2 Mose 2,5

Bei Moses im Schilf liegt es bestenfalls daran, dass die ganze Geschichte eh als Maerchen angesehen wird. Es handelt sich uebrigens um eine Adaptation einer Erzaehlung ueber Sargon von Akkad. In der sumerischen Sargonlegende hat Inanna die Rolle Gottes inne. Das Recyceln von Geschichten und Maerchen war schon immer beliebt.

Aber das nur am Rande.

Woertliches Auslegen ist halt bei Fundamentalisten zum Teil noch anzutreffen, ja. Die meisten normalen Christen tun so etwas nicht mehr.
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#14
@Ulan: Woertliches Bibel Auslegen ist prozentual verbreiteter als frueher. Der %- Anteil steigt mit sinkender Kirchenmitglieder-Zahl. Es gibt bald nur noch den "harten Kern" der Kirchgaenger. Und der ist - im Gegensatz zum Mitlaeufer-Typ - fast ausnahmslos bibelfetischistisch.

Beispiel, im Internet jetzt rekronstrukturierbar: Der Bremer Fundi- Pastor Latzel hat wegen Homo-feindlicher Aussagen ("das sind Verbrecher") jetzt zwei Verfahren am Hals. Ein staatsanwaltschaftliches und ein disziplinarrechtliches seines Arbeitgebers, der Kirche. Er ist vom Dienst suspendiert. Seine Innenstadtgemeinde in Bremen hat wohl 7000 Glaeubige.

Innerhalb kurzer Zeit sind die doppelte Zahl von Unterstuetzern, also 14000 Unterschriften fuer ihn zusammengekommen. Das ist bei diesem Straftatbestand doch sehr bedenklich, oder? 

Und es ist nicht seine einzige Entgleisung. Er stellt jede seiner Predigten ins Netz. Schaut mal rein. @Ekkard schreibt: solche Leute kriegen keinen Klick von ihm. Aber es gibt viele, nicht wenige. Und die verdienen verschärfte Aufmerksamkeit.

Und das schlimmste ist unser Thema, die Religions Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Kirchenferne hören keine Sonntagspredigten, sie klicken allenfalls. Und das ist dann das Bild der Religion, das sich ihnen bietet. 

MfG
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#15
Dass die "liberalen" Kirchen staerker schrumpfen als die Fundis, ist sicherlich richtig.
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