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Der Blick auf die andere Seite
#1
"Ich glaube, dass wenn der Tod unsre Augen schließt, wir in einem Lichte stehn, von welchem unser Sonnenlicht nur der Schatten ist".

- Arthur Schopenhauer


Was meinte Schopenhauer mit dieser Aussage?

Schopenhauer war eigentlich als ein sehr sachlicher, nüchterner und außerdem äußerst pessimistischer Philosoph bekannt. Eine solche poetische Sprache passt eigentlich gar nicht zu ihm. 

Ich denke, er hat diese Aussage so formuliert, weil es ihm immer hauptsächlich um Erkenntnis ging. Und um Erkenntnis-Fähigkeit. Er glaubte, dass wir das Wesen der Welt durch Introspektion erkennen und verstehen können - aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Die Erkenntnisfähigkeit des Menschen endet dort, wo die Grenze zum Metaphysischen, zum Transzendenten erreicht ist. 

Was Schopenhauer mit dieser Aussage wohl ausdrücken wollte, ist seine Einschätzung, dass wir die Welt nicht vollständig erkennen und verstehen können, solange wir an einen Körper gebunden sind. Wenn wir hingegen nicht mehr an einen Körper gebunden sind, weil wir die Grenze zum Jenseitigen überschritten haben, dann sehen wir die Welt in eben jenem so bezeichneten "Lichte, von welchem unser Sonnenlicht nur der Schatten ist".

In diesem Thread soll es um verschiedene Beschreibungen dessen gehen, was als die andere Seite, das Jenseits, das Metaphysische, das Transzendente usw. bezeichnet wird. 

Da dieses Thema enorm umfangreich ist und es sehr viele verschiedene Blickwinkel darauf gibt, werde ich nicht sämtliche Überlegungen dazu in einem einzigen Beitrag zusammen fassen, sondern erst einmal nur mit einem speziellen Blickwinkel anfangen, nämlich den zwölf Elementen einer Nahtoderfahrung nach der Einteilung von Raymond Moody (Quelle: Pim van Lommel: Endloses Bewusstsein - Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung ab Seite 51). 


Hier also die zwölf Elemente nach Moody mit Schilderungen des Erlebens von Menschen, die eine Nahtoderfahrung hatten: 

1. Das Unaussprechliche 

Zitat: 
"Ich war dort - ich war auf der anderen Seite. Sehr lange konnte ich nicht mehr darüber sagen. (...) Die andere Dimension, so nenne ich es heute, in der es keinen Unterschied zwischen Gut und Böse gibt, in der es weder Zeit noch Raum gibt. Und eine unermessliche, intensive, reine Liebe, die die Liebe in unserer heutigen menschlichen Dimension verblassen lässt wie einen schalen Abglanz der Liebe, die sie sein könnte. (...) Das Wissen und die Botschaft, die mich durchströmten, waren so klar und rein. Ich wusste auch, wo ich war, es gab keinen Unterschied zwischen Leben und Tod. Die Enttäuschung, dass ich es nicht in menschliche Worte fassen kann, ist groß". 

2. Gefühl des Friedens und der Ruhe; Befreiung von Schmerempfindung

Zitat:
"Und der Schmerz, den ich empfunden hatte, vor allem der Druck auf meiner Lunge, war verschwunden. Die ganze Atmosphäre vermittelte mir ein völlig entspanntes Gefühl. Ich habe mich noch nie so glücklich gefühlt".

3. Die Erkenntnis, tot zu sein

Zitat:
"Es ist seltsam, dass ich überhaupt nicht überrascht war und auch sonst kein Gefühl hatte. So, jetzt bin ich tot. Das ist es also, was wir Tod nennen".

4. Ein Verlassen des Körpers oder eine außerkörperliche Erfahrung

Zitat:
"Es schien mir, als befände ich mich hoch oben im Weltraum. Weit unter mir sah ich die Erdkugel in herrlich blaues Licht getaucht. Ich sah das tiefblaue Meer und die Kontinente."

5a. Aufenthalt in einem dunklen Raum

Zitat:
"Schon bald befand ich mich in einem dunklen Raum, einer Art Tunnel, der kein Ende zu haben schien. Zurück konnte ich nicht, aber mich durch ihn hindurchzwängen kam mir ebenso schrecklich vor. Würde ich je wieder herausfinden"?

