23-12-2024, 17:48
"Ich glaube, dass wenn der Tod unsre Augen schließt, wir in einem Lichte stehn, von welchem unser Sonnenlicht nur der Schatten ist".
- Arthur Schopenhauer
Was meinte Schopenhauer mit dieser Aussage?
Schopenhauer war eigentlich als ein sehr sachlicher, nüchterner und außerdem äußerst pessimistischer Philosoph bekannt. Eine solche poetische Sprache passt eigentlich gar nicht zu ihm.
Ich denke, er hat diese Aussage so formuliert, weil es ihm immer hauptsächlich um Erkenntnis ging. Und um Erkenntnis-Fähigkeit. Er glaubte, dass wir das Wesen der Welt durch Introspektion erkennen und verstehen können - aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Die Erkenntnisfähigkeit des Menschen endet dort, wo die Grenze zum Metaphysischen, zum Transzendenten erreicht ist.
Was Schopenhauer mit dieser Aussage wohl ausdrücken wollte, ist seine Einschätzung, dass wir die Welt nicht vollständig erkennen und verstehen können, solange wir an einen Körper gebunden sind. Wenn wir hingegen nicht mehr an einen Körper gebunden sind, weil wir die Grenze zum Jenseitigen überschritten haben, dann sehen wir die Welt in eben jenem so bezeichneten "Lichte, von welchem unser Sonnenlicht nur der Schatten ist".
In diesem Thread soll es um verschiedene Beschreibungen dessen gehen, was als die andere Seite, das Jenseits, das Metaphysische, das Transzendente usw. bezeichnet wird.
Da dieses Thema enorm umfangreich ist und es sehr viele verschiedene Blickwinkel darauf gibt, werde ich nicht sämtliche Überlegungen dazu in einem einzigen Beitrag zusammen fassen, sondern erst einmal nur mit einem speziellen Blickwinkel anfangen, nämlich den zwölf Elementen einer Nahtoderfahrung nach der Einteilung von Raymond Moody (Quelle: Pim van Lommel: Endloses Bewusstsein - Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung ab Seite 51).
Hier also die zwölf Elemente nach Moody mit Schilderungen des Erlebens von Menschen, die eine Nahtoderfahrung hatten:
1. Das Unaussprechliche
Zitat:
"Ich war dort - ich war auf der anderen Seite. Sehr lange konnte ich nicht mehr darüber sagen. (...) Die andere Dimension, so nenne ich es heute, in der es keinen Unterschied zwischen Gut und Böse gibt, in der es weder Zeit noch Raum gibt. Und eine unermessliche, intensive, reine Liebe, die die Liebe in unserer heutigen menschlichen Dimension verblassen lässt wie einen schalen Abglanz der Liebe, die sie sein könnte. (...) Das Wissen und die Botschaft, die mich durchströmten, waren so klar und rein. Ich wusste auch, wo ich war, es gab keinen Unterschied zwischen Leben und Tod. Die Enttäuschung, dass ich es nicht in menschliche Worte fassen kann, ist groß".
2. Gefühl des Friedens und der Ruhe; Befreiung von Schmerempfindung
Zitat:
"Und der Schmerz, den ich empfunden hatte, vor allem der Druck auf meiner Lunge, war verschwunden. Die ganze Atmosphäre vermittelte mir ein völlig entspanntes Gefühl. Ich habe mich noch nie so glücklich gefühlt".
3. Die Erkenntnis, tot zu sein
Zitat:
"Es ist seltsam, dass ich überhaupt nicht überrascht war und auch sonst kein Gefühl hatte. So, jetzt bin ich tot. Das ist es also, was wir Tod nennen".
4. Ein Verlassen des Körpers oder eine außerkörperliche Erfahrung
Zitat:
"Es schien mir, als befände ich mich hoch oben im Weltraum. Weit unter mir sah ich die Erdkugel in herrlich blaues Licht getaucht. Ich sah das tiefblaue Meer und die Kontinente."
5a. Aufenthalt in einem dunklen Raum
Zitat:
"Schon bald befand ich mich in einem dunklen Raum, einer Art Tunnel, der kein Ende zu haben schien. Zurück konnte ich nicht, aber mich durch ihn hindurchzwängen kam mir ebenso schrecklich vor. Würde ich je wieder herausfinden"?
