Hallo.
Eines vorweg: Ich habe, als das Forum eben zum Ersten mal vor mir auftauchte, einen innerlichen Freudessprung gemacht. Das hier scheint endlich ein Ort zu sein, an dem man sich offen über Religion auseinandersetzen kann. Ich komme gerade aus einem christlichen Forum und musste erleben, was mit jemandem gemacht wird, der die Schöpfungstheorie anzweifelt... Hoffentlich melden sich noch mehr Leute hier an!
Kurz zu meiner Person: Ich bin 18, schreibe in 3 Tagen Abitur und werde danach studieren. Ich bin zwar Christ, allerdings habe ich große Probleme, die Bibel als Gottes Schrift anzuerkennen. Manchmal erscheint sie mir nämlich allzu menschlich. Ich glaube zwar an eine höhere Instanz, erkläre mir die Welt (und die Schöpfung) jedoch anders, als die Bibel es tut. Daher fühle ich mich im Christentum nicht wirklich zu Hause und befinde mich auf der Suche nach einem Weg, zu Gott zu finden; dessen Präsenz, trotz meiner Affinität zu wissenschaftlichen Erklärungen, ich nicht leugnen kann. Ich werde wütend, wenn jemand sagt, seine Religion sei die einzig Richtige auf dieser Erde. Leider schlägt mir dieses Verhalten von vielen Leuten immer wieder entgegen.
Ich denke, das wird mir hier nicht passieren, oder? ;)
Gruß, Jonas
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11-04-2007, 13:35
Huhu Jonas,
ein herzliches Willkommen

Liebe Grüße
Aysha
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11-04-2007, 15:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11-04-2007, 15:28 von Alanus ab Insulis.)
Hallo Wombat,
schön, dass du hier her gefunden hast. Als erstes möchte ich dir alles Gute und Gottes Segen für dein Abitur wünschen.
Ja leider ist es in der Tat so, dass viele Foren eine, sagen wir sehr restriktive Klientel haben. Oft ist dort ein richtiger Dialog nicht möglich. Sicher du wirst auch hier die ein oder andere heftigere Diskussion finden, in denen sich die Postitionen zu verschiedenen Grundannahmen von Religion und Theologie verhärten und klar abgrenzen, doch habe ich die Erfahrung gemacht, dass man bei aller Diferenz doch auch einen vernünftigen Dialog aufbauen kann.
Wombar schrieb:Ich bin zwar Christ, allerdings habe ich große Probleme, die Bibel als Gottes Schrift anzuerkennen. Manchmal erscheint sie mir nämlich allzu menschlich.
Das mag daran liegen, dass man oft ein falsches oder irreführendes Verständnis vom Wort Gottes hat, zumindest aus christlicher Sicht. Wenn wir mal die wirklich fundamentalistischen und evangelikalen Gemeinschaften aussen vor lassen, so findet sich doch in der Christenheit der allgemeine offenbarungstheologische Konsens, dass die Bibel Gotteswort in Menschenwort ist. Dieser Sachverhalt wird mit der Verbalinspiration der hl. Schrift umschrieben.
Dieses Verständnis der Verbalinspiration ist ein wichtiger Aspekt, da er uns direkt von den Offenbarungsverständnissen anderer Religionen abgrenzt, (z.B. Islam). Die Bibel ist nicht diktiertes Wort Gottes, sondern das in menschlicher Sprache ausgedrückte Geheimnis einer Gotteserfahrung, in der sich Gott selbstoffenbart. Es ist gleichsam das Eingehen der Person Gottes in unserer Wirklichkeit, wenn er durch einen Menschen präsent wird. Und so wie sich Gott in und durch diese personale Offenbarung in der Schrift kundgetan hat, so tut er dies auch bei jedem Menschen, der auf seine Stimme hört und getreu seines himmlischen Willens lebt und nach dem Evangelium, der frohen Botschaft für die Welt, lebt.
Wombat schrieb:Ich glaube zwar an eine höhere Instanz, erkläre mir die Welt (und die Schöpfung) jedoch anders, als die Bibel es tut.
Da stellts sich mir die Frage, wie du dir die Erklärung der Bibel vorstellst.
Sicher ist, der Schöpfungsbericht ist keine naturwissenschaftliche Analyse der Natur, der Erde oder gar des gesamten Kosmos. Er ist viel mehr eine Darstellung einer Wirklichkeitsordnung unter dem Gesicht Gottes.
Es ist unsinnig sich vorzustellen, dass Gott die Welt in 7 Tagen geschaffen und vollendet hat. Sondern es ist der Erklärung der Welt von einer Erstursache, Gott, in dem Ziel und Absicht seiner Schöpfung liegen, sowie die Darstellung der Wertigkeit dieser Schöpfung im Verhältnis zu Gott (nämlich das sie "sehr gut" ist; vgl. Gen 1, 31).