5b. Tunnelerlebnis

Zitat:
"Ich schwebte wahnsinnig schnell durch diesen Trichter, und je weiter und höher ich dabei kam, umso mehr ging die Dunkelheit in Licht über. Die Intensität des Lichtes wandelte sich in tiefe Lila-Violett-Töne. Über mir sah ich ein ungeheuer gleißendes, strahlendes, weißliches Licht. Ich wirbelte und schwebte darauf zu".

6. Wahrnehmung einer außerweltlichen Umgebung

Zitat:
"Was ich zu sehen bekam, war unsagbar schön: Ich sah eine wunderschöne Landschaft voller Blumen und Pflanzen, die ich nicht näher benennen könnte. (...) Am treffendsten lässt es sich wohl mit den Worten "himmlische Szenerie" beschreiben.

7. Begegnung und Kommunikation mit Verstorbenen

Zitat:
"Auf einmal entdeckte ich überall Verwandte. Sie waren alle etwa 35 Jahre alt, auch mein kleiner Bruder, den ich nie kennen gelernt hatte; er war in den Kriegsjahren im alter von zwei Jahren, noch vor meiner Geburt, gestorben. Er war also ordentlich gewachsen, meine Eltern waren auch da und lächelten mir zu, genau wie die anderen".

8. Begegnung mit einem strahlenden Licht oder einem Wesen aus Licht

Zitat:
"Ich sah in der Ferne ein Licht, wie ich es auf Erden noch nie gesehen hatte. So rein, so intensiv, so vollkommen. Ich wusste, dies war ein Wesen, zu dem ich gehen musste". 

9. Lebensschau oder Rückblick

Zitat:
"Mein ganzes Leben bis zum heutigen Tag schien sich in einer Art panoramaartigem dreidimensionalem Rückblick vor mir auszubreiten. Jedes Ereignis wurde von einem Wissen über Gut und Böse und der Einsicht in seine Ursachen und Folgen begleitet".

10. Ausblick, Vorschau oder "flash forward"

Zitat:
"Und blitzartig sah ich, wie ich mein Leben weiter gehen würde. Ich überblickte einen Großteil meines Lebens, der noch vor mir lag".

11. Das Wahrnehmen einer Grenze

Zitat:
"Dann kam ich an eine Grenze. (...) Mir war einfach klar, dass ich nie wieder zurück kehren könnte, wenn ich diese Grenze überschritt. (...) Ich durfte das Tor passieren oder in meinen leblosen Körper zurück kehren, den ich plötzlich wieder unter mir spürte. Ich hatte das Gefühl, der Weg durch die Pforte würde meinen endgültigen körperlichen Tod bedeuten. Im Bewusstsein, nun die Chance zu haben, mit der Einsicht zurückzukehren, dass dieser Seinszustand eine Realität ist, die realer erlebt wird als alles, was wir hier darunter verstehen (...), entschloss ich mich zurückzukehren". 

12. Die bewusste Rückkehr in den Körper

Zitat:
"Als ich wieder in meinem Körper zu mir kam, war das schrecklich. (...) Und von dem Moment war es für mich sehr schwierig, wieder in meinem Körper zu leben, mit all den Einschränkungen, die ich damals empfand. Später erst erkannte ich, was für ein Segen diese Erfahrung für mich war, denn nun hatte ich die Gewissheit, dass es eine Trennung von Körper und Geist und ein Leben nach dem Tod gibt".


Im Wesentlichen wird also von den Menschen, die eine Nahtoderfahrung hatten, beschrieben, dass diese andere Dimension, in die sie da eingetaucht sind, viel realer empfunden wird, als das Diesseits. Zeit und Raum in der konventionellen Art scheint es dort nicht zu geben. Es wird von einer Lichterfahrung und dem Gefühl der unermesslichen Liebe berichtet. Es findet eine Lebensrückschau statt, die meistens eine sehr moralische Komponente hat. Oftmals wird von einer Grenze berichtet, nach der eine Rückkehr in den Körper nicht mehr möglich wäre. Die Rückkehr in den Körper wird meist als unangenehm und schmerzhaft empfunden.

Da es zwischen den einzelnen Beschreibungen sehr viele Parallelen gibt, scheint es also keinesfalls so zu sein, dass hier einfach willkürliche Inhalte wahrgenommen werden. Vielmehr scheinen diese Erfahrungen meistens ziemlich genau durchstrukturiert zu sein, einem Plan zu folgen und einen spezifischen Ablauf zu haben. 