5b. Tunnelerlebnis
Zitat:
"Ich schwebte wahnsinnig schnell durch diesen Trichter, und je weiter und höher ich dabei kam, umso mehr ging die Dunkelheit in Licht über. Die Intensität des Lichtes wandelte sich in tiefe Lila-Violett-Töne. Über mir sah ich ein ungeheuer gleißendes, strahlendes, weißliches Licht. Ich wirbelte und schwebte darauf zu".
6. Wahrnehmung einer außerweltlichen Umgebung
Zitat:
"Was ich zu sehen bekam, war unsagbar schön: Ich sah eine wunderschöne Landschaft voller Blumen und Pflanzen, die ich nicht näher benennen könnte. (...) Am treffendsten lässt es sich wohl mit den Worten "himmlische Szenerie" beschreiben.
7. Begegnung und Kommunikation mit Verstorbenen
Zitat:
"Auf einmal entdeckte ich überall Verwandte. Sie waren alle etwa 35 Jahre alt, auch mein kleiner Bruder, den ich nie kennen gelernt hatte; er war in den Kriegsjahren im alter von zwei Jahren, noch vor meiner Geburt, gestorben. Er war also ordentlich gewachsen, meine Eltern waren auch da und lächelten mir zu, genau wie die anderen".
8. Begegnung mit einem strahlenden Licht oder einem Wesen aus Licht
Zitat:
"Ich sah in der Ferne ein Licht, wie ich es auf Erden noch nie gesehen hatte. So rein, so intensiv, so vollkommen. Ich wusste, dies war ein Wesen, zu dem ich gehen musste".
9. Lebensschau oder Rückblick
Zitat:
"Mein ganzes Leben bis zum heutigen Tag schien sich in einer Art panoramaartigem dreidimensionalem Rückblick vor mir auszubreiten. Jedes Ereignis wurde von einem Wissen über Gut und Böse und der Einsicht in seine Ursachen und Folgen begleitet".
10. Ausblick, Vorschau oder "flash forward"
Zitat:
"Und blitzartig sah ich, wie ich mein Leben weiter gehen würde. Ich überblickte einen Großteil meines Lebens, der noch vor mir lag".
11. Das Wahrnehmen einer Grenze
Zitat:
"Dann kam ich an eine Grenze. (...) Mir war einfach klar, dass ich nie wieder zurück kehren könnte, wenn ich diese Grenze überschritt. (...) Ich durfte das Tor passieren oder in meinen leblosen Körper zurück kehren, den ich plötzlich wieder unter mir spürte. Ich hatte das Gefühl, der Weg durch die Pforte würde meinen endgültigen körperlichen Tod bedeuten. Im Bewusstsein, nun die Chance zu haben, mit der Einsicht zurückzukehren, dass dieser Seinszustand eine Realität ist, die realer erlebt wird als alles, was wir hier darunter verstehen (...), entschloss ich mich zurückzukehren".
12. Die bewusste Rückkehr in den Körper
Zitat:
"Als ich wieder in meinem Körper zu mir kam, war das schrecklich. (...) Und von dem Moment war es für mich sehr schwierig, wieder in meinem Körper zu leben, mit all den Einschränkungen, die ich damals empfand. Später erst erkannte ich, was für ein Segen diese Erfahrung für mich war, denn nun hatte ich die Gewissheit, dass es eine Trennung von Körper und Geist und ein Leben nach dem Tod gibt".
Im Wesentlichen wird also von den Menschen, die eine Nahtoderfahrung hatten, beschrieben, dass diese andere Dimension, in die sie da eingetaucht sind, viel realer empfunden wird, als das Diesseits. Zeit und Raum in der konventionellen Art scheint es dort nicht zu geben. Es wird von einer Lichterfahrung und dem Gefühl der unermesslichen Liebe berichtet. Es findet eine Lebensrückschau statt, die meistens eine sehr moralische Komponente hat. Oftmals wird von einer Grenze berichtet, nach der eine Rückkehr in den Körper nicht mehr möglich wäre. Die Rückkehr in den Körper wird meist als unangenehm und schmerzhaft empfunden.
Da es zwischen den einzelnen Beschreibungen sehr viele Parallelen gibt, scheint es also keinesfalls so zu sein, dass hier einfach willkürliche Inhalte wahrgenommen werden. Vielmehr scheinen diese Erfahrungen meistens ziemlich genau durchstrukturiert zu sein, einem Plan zu folgen und einen spezifischen Ablauf zu haben.
Wie gesagt, es gibt noch viel, viel mehr zu diesem Thema zu sagen. Aber fürs erste belasse ich es einmal bei diesen zwölf Elementen und den entsprechenden Schilderungen.