Wer versucht aus der Schrift ein geo- oder heliozentrisches oder gar eine creationistisches Weltbild oder sonst irgend eine Theorie im Sinne einer fundierten Naturwissenschaft abzuleiten, wird nicht nur nicht der Bedeutung dieser Schriftstellen gerecht, sondern instrumetalisiert sie für etwas, dass sie gar nicht leisten können und wollen.
Daher stehen die naturwissenschaftliche Methode und die theologische Reflexion einer Schöpfungslehre solange nicht in Konflikt, solange sie sich darüber einig sind, dass die Erstursache all unserer Wirklichkeit Gott ist.
Wombat schrieb:Daher fühle ich mich im Christentum nicht wirklich zu Hause und befinde mich auf der Suche nach einem Weg, zu Gott zu finden; dessen Präsenz, trotz meiner Affinität zu wissenschaftlichen Erklärungen, ich nicht leugnen kann.
Wie gesagt, da kannst du dich eigentlich im Christentum ganz zu Hause fühlen. Den von wirklich radikalen christlichen Stömungen abgesehen, gibt es im CHristentum ein offenen und sicheren Austausch und ein gelungenes Nebeneinander von Naturwissenschaft und Theologie.
Hierzu möchte ich dir jene Ansprache von Papst Johannes Paul II. empfehlen: "Christliches Menschenbild und moderne Evolutionstheorienen".
(Interessant dazu ist auch der Kommentar von Weihbischof Prof. Dr. Andreas Laun bzw. eine Stellungnahme von Erzbischof Christoph Kardinal Graf von Schönborn)
Wombat schrieb:Ich werde wütend, wenn jemand sagt, seine Religion sei die einzig Richtige auf dieser Erde. Leider schlägt mir dieses Verhalten von vielen Leuten immer wieder entgegen.
Auch bei diesem Thema muss man sehr differenziert vorgehen.
Auf der einen Seite muss man eine sichere Toleranz gegenüber anderen Meinungen und Glaubensvorstellungen haben, andererseit muss man seine eigenen Traditionen kennen und auch sicher und standhaft vertreten können. Denn eines muss klar sein, Toleranz darf nicht zum konsequenten Relativismus der eigenen Meinung führen, der letzlich in einem Nihilismus gegenüber der eigenen Geschichte und Herkunft führt. Jenes wäre eine falsche Vorstellung von Dialog und Toleranz.
Man braucht viel mehr eine klare eigene Postition um überhaupt in eine Beziehung zu einer anderen treten zu können. Und so muss auch der christliche Glaube offen in Kontakt mit anderen Vorstellungen treten können, ohne dabei seine ureigenen und ihm rechtmäßig zugehörigen Positionen aufzugeben.
In diesem Sinne viel Spass beim diskutieren hier.
Mfg Presbyter
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
Presbyter,
ich danke dir für deinen langen und für mich sehr hilfreichen Beitrag. Auch die Rede von Papst Johannes Paul II. und die Reaktion vom Weihbisschof Laun waren interessant und hilfreich. Ich habe in jenem Forum auch für ein freundschaftliches Nebeneinander von Kreationismus und Darwinismus plädiert, ja sogar behauptet, sie greifen an bestimmten Stellen sogar ineinander. Dies wurde lächerlich gemacht und abgewehrt mit einem Bibelzitat, welches die Weisen und Schriftgelehrten verurteilt... Im Gegensatz zu den Hebräern war es nie meine Absicht, Jesus zu entmystifizieren.
Daher bin ich froh, dass es viele Christen zu geben scheint, die sich offen für beide Denkansätze präsentieren.
Auch dein Ansatz der Verbalinspiration trifft auf mein Verständnis, denn ich erachte nichts als gefährlicher und dümmer, als jeden Satz dieses Buches als verbindliches Dogma zu betrachten. Hast du zu diesem Thema noch mehr Informationen?
Gruß Wombat
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Hallo Wombat,
ich wünsche Dir für Dein Abitur erst ein mal viel Erfolg und möglichst ruhige Nerven.
Herzlich Willkommen im Forum
Gerhard
Ich stelle mich hier gleich mit vor: Ich befinde mich beruflich im gleichen Schwebzustand wie Jonas alias Wombat, d. h. am Samstag ist die erste Abiturprüfung. Zudem komme ich auch aus dem gleichen Forum, von dem er sprach...
Ich werde im Herbst mein Studium aufnehmen (ev. Religion und Französisch, mit dem Ziel Gymnasiallehramt) und hoffe, dass hier etwas toleranter mit gegensätzlichen/kritischen Äußerungen umgegangen wird - bisher scheint es auf jeden Fall so, und dass man hier auch, aber nicht nur Bibelzitate als Antwort vorfindet. : )
Das war's auch schon, ich schau mal, ob ich mich an einem Thema beteiligen kann.