Wie gesagt, es gibt noch viel, viel mehr zu diesem Thema zu sagen. Aber fürs erste belasse ich es einmal bei diesen zwölf Elementen und den entsprechenden Schilderungen.
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#2
ich sehe an neurologisch/physiologischen vorgängen jetzt nicht so viel philosophisches

aber es ist doch schön, wenn einem solche auswirkungen mangelnder sauerstoffversorgung des gehirns die angst vor dem späteren tatsächlichen tod nehmen können
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#3
(23-12-2024, 19:45)petronius schrieb: ich sehe an neurologisch/physiologischen vorgängen jetzt nicht so viel philosophisches


Ich wollte es zuerst unter "Naturwissenschaft" reinstellen. Aber dann wären gleich wieder die Beschwerden gekommen, dass Pim van Lommels Buch, aus dem ich zitiere, und seine Studie (angeblich) keine wissenschaftlichen Standards erfüllen. Deshalb habe ich es dann vorsorglich unter "Philosophie" geposted. 


(23-12-2024, 19:45)petronius schrieb: aber es ist doch schön, wenn einem solche auswirkungen mangelnder sauerstoffversorgung des gehirns die angst vor dem späteren tatsächlichen tod nehmen können


Nun ja, das ist eben die große Frage. Es ist für mich jedoch nicht ersichtlich, warum eine mangelnde Sauerstoffversorgung des Gehirns diese Art von Inhalten produzieren sollten. Warum zum Beispiel sagen die Leute, dass sich diese andere Dimension "realer" als das alltägliche Leben auf der Erde anfühlt. Wieso sollte sich eine bloße Fehlfunktion des Gehirns realer anfühlen als das alltägliche Erleben? Und dies ist jetzt nur mal eins von vielen Beispielen, die meines Erachtens gegen die reduktionistische Interpretation von Nahtoderfahrungen sprechen.
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#4
Unsere Psyche ist in erster Linie ein "Geschichtenapparat" (allgemein als "Kopfkino" bekannt), wie man bei den zahllosen Schriftstellern erkennen kann. Fallen äußere Kriterien weg, bricht sich die Phantasie Bahn. Unter Drogen besonders. Dazu zählen auch Anreicherung von "Abgasen" wie Kohlendioxid und Lachgas. Im Übrigen sehe ich die Sache so wie Petronius.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#5
(23-12-2024, 20:57)subdil schrieb:
(23-12-2024, 19:45)petronius schrieb: aber es ist doch schön, wenn einem solche auswirkungen mangelnder sauerstoffversorgung des gehirns die angst vor dem späteren tatsächlichen tod nehmen können

Nun ja, das ist eben die große Frage. Es ist für mich jedoch nicht ersichtlich, warum eine mangelnde Sauerstoffversorgung des Gehirns diese Art von Inhalten produzieren sollten

warum produzieren halluzinogene alle möglichen "Art von Inhalten"?

sie tuns halt

Zitat:Warum zum Beispiel sagen die Leute, dass sich diese andere Dimension "realer" als das alltägliche Leben auf der Erde anfühlt

weiß ich doch nicht!

ich wüßte noch nicht mal, was damit überhaupt gemeint sein soll. was soll "realer als real" sein, sich wie anfühlen?

Zitat:Wieso sollte sich eine bloße Fehlfunktion des Gehirns realer anfühlen als das alltägliche Erleben?

frag einen beliebigen psychotiker mit wahnvorstellungen
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#6
(23-12-2024, 23:46)petronius schrieb:
Zitat:Warum zum Beispiel sagen die Leute, dass sich diese andere Dimension "realer" als das alltägliche Leben auf der Erde anfühlt

weiß ich doch nicht!

ich wüßte noch nicht mal, was damit überhaupt gemeint sein soll. was soll "realer als real" sein, sich wie anfühlen?


Nun, das führt eben wieder zum oben genannten ersten der zwölf Elemente einer Nahtoderfahrung, nämlich das Unaussprechliche. Die Leute, die solche Erfahrungen gemacht haben, sagen ja immer, dass sich das Erlebte kaum in menschliche Worte fassen lässt. "Realer als real" ist sicherlich ein Beispiel dafür, was damit gemeint ist. Denn es ist tatsächlich schwer bis unmöglich, sich vorzustellen, was damit gemeint ist. Aber unzählige Menschen haben das berichtet - nicht nur in Bezug auf Nahtoderfahrungen, sondern auch in Bezug auf mystische Erfahrungen an sich. 