- Arthur Schopenhauer
Was meinte Schopenhauer mit dieser Aussage?
Schopenhauer war eigentlich als ein sehr sachlicher, nüchterner und außerdem äußerst pessimistischer Philosoph bekannt. Eine solche poetische Sprache passt eigentlich gar nicht zu ihm.
Ich denke, er hat diese Aussage so formuliert, weil es ihm immer hauptsächlich um Erkenntnis ging. Und um Erkenntnis-Fähigkeit. Er glaubte, dass wir das Wesen der Welt durch Introspektion erkennen und verstehen können - aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Die Erkenntnisfähigkeit des Menschen endet dort, wo die Grenze zum Metaphysischen, zum Transzendenten erreicht ist.
Was Schopenhauer mit dieser Aussage wohl ausdrücken wollte, ist seine Einschätzung, dass wir die Welt nicht vollständig erkennen und verstehen können, solange wir an einen Körper gebunden sind. Wenn wir hingegen nicht mehr an einen Körper gebunden sind, weil wir die Grenze zum Jenseitigen überschritten haben, dann sehen wir die Welt in eben jenem so bezeichneten "Lichte, von welchem unser Sonnenlicht nur der Schatten ist".
In diesem Thread soll es um verschiedene Beschreibungen dessen gehen, was als die andere Seite, das Jenseits, das Metaphysische, das Transzendente usw. bezeichnet wird.
Da dieses Thema enorm umfangreich ist und es sehr viele verschiedene Blickwinkel darauf gibt, werde ich nicht sämtliche Überlegungen dazu in einem einzigen Beitrag zusammen fassen, sondern erst einmal nur mit einem speziellen Blickwinkel anfangen, nämlich den zwölf Elementen einer Nahtoderfahrung nach der Einteilung von Raymond Moody (Quelle: Pim van Lommel: Endloses Bewusstsein - Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung ab Seite 51).
Hier also die zwölf Elemente nach Moody mit Schilderungen des Erlebens von Menschen, die eine Nahtoderfahrung hatten:
1. Das Unaussprechliche
Zitat:
"Ich war dort - ich war auf der anderen Seite. Sehr lange konnte ich nicht mehr darüber sagen. (...) Die andere Dimension, so nenne ich es heute, in der es keinen Unterschied zwischen Gut und Böse gibt, in der es weder Zeit noch Raum gibt. Und eine unermessliche, intensive, reine Liebe, die die Liebe in unserer heutigen menschlichen Dimension verblassen lässt wie einen schalen Abglanz der Liebe, die sie sein könnte. (...) Das Wissen und die Botschaft, die mich durchströmten, waren so klar und rein. Ich wusste auch, wo ich war, es gab keinen Unterschied zwischen Leben und Tod. Die Enttäuschung, dass ich es nicht in menschliche Worte fassen kann, ist groß".
2. Gefühl des Friedens und der Ruhe; Befreiung von Schmerempfindung
Zitat:
"Und der Schmerz, den ich empfunden hatte, vor allem der Druck auf meiner Lunge, war verschwunden. Die ganze Atmosphäre vermittelte mir ein völlig entspanntes Gefühl. Ich habe mich noch nie so glücklich gefühlt".
3. Die Erkenntnis, tot zu sein
Zitat:
"Es ist seltsam, dass ich überhaupt nicht überrascht war und auch sonst kein Gefühl hatte. So, jetzt bin ich tot. Das ist es also, was wir Tod nennen".
4. Ein Verlassen des Körpers oder eine außerkörperliche Erfahrung
Zitat:
"Es schien mir, als befände ich mich hoch oben im Weltraum. Weit unter mir sah ich die Erdkugel in herrlich blaues Licht getaucht. Ich sah das tiefblaue Meer und die Kontinente."
5a. Aufenthalt in einem dunklen Raum
Zitat:
"Schon bald befand ich mich in einem dunklen Raum, einer Art Tunnel, der kein Ende zu haben schien. Zurück konnte ich nicht, aber mich durch ihn hindurchzwängen kam mir ebenso schrecklich vor. Würde ich je wieder herausfinden"?
5b. Tunnelerlebnis
Zitat:
"Ich schwebte wahnsinnig schnell durch diesen Trichter, und je weiter und höher ich dabei kam, umso mehr ging die Dunkelheit in Licht über. Die Intensität des Lichtes wandelte sich in tiefe Lila-Violett-Töne. Über mir sah ich ein ungeheuer gleißendes, strahlendes, weißliches Licht. Ich wirbelte und schwebte darauf zu".