Liebe Grüße
Janina
Schön dass du hier bist, Leo! MEINS! :icon_mrgreen:
Das mit dem Abi wird schon... Das macht sich wie von allein.:dance:
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Hallo Janina!
Herzlich Willkommen und auch Dir viel Erfolg beim Abitur.
Gerhard
Vielen Dank, ich kann's auch gebrauchen. ; ) Viel zu nervös : D
Guten Morgen zusammen.
Habe diese Seite gestern Abend gefunden.
Möchte mich ein wenig bei Euch umschaun.
Grüsse aus dem zur Zeit vernebelten Norden
sendet
dalvah
Hallo Janina, Jonas und dalvah,
willkommen in unserer Runde.
Ihr werdet selber herausfinden, was für ein Ort das hier ist, welche Menschen hier schreiben, welchen Gedanken sie nachgehen, was sie (uns) bewegt.
Viel Freude und alles Gute für das Abitur.
Lea
Beiträge: 2012
Themen: 31
Registriert seit: Jun 2004
12-04-2007, 19:55
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12-04-2007, 21:40 von Mandingo.)
Wombat schrieb:...Auch dein Ansatz der Verbalinspiration trifft auf mein Verständnis, denn ich erachte nichts als gefährlicher und dümmer, als jeden Satz dieses Buches als verbindliches Dogma zu betrachten. Hast du zu diesem Thema noch mehr Informationen? Der Ansatz der Verbalinspiration, lieber Wombat,
ist doch der erzkonservative (Presbyter sagt "offenbarungstheologische"), der verlangt, die Bibel wörtlich zu nehmen, weil sie wörtlich (verbal) inspiriert worden ist. Da ist der Schritt zum "verbindlichen Dogma" nicht weit.
Kritische Theologen von heute
lehnen gerade diese Verbalinspiration ab,
weil die vielen Widersprüche, die du in der Bibel findest, offensichtlich dagegen sprechen. Siehe (auch hier bitte kritisch!) die Beispiele unter der folgenden URL, auch wenn die dortige Überschrift und die Erklärung der Widersprüche Unsinn sind: http://www.theologe.de/theologe8.htm
Nach Paulus haben wir "einen Schatz in irdenen Gefäßen", d.h. den Geist Gottes in menschlichen Worten, und die können sich, je nachdem, wie der Geist verstanden worden ist, unterscheiden oder sogar widersprechen. Die Bibel ist schließlich eine Bibliothek von Bekenntnisschriften der unterschiedlichsten Autoren.
Deshalb lohnt es sich immer, die Umstände der Entstehung eines Textes, seine Autoren, Adressaten, sein Gesellschaftsbild und seine kulturelle Umgebung in Sprache und Bilder- oder Symbolwelt zu berücksichtigen, wenn man den Bibeltext einer bestimmten Zeit verstehen will.
Verbal inspiriert wurde da gar nichts.
Gott ist Geist und vermittelt sich über seinen Geist der Liebe und Gerechtigkeit. Die Autoren, die ihn darüber erfahren haben, schreiben ihre Erfahrungen in der Sprache ihrer Zeit. Paulus sagt dazu: "Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig" (2. Kor. 3,6).
Wir müssen also den Geist aus den Texten herauslesen, um ihn in unsere Sprache zu übertragen. Absolute Wörtlichnahme hilft da nicht weiter.
Wenn du nach weiterer Literatur suchst,
empfehle ich dir Bücher zur Entstehung der Bibel und ihrer Auslegung, z.B.:
Theissen, Gerd: Das Neue Testament. Beck Wissen 2002, ISBN 3406479928
Roloff, Jürgen: Einführung in das Neue Testament. Reclam, Ditzingen 1995
Kreuzer, Siegfried: Proseminar I: Altes Testament. Ein Arbeitsbuch. Kohlhammer: Stuttgart, 1999
Smend, R., Die Entstehung des Alten Testaments, 5.A. 1995.
Bleibt schön kritisch! Das ist auch für euer Abi ein guter Weg.
Ich wünsche dir und Janina viel Erfolg!
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
Dann habe ich die Verbalinspiration, wie sie Presbyter ansprach, missverstanden.
Danke für die Aufklärung!
Hallo Salvah, willkommen,
und hallo Meins, nur noch zwei Tage : )
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Registriert seit: Apr 2007
seid mir gegrüßt wombat und leo...zwei sehr interessante tiere...aber solange ihr euch nicht aufeinanderstürzt wird es wohl halten.
warum habt ihr diese tiere gewählt?
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