Allerdings gibt es ein Erleben, das völlig andersartig ist als unser Alltagsbewusstsein, das uns allen gegeben ist, nämlich das Traumerleben. Und ich denke jeder hatte schon mal Träume, die wirklich schwierig bis unmöglich zu beschreiben sind. Ich würde sogar sagen, dass die meisten (zumindest meiner) Träume nicht wirklich in Worten zu beschreiben sind, weil nämlich unsere ganze Sprache der alltäglichen Logik von Raum, Zeit und Materie folgt. Träume befinden sich jedoch jenseits dieser Alltagslogik - sie folgen ihrer eigenen Logik, der Traumlogik. Und mystische Erfahrungen und Nahtoderlebnisse sind eben noch mal eine wesentliche Steigerung dieser andersartigen Logik. Durch diese Überlegungen kann es uns vielleicht etwas leichter fallen, zu verstehen, was mit "realer als real" gemeint sein könnte.
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#7
(25-12-2024, 16:29)subdil schrieb: Aber unzählige Menschen haben das berichtet
(18-12-2024, 18:06)subdil schrieb: Es gibt dafür unzählige Beispiele.
Sie neigen zu Übertreibungen. Für das letzte unzählige warte ich noch auf ein paar überprüfbare Beispiele. Zehn müssten auch Sie noch an zwei Händen abzählen können. Für unzählige werden die meisten hier etwas mehr erwarten.
Wenn Fundamentalisten ein Problem sind, dann ist das Fundament ein Problem. Irgendein Weiser
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#8
(25-12-2024, 16:29)subdil schrieb: Träume befinden sich jedoch jenseits (der) Alltagslogik - sie folgen ihrer eigenen Logik, der Traumlogik. Und mystische Erfahrungen und Nahtoderlebnisse sind eben noch mal eine wesentliche Steigerung dieser andersartigen Logik. Durch diese Überlegungen kann es uns vielleicht etwas leichter fallen, zu verstehen, was mit "realer als real" gemeint sein könnte.
Es ist ja gar nichts dagegen einzuwenden, wenn sich Menschen über außergewöhnliche Reaktionen austauschen. Auch das Narrativ - also die Erzählform - ist tolerabel. Nur Tatsachen werden dadurch nicht vermittelt. Nach meiner Erfahrung ist "Traumlogik" einfach ein Begriff, der wegen des Teilwortes "-logik" aufs "Glatteis führt". Die Taumlogik ist keine Logik. Traumforscher sprechen von der Bildung von Handlungssträngen und einer Deutung "während des Erzählens".

Bei Nahtoderfahrungen lassen wir es besser bei "trostreichen Geschichten".
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#9
(25-12-2024, 16:58)exkath schrieb:
(25-12-2024, 16:29)subdil schrieb: Aber unzählige Menschen haben das berichtet

Sie neigen zu Übertreibungen. Für das letzte unzählige warte ich noch auf ein paar überprüfbare Beispiele. Zehn müssten auch Sie noch an zwei Händen abzählen können. Für unzählige werden die meisten hier etwas mehr erwarten.


Gut, "unzählige" ist vielleicht ein etwas schwammiger Begriff, weil sich darunter jeder etwas anderes vorstellt. Aber laut deutschen und amerikanischen Studien berichten etwa 4,2 Prozent der Bevölkerung von einer Nahtoderfahrung. Rechnet man das auf die Weltbevölkerung hoch, kommt man auf jeden Fall locker auf mehrere Millionen Menschen, die ein solches Erlebnis hatten. Ob das Wort "unzählige" dafür zu hoch gegriffen ist, liegt wohl im Auge des jeweiligen Betrachters. 


(25-12-2024, 21:18)Ekkard schrieb: Es ist ja gar nichts dagegen einzuwenden, wenn sich Menschen über außergewöhnliche Reaktionen austauschen. Auch das Narrativ - also die Erzählform - ist tolerabel. Nur Tatsachen werden dadurch nicht vermittelt.


Das sehen die Leute, die ein solches Erlebnis hatten, eben ganz anders. Diese sagen ja, dass sie noch nie zuvor so klar gesehen haben. Sollten die etwa alle lügen? 


(25-12-2024, 21:18)Ekkard schrieb: Nach meiner Erfahrung ist "Traumlogik" einfach ein Begriff, der wegen des Teilwortes "-logik" aufs "Glatteis führt". Die Taumlogik ist keine Logik. Traumforscher sprechen von der Bildung von Handlungssträngen und einer Deutung "während des Erzählens".