6. Wahrnehmung einer außerweltlichen Umgebung
Zitat:
"Was ich zu sehen bekam, war unsagbar schön: Ich sah eine wunderschöne Landschaft voller Blumen und Pflanzen, die ich nicht näher benennen könnte. (...) Am treffendsten lässt es sich wohl mit den Worten "himmlische Szenerie" beschreiben.
7. Begegnung und Kommunikation mit Verstorbenen
Zitat:
"Auf einmal entdeckte ich überall Verwandte. Sie waren alle etwa 35 Jahre alt, auch mein kleiner Bruder, den ich nie kennen gelernt hatte; er war in den Kriegsjahren im alter von zwei Jahren, noch vor meiner Geburt, gestorben. Er war also ordentlich gewachsen, meine Eltern waren auch da und lächelten mir zu, genau wie die anderen".
8. Begegnung mit einem strahlenden Licht oder einem Wesen aus Licht
Zitat:
"Ich sah in der Ferne ein Licht, wie ich es auf Erden noch nie gesehen hatte. So rein, so intensiv, so vollkommen. Ich wusste, dies war ein Wesen, zu dem ich gehen musste".
9. Lebensschau oder Rückblick
Zitat:
"Mein ganzes Leben bis zum heutigen Tag schien sich in einer Art panoramaartigem dreidimensionalem Rückblick vor mir auszubreiten. Jedes Ereignis wurde von einem Wissen über Gut und Böse und der Einsicht in seine Ursachen und Folgen begleitet".
10. Ausblick, Vorschau oder "flash forward"
Zitat:
"Und blitzartig sah ich, wie ich mein Leben weiter gehen würde. Ich überblickte einen Großteil meines Lebens, der noch vor mir lag".
11. Das Wahrnehmen einer Grenze
Zitat:
"Dann kam ich an eine Grenze. (...) Mir war einfach klar, dass ich nie wieder zurück kehren könnte, wenn ich diese Grenze überschritt. (...) Ich durfte das Tor passieren oder in meinen leblosen Körper zurück kehren, den ich plötzlich wieder unter mir spürte. Ich hatte das Gefühl, der Weg durch die Pforte würde meinen endgültigen körperlichen Tod bedeuten. Im Bewusstsein, nun die Chance zu haben, mit der Einsicht zurückzukehren, dass dieser Seinszustand eine Realität ist, die realer erlebt wird als alles, was wir hier darunter verstehen (...), entschloss ich mich zurückzukehren".
12. Die bewusste Rückkehr in den Körper
Zitat:
"Als ich wieder in meinem Körper zu mir kam, war das schrecklich. (...) Und von dem Moment war es für mich sehr schwierig, wieder in meinem Körper zu leben, mit all den Einschränkungen, die ich damals empfand. Später erst erkannte ich, was für ein Segen diese Erfahrung für mich war, denn nun hatte ich die Gewissheit, dass es eine Trennung von Körper und Geist und ein Leben nach dem Tod gibt".
Im Wesentlichen wird also von den Menschen, die eine Nahtoderfahrung hatten, beschrieben, dass diese andere Dimension, in die sie da eingetaucht sind, viel realer empfunden wird, als das Diesseits. Zeit und Raum in der konventionellen Art scheint es dort nicht zu geben. Es wird von einer Lichterfahrung und dem Gefühl der unermesslichen Liebe berichtet. Es findet eine Lebensrückschau statt, die meistens eine sehr moralische Komponente hat. Oftmals wird von einer Grenze berichtet, nach der eine Rückkehr in den Körper nicht mehr möglich wäre. Die Rückkehr in den Körper wird meist als unangenehm und schmerzhaft empfunden.
Da es zwischen den einzelnen Beschreibungen sehr viele Parallelen gibt, scheint es also keinesfalls so zu sein, dass hier einfach willkürliche Inhalte wahrgenommen werden. Vielmehr scheinen diese Erfahrungen meistens ziemlich genau durchstrukturiert zu sein, einem Plan zu folgen und einen spezifischen Ablauf zu haben.
Wie gesagt, es gibt noch viel, viel mehr zu diesem Thema zu sagen. Aber fürs erste belasse ich es einmal bei diesen zwölf Elementen und den entsprechenden Schilderungen.