Ich glaube für das Wort "Traumlogik" gibt es keine richtige Definition. Ich verstehe darunter das Gefühl, dass Träume auf ihre eigene Art Sinn machen, obwohl sie nicht der Alltagslogik folgen. Aber schon die Beschreibung dieses Sinns stellt ein Problem dar, da ja die menschliche Sprache auf die Alltagslogik ausgerichtet ist. 


(25-12-2024, 21:18)Ekkard schrieb: Bei Nahtoderfahrungen lassen wir es besser bei "trostreichen Geschichten".


Eben nicht nur. Denn es gibt ja auch die negativen Erfahrungen, die sogenannten Höllenerlebnisse. Und selbst die insgesamt positiven Erfahrungen beinhalten häufig einen kurzen Blick in diese Höllenregionen. Die geistige Welt, die da betreten wird, ist vielfältig und zugleich trostreich wie erschreckend. Da sich Menschen bei solchen Themen gerne auf das Trostreiche fixieren, wird das Erschreckende oft ausgeblendet, aber das ändert ja nichts daran, dass sich die negativen Erlebnisse anscheinend genau so real anfühlen wie die positiven, genau so wie im alltäglichen Leben auch.
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#10
(25-12-2024, 16:29)subdil schrieb: ...
Durch diese Überlegungen kann es uns vielleicht etwas leichter fallen, zu verstehen, was mit "realer als real" gemeint sein könnte.

ich habe verstanden, daß es mit "real" eben nichts zu tun hat
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#11
(23-12-2024, 19:45)petronius schrieb: ich sehe an neurologisch/physiologischen vorgängen jetzt nicht so viel philosophisches

aber es ist doch schön, wenn einem solche auswirkungen mangelnder sauerstoffversorgung des gehirns die angst vor dem späteren tatsächlichen tod nehmen können

@ petronius,

vor allem ist "schön", dass Du wenigstens eine sinnvolle Einschränkung gemacht und lediglich von "ich sehe" geschrieben hast.
Du hättest aber weit mehr dazu beitragen können, würdest Du nicht nur "sehen", sondern das schwierige Thema "überdenken"!  Icon_rolleyes

Merke: Alles ist auf seine Weise auch "philosophisch" zu bearbeiten, weil wir nun mal leider keinen Zugang zur Wahrheit haben, sondern lediglich durch das Erforschen des Materiellen (dessen Form und Beschaffenheit) nur Teilbereiche der Wahrheit erhalten/erkennen! Und selbst da auch nur so viel, wie Dinge und Bereiche uns zugänglich werden!

Gruß von Reklov
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#12
(29-12-2024, 15:43)Reklov schrieb:
(23-12-2024, 19:45)petronius schrieb: ich sehe an neurologisch/physiologischen vorgängen jetzt nicht so viel philosophisches

aber es ist doch schön, wenn einem solche auswirkungen mangelnder sauerstoffversorgung des gehirns die angst vor dem späteren tatsächlichen tod nehmen können

@ petronius,

vor allem ist "schön", dass Du wenigstens eine sinnvolle Einschränkung gemacht und lediglich von "ich sehe" geschrieben hast.
Du hättest aber weit mehr dazu beitragen können, würdest Du nicht nur "sehen", sondern das schwierige Thema "überdenken"!


Vor allem gilt es dabei zu überdenken, dass diese Erklärung keinen Sinn macht, nach welcher die Nahtoderfahrungen eine Funktion des Gehirns sind, um dem Individuum die Angst vor dem Tod zu nehmen bzw. eine beruhigende Wirkung auf das betroffene Individuum haben sollen. 

Denn nicht alle Nahtoderfahrungen sind positiv, weil es auch die sogenannten Höllenerlebnisse gibt und selbst die insgesamt positiven Erlebnisse beinhalten häufig einen kurzen Einblick in diese Höllensphären. Das hatte ich in diesem Thread auch schon an Ekkard gerichtet angemerkt, aber bisher keine Antwort darauf bekommen. 

Dazu kommt, dass die Lebensrückblicke eine starke moralische Komponente haben - also es wird berichtet, dass man Situationen aus seinem Leben gezeigt bekommt, in denen man sich moralisch nicht korrekt verhalten hat. Was das mit einer beruhigenden Funktion oder einer Fehlfunktion des Gehirns zu tun haben soll, konnte mir bisher auch niemand erklären.
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#13
(29-12-2024, 16:00)subdil schrieb: Vor allem gilt es dabei zu überdenken, dass diese Erklärung keinen Sinn macht, nach welcher die Nahtoderfahrungen eine Funktion des Gehirns sind, um dem Individuum die Angst vor dem Tod zu nehmen bzw. eine beruhigende Wirkung auf das betroffene Individuum haben sollen.
Natürlich sind das Funktionen des Gehirns. Von was sonst?

... Lebensrückblicke ...
Die starken Einflüsse der Moral zeigen nur, wie früh und wie tief wir in unseren moralischen Vorstellungen verwurzelt sind. 

(29-12-2024, 16:00)subdil schrieb: Denn nicht alle Nahtoderfahrungen sind positiv, weil es auch die sogenannten Höllenerlebnisse gibt und selbst die insgesamt positiven Erlebnisse beinhalten häufig einen kurzen Einblick in diese Höllensphären. Das hatte ich in diesem Thread auch schon an Ekkard gerichtet angemerkt, aber bisher keine Antwort darauf bekommen.
Doch schon, ich hatte dies am Beispiel meiner Großmutter kurz erläutert.

Wenn dir nicht passt, dass ich das alles der Funktionalität (oder deren Versagen) des Gehirns zuordne, dann kann ich halt daran nichts ändern. Aber alle Geisteszustände (oder -missstände) sind biophysiologischen oder -physikalischen Ursprungs.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#14
(29-12-2024, 16:00)subdil schrieb: Vor allem gilt es dabei zu überdenken, dass diese Erklärung keinen Sinn macht, nach welcher die Nahtoderfahrungen eine Funktion des Gehirns sind, um dem Individuum die Angst vor dem Tod zu nehmen bzw. eine beruhigende Wirkung auf das betroffene Individuum haben sollen

das hat auch niemand behauptet. diese teleologische deutung neuronaler funktionen ist allein deine fantasie

Zitat:Denn nicht alle Nahtoderfahrungen sind positiv, weil es auch die sogenannten Höllenerlebnisse gibt und selbst die insgesamt positiven Erlebnisse beinhalten häufig einen kurzen Einblick in diese Höllensphären. Das hatte ich in diesem Thread auch schon an Ekkard gerichtet angemerkt, aber bisher keine Antwort darauf bekommen

welche antwort über "ja, gibt es wohl" hinaus hättest du denn gerne?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#15
(30-12-2024, 00:21)Ekkard schrieb: ... Lebensrückblicke ...
Die starken Einflüsse der Moral zeigen nur, wie früh und wie tief wir in unseren moralischen Vorstellungen verwurzelt sind. 


Und dennoch ist und bleibt es erstaunlich, dass Menschen in Todesnähe mit moralischem Fehlverhalten ihrerseits während des Lebens konfrontiert werden. Hier drängt sich ja auch einem Unvoreingenommenen der Gedanke an eine Beurteilung seitens eines höheren geistigen Wesens geradezu auf.  


(30-12-2024, 20:37)petronius schrieb:
Zitat:Denn nicht alle Nahtoderfahrungen sind positiv, weil es auch die sogenannten Höllenerlebnisse gibt und selbst die insgesamt positiven Erlebnisse beinhalten häufig einen kurzen Einblick in diese Höllensphären. Das hatte ich in diesem Thread auch schon an Ekkard gerichtet angemerkt, aber bisher keine Antwort darauf bekommen

welche antwort über "ja, gibt es wohl" hinaus hättest du denn gerne?


Ich würde das nicht so lapidar abtun. Denn angesichts solcher Schilderungen drängt sich zumindest mir eine gewisse Gottesfürchtigkeit auf. Ich will damit auf keinen Fall Angst machen und ich glaube nicht, dass es so etwas wie eine ewige Hölle gibt. Aber dennoch ist es möglich, dass es metaphysische Sphären gibt, in denen wir moralisch geläutert werden. Das wird ja zum Beispiel auch in der Anthroposophie so beschrieben - und das deckt sich eben mit diesen Berichten von Nahtoderfahrungen. 

Wir können heutzutage auf eine riesige Anzahl solcher Schilderungen blicken, weil wir Zugriff auf so viele Informationen haben, die früher zu weit verteilt waren, um allgemein einsehbar zu sein. Die vielen Parallelen zwischen den Schilderungen zeigen meines Erachtens, dass es sich hierbei nicht um willkürliche Halluzinationen handelt, sondern um Einblicke in eine andere Sphäre der Wirklichkeit, welche als die geistige Welt bezeichnet wird.
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